Fahrrad-fit in die Zukunft

Tipps für betriebliche Fahrradförderung

Seit nunmehr fünf Jahren begleitet B.A.U.M. die GIZ auf ihrem Weg in die fahrradfreundliche Unternehmensgestaltung. Mittlerweile sind die deutschen Standorte in Bonn, Eschborn (bei Frankfurt a. M.) und Berlin alle als fahrradfreundlicher Betrieb zertifiziert und mehrheitlich mit dem Goldzertifikat ausgezeichnet. Wir sprachen mit Natalia Astrin, seit 2017 Fahrradkoordinatorin bei der GIZ in Bonn, darüber, was bei der betrieblichen Fahrradförderung wichtig ist.
 
Frau Astrin, warum gehört für die GIZ Fahrradförderung zum Nachhaltigkeitsmanagement?
Natalia Astrin ist seit 2017 Fahrradkoordinatorin bei der GIZ in Bonn. © GIZ, Yves ItzekMit dem Auftrag der Bundesregierung zu nachhaltiger und umweltgerechter Internationaler Zusammenarbeit sieht sich die GIZ dem Klimaschutz und den Zielen in der Agenda 2030 für eine weltweite gerechte und nachhaltige Entwicklung verpflichtet. Mit dem neuen Nachhaltigkeitsprogramm 2021-25 haben wir uns umfangreiche Ziele gesetzt, z.B. im Bereich Ressourceneffizienz, nachhaltige Mobilität und damit einhergehend auch für die Reduktion unserer Treibhausgas-Emissionen.
 
Das seit 2013 in der GIZ verwendete Eco Management and Audit Scheme (EMAS) unterstützt unsere Anstrengungen im Umweltmanagement und ermöglicht eine kontinuierliche Verbesserung unserer Umweltleistung. Bis hin zum großen Ziel – die Klimaneutralität, die die GIZ durch Vermeidung, Minderung und Kompensation im Jahr 2020 erreichte. Dazu gehört selbstverständlich auch die größtmögliche Reduktion der Treibhausgas-Emissionen durch nachhaltige Mobilität. Auch wenn es im internationalen Projektalltag nicht immer gelingt, kilometerintensive Reisen zu vermeiden, ist der Weg zum Büro ein Faktor, den (fast) jeder selbst beeinflussen kann. Und was eignet sich hier besser als das Fahrrad – ein Fortbewegungsmittel, das sowohl den CO2-Fußabdruck senkt als auch die Gesundheit stärkt? 

Daher gehört die Fahrradförderung in das Nachhaltigkeitsverständnis der GIZ. Seit 2017 erfassen wir in regelmäßigen Abständen über eine statistische Berechnung aus Pendlerbefragungen den Anteil der Radnutzung unter unseren Mitarbeitenden und analysieren ihr Pendelverhalten zu unterschiedlichen Jahreszeiten. Die Pendlerbefragungen sind auch ein wirksames Instrument, um fahrradspezifische Bedarfe abzufragen und ggf. das Angebot zu optimieren.
 
Was ist notwendig, um die Mitarbeitenden für das Fahrrad zu gewinnen?
Haben Sie Tipps für Unternehmen, die fahrrad-fit werden wollen?
Wichtig ist eine fahrradfreundliche Infrastruktur: Die GIZ-Büros in Bonn, Eschborn und Berlin sind mit ausreichend überdachten und offenen Fahrradstellplätzen auf dem Gelände und in den Tiefgaragen ausgestattet. Bei den GIZ-eigenen Gebäuden, wie z.B. in Bonn und Eschborn, überwachen wir eng und konsequent den Bedarf an Fahrradparkplätzen und justieren zeitnah nach, wenn sich Knappheiten abzeichnen – zum Beispiel indem wir überschüssige Autoparkplätze freigeben und mit Fahrradständern ausstatten. Exklusive geräumige Parkplätze stehen jetzt auch für Fahrräder mit Anhängern oder Lastenräder zur Verfügung. Und selbstverständlich verfügen die meisten GIZ-Gebäude über Duschen und Umkleideräume, auch Spinde und Trocknungsmöglichkeiten sind überall vorhanden. Allerdings gibt es hier spürbare Unterschiede zwischen der Ausstatt ung der GIZ-eigenen Räumlichkeiten und der angemieteten Räume.
 
Auch für den Fall von Pannen sollte man für die Fahrradfahrer:innen Hilfsmittel bereit stellen. So stehen in den Bonner Tiefgaragen Radservicestationen zur Verfügung: In ein paar Handgriffen ist der angeschlagene Drahtesel an der Säule aufgebaut und einem Schlauchwechsel o.ä. steht nichts mehr im Wege. Über einen QR-Code kann man bequem eine Schraubanweisung auf sein Smartphone laden und sich bei Fragen helfen lassen. Ganz neu bieten wir auch einen kleinen Vorrat an üblichen Ersatzteilen wie Schläuche, Glühbirnchen oder Ketten an. Einmal entnommen, wird das entsprechende Ersatzteil von Mitarbeitenden nachgekauft und der Vorrat wieder aufgefüllt.
 
