Mobilität braucht Miteinander
Die Verkehrswende gemeinsam gestalten
Diesen Beitrag von Michael Birk, Deutsche Bahn AG, finden sie im B.A.U.M.-Jahrbuch 2020 - Nachhaltige Stadt. Unternehmen als Akteure im urbanen Raum.
Klimawandel, Nachhaltigkeit, Verkehrswende – diese Begriffe sind mittlerweile fester Bestandteil
nahezu aller Bereiche der öffentlichen Diskussion. Und täglich machen sich Millionen Berufspendler
auf den Weg zur Arbeit, zu oft im eigenen Auto. Vor allem in Ballungszentren sind Parkplätze knapp
und gute Luft ebenso.
Bei der Gestaltung nachhaltiger Städte tragen Unternehmen als wichtige Akteure im urbanen Raum
große Verantwortung. Sie prägen Mobilität und Verkehr einer Stadt maßgeblich mit, da sie großen
Einfluss auf die Mobilität ihrer Mitarbeiter, Kunden und Besucher haben. Dieser Einfluss kann mittels
einer Vielzahl von Maßnahmen geltend gemacht werden, wie zum Beispiel durch die Bereitstellung
von Jobtickets, unternehmenseigenen Fahrzeugpools oder auch durch eine ausreichende Anzahl an
Fahrradparkplätzen.
Um wirklich etwas zu verändern, braucht es ein Umdenken: weg von der sektoralen Betrachtung (zum
Beispiel Auto versus Fußgänger versus Radfahrer) und der Entwicklung von Insellösungen hin zum
Erkennen und Nutzen von Synergien. Wenn jeder nur sein Ding macht, bedeutet das eine große, auch
geistige Ressourcenverschwendung – und das ist nicht nachhaltig! Mobilität sollte ganzheitlich betrachtet
werden. Nur so gelingt es, Verkehrsmittel und Mobilitätsangebote sinnvoll miteinander zu verknüpfen.
Raus aus den Silos – das bedeutet auch, sich bewusst zu machen, dass die eigene Bewegung/Mobilität
fast immer einen Effekt auf andere hat – sei es positiver oder negativer Natur.
Vom Gegeneinander zum Miteinander
Aktuell erleben wir in vielen Bereichen ein Gegeneinander, das kontraproduktiv zu einer nachhaltigen
Verkehrswende ist. Diese ist nämlich nicht länger eine Frage technischer Voraussetzungen, sondern
der Kooperation und Kollaboration.
Eine Mobilitätswende braucht also auch und zuerst eine Wertediskussion, einen Kulturwandel. Sie
braucht Initiativen, Formate und Anlässe, die bewusst geschaffen werden, um den unterschiedlichen
Akteuren Raum und Möglichkeiten für einen offenen Diskurs zu geben. Wir müssen gemeinsame
Visionen entwickeln, auf die wir hinarbeiten können. Ohne dies bleibt vieles Stückwerk und viele
Potenziale bleiben ungenutzt.
Driversity – Netzwerkinitiative für moderne Mitarbeiter-Mobilität
Mit driversity entstand vor über zwei Jahren ein solches Format. Das kollaborative und interdisziplinäre
Netzwerk bringt Praktiker und Macher aus Wirtschaft und Forschung zusammen, mit dem Ziel, Lösungen für nachhaltige und vernetzte Mitarbeitermobilität zu finden und umzusetzen. 150 Teilnehmer
aus 100 Unternehmen, darunter beispielsweise die Deutsche Bahn, die GLS Gemeinschaftsbank AG,
NTT Data, PwC und Barmer, sind schon an Bord.
Dabei zeichnet sich driversity durch eine Kultur der Offenheit, des Miteinanders und des Ausprobierens
aus und bietet allen Akteuren Raum für freies Denken und gegenseitige Inspiration. Jeder soll sein
Wissen einbringen und neue Erkenntnisse mitnehmen können. Das Netzwerk lebt von Mitarbeitern aus
verschiedenen Bereichen, Unternehmenskulturen und Hierarchieebenen sowie dem Mix aus jahrelanger
Erfahrung und ungewöhnlichen Ansätzen.
Die interdisziplinären Teams arbeiten an verschiedenen Projekten unter den übergeordneten Clustern
digitale Mobilität, individuelle Mobilität und Incentivierung. Dabei haben alle eines gemeinsam: Es geht
darum, praktikable Lösungen zu entwickeln, die direkt in Unternehmen getestet und in naher Zukunft
auch umgesetzt werden können.
Mehrwert für Unternehmen
Beteiligte Unternehmen profitieren in vielerlei Hinsicht: Der Blick über den eigenen Tellerrand zeigt
zum einen, wie vielfältig die Maßnahmen und Angebote für die Gestaltung nachhaltiger Mitarbeitermobilität bereits sind. Zum anderen ergeben sich Synergieeffekte, etwa indem ein Projekt gemeinsam
entwickelt und dann in unterschiedlichen Unternehmen getestet werden kann. So bringt driversity nicht
nur Inspiration in die Unternehmen, sondern unterstützt diese praktisch dabei, Mitarbeitermobilität
neu und nachhaltig (weiter) zu entwickeln und so auch der Verantwortung als wichtige Akteure im
urbanen Raum gerecht zu werden.
Wenn es uns gemeinsam gelingt, Verkehrsmittel sinnvoll zu kombinieren, ihre Nutzung in unsere
Lebens- und Arbeitskontexte zu integrieren, dann wird bereits diese Flexibilisierung zu deutlich weniger
Schadstoffausstoß, Lärm, Platz- und Ressourcenverbrauch beitragen.
Michael Birk ist Leiter des Strategischen Kunden- und Projektmanagements im Vertrieb Geschäftskunden der
Deutschen Bahn und war 2017 einer der Initiatoren der offenen B2B-Netzwerkinitiative driversity für moderne
Mitarbeitermobilität.
Quelle: B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
Gesellschaft | Green Cities, 01.12.2020
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