Wir befinden uns an einem Wendepunkt

Londoner Verkehrs-Experten kommentieren den Aufstieg der Elektroautos in Deutschland

Die Zahl der Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen in Deutschland hat im Jahr 2020 einen neuen Rekordwert erreicht. Zwei Wissenschaftler der City, University of London kommentieren die Entwicklung.

Die guten Verkaufszahlen von Elektrofahrzeugen in Deutschland sind Teil einer europaweiten Verschiebung hin zur Elektrifizierung
Mehr E-Autos und noch immer zu wenig Elektrotankstellen. © AKrebs60, pixabay.com
„In Europa werden mittlerweile mehr Elektroautos als Dieselfahrzeuge verkauft. Vor allem in Norwegen sind mehr als 80 % der Neuwagen E-Fahrzeuge, mehr als die Hälfte davon batterieelektrisch. Der Marktanteil von Elektrofahrzeugen ist in allen europäischen Ländern im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 enorm gestiegen, wobei sich der Anteil der batterieelektrischen Fahrzeuge in Großbritannien mehr als vervierfacht hat. Und dies, obwohl der gesamte Neuwagenmarkt im Laufe des Jahres aufgrund der Pandemie einen zweistelligen Rückgang verzeichnete.

Wir befinden uns an einem Wendepunkt, an dem Elektroautos zum Mainstream werden und sich schnell zum dominierenden Fahrzeugtyp entwickeln. Auf dem Weg dorthin gibt es große Hürden zu überwinden, wobei die Ladeinfrastruktur eine der wichtigsten ist. Aber Strategien wie der European Green Deal und die deutsche Gesetzgebung, die Tankstellen dazu verpflichtet, für EV-Ladestationen zu sorgen, werden auch in diesem Bereich zu einer Beschleunigung beitragen. Die Luft-Verbesserung während der Covid-Lockdowns hat gezeigt, wie sehr unsere Lebensqualität durch eine Umstellung auf Fahrzeuge mit geringeren Emissionen verbessert werden könnte, und diese Umstellung wird in den nächsten Jahren wahrscheinlich sehr schnell erfolgen."

Dr. James Morris ist Dozent für digitalen Journalismus an der School of Arts and Social Sciences, City, University of London.

 Saubere Luft in den Städten ist möglich 
„Der Anstieg der Popularität von Elektrofahrzeugen ist sicherlich zu begrüßen und wird auf das Zusammentreffen dreier Effekte zurückgeführt. Erstens wird endlich die Wahrheit über die gesundheitlichen Schäden in Zusammenhang mit der Luftvergiftung durch Benzin- und Dieselfahrzeugen bekannt, insbesondere durch letztere. Dies wurde jahrelang von der Automobilindustrie geleugnet und verschwiegen, da in den Homologation-Testzyklen wie dem NEFZ die Autos nicht auf die gleiche Weise wie auf der Straße getestet wurden. Die Autofahrer wurden sich nun dieser Tatsache bewusst und haben während der Lockdowns die Erfahrung gemacht, dass saubere Luft auch in Städten möglich ist. Die Regierungen haben nun das Mandat, Strafmaßnahmen vor allem gegen die umweltschädlichsten Benzin- und Dieselautos einzuleiten, und die Automobilindustrie reagierte durchaus positiv, indem sie den Wandel begrüßte, anstatt ihn zu bekämpfen. Zweitens sind die Kosten für Elektrofahrzeuge erheblich gesunken, vor allem durch die Reduzierung der Batteriekosten. Die Betriebskosten sind ein Bruchteil in Bezug auf Energie und Wartung. Elektroautos sind viel effizienter in der Nutzung der Energie und sie sind sehr einfach in Bezug auf die Anzahl der Teile, wobei Reibungsbremsen nur selten eingesetzt werden müssen. Drittens ist das Fahrerlebnis den Benzin- und Dieselautos deutlich überlegen. Es ist erfreulich zu sehen, dass sich dieser Wandel ausgerechnet in Deutschland, dem Zentrum der europäischen Autoindustrie, beschleunigt.

Das Haupthindernis für die Inanspruchnahme von Elektrofahrzeugen bleibt nach wie vor die Ladeinfrastruktur und insbesondere der Zugang zu Schnellladestationen. Es dauert 20 Sekunden, um ein Benzinauto aufzutanken und eine Reichweite von 100 Meilen zu erreichen, aber selbst an einem so genannten Schnellladegerät dauert der Vorgang 35 Minuten. Die nächste Generation von Elektroautos wird in der Lage sein, 350-kW-Ultra-Ladungen aufzunehmen, die diese Zeit auf 5 Minuten reduzieren. Die Bereitstellung von Strom für solche Ladepunkte ist jedoch eine große Herausforderung für die Netzversorgung an den meisten Orten, abgesehen von großen Tankstellen. Die Lösung für verteilte Ultra-Ladegeräte ist die Verwendung von lokalen Energiespeichern, die langsamer geladen werden, so dass die Energie in wenigen Minuten an das Fahrzeug abgegeben werden kann."

Professor Keith Pullen, PhD, DIC, FIMechE, CEng, ist Mitglied der Royal Academy of Engineering und Professor für Energiesystem, School of Mathematics, Computer Science and Engineering, City, University of London.

Kontakt: PPOOL, Ida Junker | ida.junker@ppool.eu


Technik | Mobilität & Transport, 13.01.2021

     
        
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