Und last not least ist es sehr wichtig, neue Trends rechtzeitig aufzugreifen. In den letzten Jahren hat sich z.B. der Anteil der E-Bikes am Fahrradbestand der Belegschaft signifikant erhöht. Ihre Akkus können diese Kolleg:innen kostenfrei und sicher in modernen Ladeschränken aufladen, deren genutzter Strom über die hauseigene Photovoltaikanlage produziert wird.
 
Unsere Erfahrung sagt: Mit der guten und sicheren Infrastruktur allein ist es nicht getan.
Wie setzten Sie das Thema Fahrradmobilität in der internen Kommunikation um?
Die GIZ räumt der Kommunikation eine hohe Priorität ein. Informationen über das Mobilitätsangebot der deutschen Standorte sind an gut sichtbaren Stellen im GIZ-Intranet und an den Bildschirmen in den öffentlichen Sammelräumen platziert. Für eine gute Kommunikation bedarf es aber auch konkreter Personen. Dafür beauft ragt die GIZ drei Fahrrad-Koordinator:innen an den Standorten in Bonn, Eschborn und Berlin. In Zusammenarbeit mit dem ADFC oder den örtlichen Repaircafés organisieren wir kostenfreie Fahrradchecks und -codierungen und steuern die bundesweiten Fahrradaktionen wie „Mit dem Rad zur Arbeit" oder Stadtradeln. Zudem fungieren wir als Ansprechpersonen und erste Anlaufstelle für Wünsche oder Beschwerden aus der Belegschaft. Wir arbeiten eng mit dem Nachhaltigkeitsbüro und dem Facility Management des Unternehmens zusammen, um die Fahrradinfrastruktur fortlaufend zu verbessern. Gleichzeitig engagieren wir uns in den zahlreichen GIZ-Umweltinitiativen, organisieren Leihräder für Praktikant:innen und neue Mitarbeitende, verfassen Rad-Newsletter und veranstalten Interessiertentreffs. Durch die Kooperation mit dem ADFC und den Verantwortlichen in der jeweiligen Stadtverwaltung beteiligen wir uns an gesellschaftlichen Aktivitäten. Zum Beispiel war die GIZ Bonn eine Sammelstelle für Unterschriftenbögen im Rahmen der Radentscheide NRW und Bonn. So bekommt die GIZ-Belegschaft  auch eine starke Fahrradstimme in der kommunalen Politik.  
 
Hat die Corona-Pandemie Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten in Ihrem Unternehmen?
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Tatsächlich hat die Zahl der Fahrradfahrer:innen zugenommen. Viele vormalige Fahrradmuffel haben entdeckt, wie kontaktarm und ansteckungsfrei man mit dem Fahrrad unterwegs ist. Selbst trotz derzeit gesperrter Duschen und Umkleiden bleibt die Nutzung des Fahrrads eine sehr beliebte Dienstwegoption.
 
Vielen Dank, Frau Astrin, für das Gespräch.

Steuertipps für nachhaltige Mobilität
Der Gesetzgeber hat in den letzten Jahren einige steuerlich vorteilhafte Re­gelungen zugunsten nachhaltiger Mobilität getroffen – Unternehmen können davon profitieren. Hier einige wichtige Aspekte:
  • Bei normalen Fahrrädern und E­-Bikes bis 25 km/h stellt der geldwerte Vor­teil einen steuerfreien Arbeitslohn dar, wenn seitens des Arbeitgebers die Überlassung „on top" erfolgt, also zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Entgelt. Auch die Sachbezugsfreigrenze von 44 Euro kommt bei der Besteu­erung des Dienstrads nicht zu Anwendung.
  • Nur wenn das Fahrrad bzw. dessen Leasingraten per Gehaltsumwandlung bezahlt werden, ist ein geldwerter Vorteil zu versteuern, der sich aktuell an der monatlichen 1-­Prozent-­Pauschale von nur noch ¼ des Bruttolisten­preises bemisst.
  • Das Laden von Elektrofahrzeugen (Elektroräder und Elektroautos) beim Ar­beitgeber muss nicht als geldwerter Vorteil versteuert werden.
  • Zuschüsse des Arbeitgebers zu Monatskarten für Busse und Bahnen müssen ebenfalls nicht als geldwerter Vorteil angerechnet werden.
  • Die steuerliche Pendler-­Entfernungspauschale gilt unabhängig vom ge­nutzten Verkehrsmittel – dies gilt auch für die erhöhte Pauschale ab dem 21. Entfernungskilometer.
  • Zahlreiche weitere Regelungen fördern die Nutzung von Elektrofahrzeugen.

Quelle: BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften

Technik | Mobilität & Transport, 01.03.2021
Dieser Artikel ist in forum 01/2021 - SOS – Rettet unsere Böden! erschienen.
     
        
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