Hans im Glück

Gesellschaft gestalten ist seine ­Mission

Von einem Glücklichen ist hier die Rede. Von einem, der ein Geheimnis hat und andere daran teilhaben lässt. Der Glückliche, um den es hier geht, heißt Hans Reitz. Einer, der – so hat es Professor Muhammad Yunus auf den Punkt gebracht – geschäftliche Energie und Mitgefühl zu verbinden versteht. Genau das ist das Geheimnis von Hans Reitz, das er großzügig mit anderen teilt.
 
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Auf unsere erste Begegnung im Jahr 2004 hat uns das Universum sorgfältig vorbereitet. Zwei Jahre davor wurde ich eingeladen, an einer Preisverleihung in der Paulskirche in Frankfurt teilzunehmen. Der brasilianische Schriftsteller Paulo Coelho und der britische Schauspieler Peter Ustinov wurden vom Club of Budapest mit dem Planetary Consciousness Prize ausgezeichnet. Bis dahin kannte ich diesen Club nicht, der sich als eine Zukunftswerkstatt für Themen, die die Menschheit als Ganzes betreffen, versteht. Das Motto des Clubs deckt sich mit dem Selbstverständnis von Hans Reitz: „You can change the world."
 
Der Gründer des Clubs, der große Systemwissenschaftler Ervin László, begrüßte Preisträger und Gäste. Laudator war Karan Singh, ein Nachfahre des Maharadschas von Kaschmir und Kanzler zweier Universitäten. Obwohl das Ereignis 18 Jahre zurückliegt, habe ich seine Stimme noch immer im Ohr. Eine Singstimme, die zunächst in Pali sprach und danach eine englische Übersetzung lieferte. Die Gedanken, die er vortrug, waren kostbar wie Edelsteine. Einiges entstammte, wie ich im Nachhinein erfuhr, einer besonderen Quelle, die zu den ältesten Literaturquellen der Menschheit gehört – den vedischen Weisheitsbüchern der Hindus. Gleich nach der Feier bin ich Mitglied des Clubs geworden und habe mir auch die Bücher, aus denen Prof. Singh zitierte, besorgt. Darin habe ich eine Wahrgebung gefunden, die mich bis heute inspiriert und die auch Hans im Glück leitet. Sinngemäß steht da geschrieben, dass jeder Mensch durch die eigene Geburt die kosmische Ordnung durcheinanderbringt. Die Aufgabe des Menschen während seines Erdendaseins sei deshalb, die durch den Geburtsvorgang gestörte Ordnung wieder in eine Balance zurückzuführen, und zwar, indem er durch das, was er denkt, sagt und tut, das eigene Leben und das Leben anderer reicher und nicht ärmer macht.

Dieser weisen Wegweisung folgte Hans Reitz bereits meisterlich, bevor ich ihn kennen lernte. Unsere erste Begegnung ereignete sich im Jahr 2004. Mein Kunde BASF Colors hatte mich beauftragt, einen Vortrag im Rahmen einer der so genannten Color-Shows für die Automobilindustrie zu halten, bei der gleichzeitig die langjährige Trendspezialistin der BASF, Renate Weber, verabschiedet werden sollte. Das Rahmenprogramm des Events wurde von der Wiesbadener Kreativagentur circ gestaltet, und der Agenturchef Hans Reitz führte Regie. Ihm gefielen meine Inhalte, und er schlug gleich eine Zusammenarbeit vor. Dass dies der Auftakt für eine Vielzahl bahnbrechender Projekte war, wobei ich ihm die Bälle zuspielen würde, die er dann mit großer Treffsicherheit ins Tor schießen würde, war uns damals noch nicht bewusst.

Wohl bewusst war uns hingegen, dass wir Wahlverwandte sind, denn wir hatten rasch erkannt, was uns in besonderem Maße verband: der Wunsch, Unternehmen bei der Weiterentwicklung zu unterstützen. „Entwickeln" – schöne deutsche Sprache – bedeutet buchstäblich „die Wickel entfernen", um zum Kern, zum Wesen einer Sache vorzudringen. Und – da waren und sind wir uns einig – zum Wesen des unternehmerischen Handelns gehört das Gestalten von Gesellschaft.

Gesellschaft gestalten, das war und das ist die Mission von Hans Reitz. Und ja, er macht nicht irgendeinen Job, er hat eine Mission, er will dienen, er will Bedeutung kreieren und er will einen Unterschied machen.

Dafür erhält er über seinen Unternehmerlohn hinaus eine große interne Belohnung, weil das, was er tut, Sinn macht. Und es ist diese Belohnung, die ihn zum Hans im Glück macht. Zum Glück gehört auch, zur richtigen Zeit den richtigen Weggefährten zu begegnen. Viele dieser Begegnungen habe ich für Hans im Glück initiiert, und jedes Mal habe ich gestaunt, wie er das Glück – nicht nur das eigene – geschmiedet hat.

