SUV liegen im Trend. Die Devise sollte jedoch lauten: So groß wie unbedingt nötig und so leicht wie irgend möglich! E-SUV sind eine Alternative. Zusätzlich lässt sich die Ökobilanz beispielsweise durch den Einsatz der Akkus als Energiespeicher im sogenannten „Second Life" verbessern.
Veränderung der globalen CO2-Emissionen nach Energiesektor
Peter Blenke
Mensch macht Klima!
Was wir zum Klimawandel wissen sollten
2020
184 Seiten
ISBN 978-3938925843
19,90 EUR
www.wackler-group.de |
Sport Utility Vehicles (SUV) sind eine Mischform aus Limousine und
Geländewagen - und liegen voll im Trend. Weltweit sind etwa 200 Millionen SUV
unterwegs, 2010 waren es noch 35 Millionen. Am 1. Januar 2020 waren in
Deutschland rund 3,8 Millionen Pkw aus dem SUV-Segment registriert. Ihr
Marktanteil liegt heute bei über 30 Prozent – und steigt weiter.
Viel Leistung, eine schlechtere Aerodynamik und das hohe Gewicht fordern in Bezug auf das Klima einen hohen Tribut. Laut Greenpeace Report von 2019 hängen SUV und Geländewagen mit einem durchschnittliche CO2-Ausstoß von 144 Gramm/Kilometer alle anderen Pkw-Modelle ab. Das Fazit der Nonprofit-Organisation: „SUVs und Geländewagen stehen im Widerspruch zum Pariser Klimaschutzabkommen."
Und die Internationalen
Energieagentur (IEA) stellte in einer Studie 2018 fest: Seit 2010 sind die CO2-Emissionen der weltweiten SUV-Flotte
um 0,55 Gigatonnen auf rund 0,7 Gigatonnen gestiegen. Nach dem Energiesektor
stellt sie den zweitgrößten
Beitrag zum Anstieg der weltweiten CO2-Emissionen. Die gute Nachricht: Zunehmend werden auch
reine Elektro-SUV gekauft , wenn auch noch in recht überschaubaren Mengen. Der
Großteil der Käufer entscheidet sich für einen SUV Plug-in-Hybrid, also ein
Auto, das sowohl über den Verbrennungsmotor als auch am Stromnetz
geladen werden kann. Elektroautos, die mit rein erneuerbarer Energie geladen werden, haben unbestrittenen einen deutlichen (Umwelt-) Vorteil - auch im Hinblick auf die neue CO2-Bepreisung ab 2021.
Zudem dürfen sie an vielen Ladestationen umsonst parken und genießen in allen
Umweltzonen freie Fahrt.
Akkus ein zweites Leben schenken
Doch es gibt Wermutstropfen:
Über 2 Tonnen Eigengewicht brauchen eine große Batterie, die durch die benötigten
Ressourcen und den höheren Herstellungsaufwand einen großen CO2-Rucksack mit sich
bringt - was wiederum die gesamte Klimabilanz drückt. Mögliche CO2-Reduktionen durch alternative
Rohstoffe für die Herstellung der Akkus oder das Recycling der Batterien könnten
die Ökobilanz der E-SUV künftig verbessern. Sehr sinnvoll wäre die Nutzung der
Auto-Batterien im sogenannten „Second Life". Wenn sie für die Autofahrt nicht
mehr genügen, haben die Akkus nach ihrem mobilen Einsatz laut ADAC meist noch
einen Energiegehalt von bis zu 80 Prozent.
Bis zu 12 Jahre lang
könnten die Batterien dann zum Beispiel noch als stationäre Stromspeicher in
Unternehmen und privaten Haushalten zum
Einsatz kommen. Reine Schwarz-Weiß-Malerei ist bei der rigoros geführten SUV-Debatte fehl am
Platz. Strikte Reglementierungen oder gar ein Verbot der am Pranger stehenden
Trend-Modelle sind ebenfalls nicht förderlich. Im Gegenzug aber auch nicht das völlig
bedenkenlose Einsteigen in immer größer werdende XXL-SUV. Die Devise sollte
lauten: So groß wie unbedingt nötig und so leicht wie irgend möglich! Wenn es
denn wirklich ein SUV sein muss, fährt man mit der umweltfreundlichsten Variante,
dem E-SUV, am besten. Noch besser für Klima und Gesundheit ist es, wenn möglich
ganz auf das Auto zu verzichten und öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen,
Fahrrad zu fahren oder zu Fuß zu gehen.
Peter Blenke ist
Vorstand/CEO der Wackler Holding SE. Er befasst sich seit über 15 Jahren
mit dem Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Der Text stammt aus seinem Buch „Mensch macht Klima!", das wissenschaftliche und komplexe Zusammenhänge des
Klimawandels auf verständliche und unterhaltsame Art darstellt.