LandMobil - unterwegs in ländlichen Räumen
Mobil sein in ländlichen Räumen ohne eigenes Auto?
Wie das auch in Zukunft gehen kann, erproben die bundesweit 41 Projekte der Fördermaßnahme LandMobil.
Im Zuge des demografischen Wandels und sinkender Bevölkerungszahlen verändert sich in ländlichen Regionen auch die Nachfrage- und Angebotssituation von Gütern und Dienstleistungen. Die Konzentration von Versorgungs- und Dienstleistungsangeboten auf zentrale Orte führt oft dazu, dass Arbeitsplätze und Einkaufsmöglichkeiten sowie Bildungs-, Gesundheits-, Kultur- und Freizeitangebote ohne eigenes Auto schwer zu erreichen sind. Klassische Mobilitätsangebote des ÖPNV können aufgrund der geringeren Nutzerzahlen in ländlichen Räumen darüber hinaus oft nicht kostendeckend betrieben werden.
Ansatz und Zweck der Fördermaßnahme
Mit „LandMobil – unterwegs in ländlichen Räumen" fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) modellhafte Projekte zur Verbesserung der Mobilität in ländlichen Räumen. LandMobil ist ein Baustein des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung (BULE). Das BULE soll durch die Förderung von Modellprojekten zu zentralen Themen der ländlichen Entwicklung dazu beitragen, ländliche Regionen als attraktive Lebensräume zu erhalten und die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Stadt und Land zu sichern. Ziel ist es, die Erkenntnisse der innovativen Projekte in die Breite zu tragen, sodass diese bundesweit genutzt werden können. Die Projekte der Fördermaßnahme LandMobil haben im Jahr 2020 die Arbeit aufgenommen und laufen noch bis Ende 2022.
Die geförderten Projekte setzen praktische Lösungsansätze für verschiedene Mobilitätsbedürfnisse mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln und unterschiedlichen Organisationsstrukturen um. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse erweitern die Wissensbasis für die Politikgestaltung auf Ebene der Kommunen, der Länder und des Bundes. Daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen können zudem für neue Mobilitätsprojekte und -initiativen in ganz Deutschland genutzt werden. Darüber hinaus soll durch Bürgerbeteiligungen und durch Öffentlichkeitsarbeit das Bewusstsein für eine stärkere Nutzung von Verkehrsmitteln des Umweltverbundes in ländlichen Räumen verbessert werden.
Ansätze für nachhaltige Mobilität in ländlichen Räumen
Die LandMobil-Projekte zeigen, dass neben der oftmals notwendigen Finanzierung durch die öffentliche Hand häufig auch das ehrenamtliche Engagement der Menschen vor Ort einer der entscheidenden Faktoren für das Gelingen von Mobilitätsangeboten ist.
Neue Ansätze zur Mobilität ohne eigenes Auto eröffnet die zunehmende Digitalisierung. So können beispielsweise Mobilitätsangebote über digitale Auskunftssysteme einen höheren Bekanntheitsgrad erlangen und somit gegebenenfalls auch höhere Einnahmen erzielen. Solche Auskunftssysteme bestehen häufig in Form von mobil nutzbaren Smartphone-Apps. Auch für die Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten spielen Apps eine zentrale Rolle. Ein Mittel zur Verbesserung der Erreichbarkeit und Anschlusssicherung kann die Erstellung verlässlicher „intermodaler Reiseketten" sein. Dabei werden Fahrtmöglichkeiten unterschiedlicher Verkehrsmittel kombiniert und aufeinander abgestimmt. Wichtig für die Planung solcher Fahrten sind Informationssysteme, die unterschiedliche Verkehrsmittel umfassen und möglichst auch eine direkte Buchung der gesamten Fahrt ermöglichen.