Bei der ersten Begegnung mit Ervin László und Peter Spiegel zum Beispiel, auf der Insel Hombroich im Jahr 2004, hat Hans den großen Systemwissenschaftler mit seinem Scharfsinn und seiner Neugierde so sehr beeindruckt, dass dieser uns beide für einige Tage zu sich nach Hause nach Italien einlud, wo er uns mit der Makroshift-Theorie vertraut machte. So hatten wir das Glück, auf den Übergang vom rationalen Denken und Handeln hin zum ganzheitlichen Denken und Handeln, der sich gegenwärtig vollzieht, rechtzeitig vorbereitet zu sein.

Heute stehen wir tatsächlich an einer Gabelung (Bifurkation), an der sich das System entscheiden muss: entweder für die Bildung einer kritischen Masse und den Durchbruch zu einer anderen Ebene oder für den Kollaps. An dieser Gabelung und bei der Entscheidung, welcher Weg zu nehmen ist, helfen die letzten Zeilen aus dem Gedicht „The road not taken" von Robert Frost:

„The road not taken
Two roads diverged in a wood, and I – I took the one less travelled by,
And that has made all the difference.”

Da wir nicht weitermachen können wie bisher, müssen wir uns für den einsameren Weg entscheiden, und die Chance ist groß, dass wir dort auch Hans im Glück begegnen, weil er schon immer auf dem einsameren Weg unterwegs ist.
 
Durch die Gespräche mit Ervin László und Peter Spiegel, der damals Geschäftsführer des Club of Budapest war, erfuhren wir, dass sich der Club Deutschland in einer Schieflage befand. Hans zögerte keinen Moment und schenkte aus seinem Privatvermögen erhebliche finanzielle Mittel für die Heilung des Clubs, die dann auch erfolgte. Einige Jahre später organisierte Peter Spiegel mit seinem Genesis Institute den ersten Vision Summit in Berlin. Er gewann seinen langjährigen Freund Prof. Muhammad Yunus, der gerade den Friedens- nobelpreis (2006) erhalten hatte, für die Keynote.

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Peter Spiegel schrieb mir die Rettung des Club of Budapest zu, und als Dankeschön schenkte er mir einen Tag mit dem frisch gebackenen Nobelpreisträger. Über diese Ehre habe ich mich natürlich gefreut, aber ich fand es unverhältnismäßig, dass ein dahergelaufener Holländer einen Tag des Lebens eines Nobelpreisträgers beansprucht. Ich bat Peter Spiegel darum, den Tag an den wirklichen Retter seines früheren Clubs weiterverschenken zu dürfen, und zwar an Hans im Glück. Der akzeptierte und schmiedete das Glück umgehend. Er kam an seinem Yunus-Tag mit einigen Vorständen von Dax-Unternehmen nach Berlin und fädelte jede Menge strategische Allianzen ein, die zu einer Vielzahl von Social Business-Projekten in aller Welt führten.

Dieses Schmieden macht er bis zum heutigen Tag als Kreativberater von Prof. Yunus. Gemeinsam mit ihm gründete er das Grameen Creative Lab, ein Labor, das seitdem international segensreich wirkt. Auch die wohltätige Investorenfirma Yunus Social Business, die Sozialunternehmen fördert, wie auch die YY-Foundation, sind aus dieser Verbindung hervorgegangen.

Das Super HappYYness Festival anlässlich des 80. Geburtstages von Prof. Yunus sollte der Höhepunkt dieser glücklichen Allianz sein, wäre nicht das Corona-Virus dazwischengekommen. Unbeirrt von dieser Tatsache macht Hans im Glück weiter, passioniert, kompetent, risikobereit und unternehmerisch auf vielen Bühnen in der Welt. Ja, er ist ein guter Schauspieler und deswegen bekommt er die schönsten Bühnen, die er virtuos bespielt, nicht zuletzt, weil er das ganze Stück kennt. Er übt seine Kunst vor den Augen der anderen, denn: „Das Glück, ein Geheimnis zu haben, verlangt nach dem Akt der Enthüllung." (M. McCarthy)

Prof. Jan Teunen ist Cultural Capital Producer und Geschäftsführer der Teunen Konzepte GmbH. Er kuratiert Unternehmen, indem er sich für Dinge engagiert, die nicht in den Bilanzen ausgewiesen sind: um Werte, Wissen und Wirken. Er lebt und arbeitet seit vier Jahrzehnten auf Schloss Johannisberg im Rheingau.

Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 10.06.2020
Dieser Artikel ist in forum 02/2020 - die Corona-Sonderausgabe - Einfach zum Nachdenken... und Handeln erschienen.
     
        
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