Deine Einzigartigkeit ist der Schlüssel
Die Klimakrise durch Selbstzuwendung lösen
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Den entscheidenden Punkt haben wir noch nicht erkannt: Wir berauben uns der eigenen Wirksamkeit. Dabei ist es simpel, was wir für die ökologische Wende brauchen: die radikale Zuwendung zu unserem Selbst.
Auch die Millionen Menschen bei den Fridays-for-Future-Demonstrationen ändern nichts – trotz aller Kämpfe der letzten Jahrzehnte hat sich die ökologische Krise nur verschärft. Und an den Demonstrationen lässt sich Folgendes ablesen:
- Wir haben die falsche Perspektive. Es geht nicht um Klimaschutz. Sondern darum, dass wir als Menschheit überleben. Das Ökosystem der Erde wird auch diese Krise dazu nutzen, zu einer höheren Komplexität zu gelangen – mit oder ohne uns.
- Wir haben ein falsches Verständnis. Wir glauben, wir könnten das Ökosystem kontrollieren und seine Dynamiken rückgängig machen. Das ist die Illusion der Zwei-Grad-Grenze. Doch die Erde hat eine Komplexität, die wir nur erahnen können. Unsere Chance liegt allein darin, ihre Dynamiken mitzugestalten und uns ihnen anzupassen.
- Wir wählen die falschen Ansätze. Wir delegieren die Verantwortung – an die Politik, die Wirtschaft, die Technik. Und machen uns damit selbst hilflos. Wir lösen die Herausforderung nur, wenn wir erkennen, dass jeder mit seinem Tun die Maschinerie der Misere mitbedient.
Das Geschenk der Selbstwirksamkeit
Wir Menschen sind essentielle Mitgestalter unseres Ökosystems und dabei mit allem verbunden. Ökologisch heilend handeln wir dann, wenn wir die Beschränkungen unseres Egos überschreiten und unser Bewusstsein erweitern. Erkenntnisse ganz unterschiedlicher Disziplinen, von der Hirn- und Traumaforschung bis zu asiatischen Achtsamkeitspraktiken, zeigen, dass diese Hinwendung zum Selbst zu massiven Veränderungen führt. Unser Wohlbefinden steigt, unser Denken, unsere Aufmerksamkeit und unsere Wahrnehmungsfähigkeit wachsen. Wir erlangen Zugang zu unserer intuitiven Weisheit und zu den essentiellen Fragen des Lebens: Wofür lebe ich? Welche Welt will ich gestalten? In den Antworten liegt eine tiefe innere Motivation und Kraft. Damit können wir uns als Gesellschaft ganz anderen Fragen zuwenden:
- Wie können wir so produzieren und wirtschaften, dass wir mehr Ressourcen schaffen als verbrauchen?
- Wie können wir uns in der Wissenschaft auf das Entdecken neuer Wege und Handlungsmöglichkeiten fokussieren?
- Wie schaffen wir eine Demokratie, in der die Bürger nicht die Betroffenen, sondern die Gestaltenden sind?
Der Weg in die Freiheit ist möglich
Die Welt aber, die wir uns geschaffen haben, versperrt uns den Zugang zu unserem Selbst. Sie folgt dem globalisierten, westlichen Weltbild, bei der wir Menschen von der Natur getrennt sind. Wir misstrauen der Natur und wir misstrauen der Natur in uns selbst. Unser ganzes soziales Gewebe basiert auf Kontrolle, Angst und Ausgrenzung.
Doch diese Angst können wir uns jederzeit nehmen: indem wir unser Selbst an erste Stelle setzen. In dem wir uns mit dem Leben verbinden, die Trennung und das Misstrauen überwinden und uns den inneren Fragen und Bedürfnissen widmen. Wir lernen, auf uns selbst zu hören und zu verwirklichen, was uns gegeben ist. Doch Vorsicht! Wir wenden uns dabei nicht uns selbst zu. Wir wenden uns unserem Selbst zu. Das ist ein entscheidender Unterschied. Denn es geht darum, dass wir aus unserem kleinen Ego heraustreten und uns mit unserem größeren Selbst verbinden.
Der Spaziergang zum Selbst
Der erste Schritt liegt in der Begegnung mit unserem Körper. Wir lernen, uns von innen heraus wahrzunehmen – nicht nur unsere Gedanken und Gefühle, sondern unseren ganzen Körper. Dazu reichen kurze Pausen wie ein Spaziergang, in denen wir uns zurückziehen. Durch das Fokussieren auf den Atem nehmen wir wahr, was wir fühlen, empfinden, denken. Dabei können wir die Zusammenhänge von körperlichen Zuständen, Gefühlen, Denken und Handeln beobachten und in den Fluss mit allem kommen. Und dann kommt die Frage zu uns selbst: „Was sagt mein Selbst dazu?" Doch es bedarf Geduld, denn das Selbst lässt sich manchmal Zeit mit seiner Antwort. Dafür wird es uns überraschen.
Meditationstechniken, Yoga, Tai-Chi oder Feldenkrais unterstützen uns in dieser Arbeit. Sie helfen uns, den Fokus länger zu halten. Und sie unterstützen uns, wenn die Schale des Selbst aufbricht und das Selbst uns mit lange gehegten Wünschen, Bedürfnissen, aber auch tief unterdrückten Gefühlen und Erfahrungen konfrontiert.
Alles ist dienlich
Entscheidend dabei ist, dass wir das Leben vollständig in die Hand nehmen und für nichts mehr die Verantwortung woanders suchen. Alles, was uns geschieht, ist uns dienlich und hilft, mit uns selbst in Einklang zu kommen. Selbstverantwortung heißt, auf alles im Leben eine eigene Antwort zu finden. Auch für die schwierigen und schmerzhaften Erfahrungen, die wir sonst so gerne ausblenden.
Dieser Einklang ist das Tor zu einem viel umfassenderen, ganzheitlichen und lebensdienenden Handeln. Wenn wir anfangen, nach dem Leben in uns zu handeln, dann verändert sich unser Verhältnis zu unserer Mitwelt von ganz alleine. Wie schreibt es Laotse: „Wer die Welt als sein Selbst liebt / dem kann man die Welt anvertrauen."
Gabriel Fehrenbach gründete nach Stationen im Rundfunk, in der Politik und der Unternehmensberatung 2017 SAMU TRANSFORMS, um die gesellschaftliche Starre in den zentralen ökologischen und sozialen Themen zu überwinden. Dafür entwickelt der Facilitator neue Prozesse für Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 16.03.2021
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