Neben Bürgerbussen sind sogenannte On-Demand-Angebote eine Möglichkeit, trotz geringer Bevölkerungsdichte eine gute Erreichbarkeit in ländlichen Räumen zu gewährleisten. Bei dieser flexiblen und effizienten Bedienform des ÖPNV gibt es keine starren Fahrpläne, sondern die Fahrtrouten und Abfahrtzeiten werden jeweils, so weit möglich, nach Bedarf der Fahrgäste festgelegt. Die Ansätze der Modellprojekte bei LandMobil sind so vielfältig wie die ländlichen Räume selbst. Daher können sie unterschiedliche Erfahrungswerte schaffen und Inspiration für die Verbesserung der Mobilität in ländlichen Räumen sein. Die folgenden Projekte stellen einen kleinen Ausschnitt aus den 41 laufenden Projekten der Fördermaßnahme dar und zeigen beispielhaft, wie die Projekte verschiedene Lösungsansätze erproben.
BMMLand – Nachhaltige Mobilität durch Betriebliches Mobilitätsmanagement (B.A.U.M. Niedersachsen e.V.)
In fünf ländlichen Kommunen und jeweils ca. fünf dort ansässigen Betrieben werden beispielhaft die Potenziale für nachhaltige Mobilität durch betriebliches Mobilitätsmanagement in ländlichen Räumen dargelegt. Neben der Umsetzung von Beratungsangeboten zum betrieblichen Mobilitätsmanagement wird die klimafreundliche Mitarbeitermobilität durch den kostenlosen Verleih von Pedelecs, Lasten-E-Rädern, Falträdern etc. in den beteiligten Kommunen und Betrieben konkret unterstützt.
Emobil – ElektroMobilitätsangebot Spiekeroog/Neuharlingersiel (Nordseebad Spiekeroog GmbH)
In den Gemeinden Spiekeroog und Neuharlingersiel wird ein auf den speziellen Bedarf der Küsten- und Inselbewohner:innen ausgerichtetes stationsgebundenes Elektromobilitätsangebot entwickelt. Um die Erreichbarkeit von Bahnhöfen und somit die Anschlussmobilität für Ortsansässige und Urlaubsgäste zu verbessern, entsteht hierzu am Fährhafen Neuharlingersiel ein Carsharing-Angebot mit einer Flotte von Elektrofahrzeugen.
ELVU – Emsland vernetzt unterwegs (Landkreis Emsland)
Das Projekt ermittelt die Wegebedürfnisse von Bürgerinnen und Bürgern im Landkreis Emsland und entwickelt davon ausgehend neue Mobilitätslösungen in Verbindung mit Elektromobilität. Eine digitale Vernetzungsplattform mit Mobilitäts-App wird die Bildung von Mobilitätsketten aufzeigen und die Gestaltung neuer bedarfsgerechter Lösungen ermöglichen. Auf diese Weise sollen insbesondere die Anschlussmobilität und die Mobilität auf der letzten Meile verbessert werden. Die Entwicklung pilothafter Angebote erfolgt für die Kombination von Pflegedienstleistungen und Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs, für die Kombination von Handwerksfahrten mit Lieferfahrten von Kleinen und Mittelständischen Unternehmen sowie in Form eines Fahrdienstes.
mobileG (Deutscher Genossenschafts und Raiffeisenverband e.V.)
Mit dem Projekt mobileG sollen kooperative Mobilitätskonzepte und Geschäftsmodelle gemeinsam mit bereits aktiven Bürgerenergie-Genossenschaften (BEGs) entwickelt und in fünf ausgesuchten Regionen in der Praxis erprobt werden. So sollen gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern, Kommunen und Unternehmen Versorgungslücken des bestehenden ÖPNV geschlossen werden. Die erprobten Konzepte können in Form eines Handlungsleitfadens später von anderen Genossenschaften genutzt werden.
Patrick Anhelm ist Referent mit den Schwerpunkten Mobilität und Nahversorgung im Kompetenzzentrum Ländliche Entwicklung (KomLE) in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Das KomLE setzt das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft um. www.ble.de/komle
Quelle: B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
Technik | Mobilität & Transport, 01.03.2021
Dieser Artikel ist in forum 01/2021 - SOS – Rettet unsere Böden! erschienen.
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