Milchstraße, Andromeda und Antares im Blick
Das Dorf Rumbach im Dahner Felsenland hat es als erste Kommune zum Titel „Gemeinde unter den Sternen“ gebracht. Ressourcen und Kosten spart sie obendrein.
Als erste Gemeide überhaupt hat das 450-Einwohner-Dorf Rumbach den Titel "Gemeinde unter den Sternen" erworben. Damit hat das Projekt "Sternenpark Pfälzerwald" einen ersten zertifizierten Standort für die Beobachtung des Nachthimmels.
„Mach’s Licht aus, dass wir die Sterne besser sehen!" Mit diesem Satz zitiert Ralf Weber, Ortsbürgermeister der 450-Einwohner-Gemeinde Rumbach im Dahner Felsenland, Gäste eines Restaurants am Ortsrand. Denn von jener Terrasse aus lasse sich der Nachthimmel über der pfälzischen Gemeinde besonders angenehm genießen. Als erste und bislang einzige Kommune überhaupt hat Rumbach den Titel „Gemeinde unter den Sternen" errungen – eingebettet in das Projekt „Sternenpark Pfälzerwald".
Für die Zertifizierung braucht es Punkte in mehreren Kategorien, etwa Lichtmenge und -lenkung (möglichst zentriert Richtung Boden), Leuchtdauer und Farbspektrum des Lichts. Gerade das letzte Kriterium macht es manchen potenziellen Interessenten schwer: Viele Gemeinden haben erst vor kurzem ihre Straßenbeleuchtung auf LED-Technik umgerüstet – und ausgerechnet die besonders sparsamen Leuchten erfüllen die Anforderungen an die Lichtfarbe nicht.
Darin sieht Anna Katharina Prim, Projektkoordinatorin von „Sternenpark Pfälzerwald" einen Grund, warum Rumbach bisher als einziger Ort zertifiziert ist. Den durchaus anspruchsvollen Silber-Standard haben die Rumbacher bereits geschafft, „Gold" wollen sie noch erreichen – mit vielerlei Maßnahmen. Das reicht vom Herunterdimmen der 80 Straßenlampen auf weniger als die halbe Leuchtkraft (was auch deutlich Kosten spart) über den Verzicht auf alle unnötigen Lichtemissionen bis hin zum Einbeziehen der Bürger, die auf störende Beleuchtung an ihren Häusern und drum herum verzichten.
Vielfältige Bürgerbeteiligung
Denn die Bevölkerung zieht toll mit, berichtet Bürgermeister Weber voller Stolz. Und das nicht nur im Sternenpark-Projekt. An erfolgreichen Gemeinschaftsaktion zählt Weber beispielhaft den Bau von Fledermauskästen auf, die Bepflanzung von Blühstreifen und Blumenbeeten, die Vorarbeiten für das Aufstellen von „Insektenhotels" – all das unter reger Bürgerbeteiligung. Ein gemeinsam geschaffener Generationenpark mit Boule-Feld, Wasserspielen und Kneipp-Becken, Spielmöglichkeiten und behindertengerechter Toiletten-Anlage hat sich als Dorf-Treffpunkt fest etabliert. Dieser gelebte Gemeinsinn ließ Rumbach auch zum ersten „fair-trade-Dorf" überhaupt werden.
Den Laden mit fair gehandelten und regionalen Produkten nutzen Einheimische und Touristen in gleicher Weise. Das macht das professionell geführte Geschäft profitabel – übrigens auch für die zahlreichen Vermieter von Ferienwohnungen und Gästezimmern im Ort.
Erweiterter Service der Vermieter
Als „Gastgeber unter den Sternen" können sich Vermieter ebenfalls zertifizieren lassen. Dazu müssen sie, über den Verzicht auf unnötige Außenbeleuchtung hinausgehend, einigen Zusatz-Service bieten: beispielsweise das Vorhandensein von Taschenlampen mit spezieller Lichtfarbe für die Orientierung draußen bei tiefer Dunkelheit, oder im Hotelbetrieb deutlich ausgeweitete Frühstückszeiten – damit die Freude am nächtlichen Sternenhimmel nicht zu Stress am Morgen führt.
Die Ferienwohnungsnutzer werden hingegen den Laden direkt vor der Tür zu schätzen wissen. So wie den spektakulären Anblick von Milchstraße und Co. über ihnen.
Stille, Kühle, klare Luft
Ortsbürgermeister Ralf Weber, seit rund sieben Jahren im Amt, betont im Gespräch die Doppelfunktion des Ortes als Wohn- und Touristikgemeinde. Die Teilhabe am ihn begeisternden Sternenpark-Projekt komme allen zugute – angesichts von mehr als 100 Gästebetten im Ort und zwischen 13.000 und 14.000 Übernachtungen im Jahr.
Das Dahner Felsenland zieht Besucher von weither an. Neben den Pluspunkten Stille, Kühle und reine Luft ist für den Bürgermeister der Titel „Gemeinde unter den Sternen" ein weiterer touristisch wirksamer Faktor.
Zusätzlich schätzt Weber die Wirkung ins Dorf und die Region hinein als äußerst wertvoll ein: „Wir verfolgen die Intention, die Leute aufzuklären, dass man auch im Kleinen etwas machen und bewirken kann." Und darin seien sich Bürgermeister und Gemeinderat absolut einig.
Der „Sternenpark Pfälzerwald" muss noch entstehen
Das Projekt entstand 2016 aus einer Machbarkeitsstudie der Universität Kaiserslautern, die zu dem Ergebnis kam, dass die Dunkelheit in dem großen zusammenhängenden Waldgebiet ausreichen dürfte. Seit 2018 wird es aus Mitteln der EU und des Landes gefördert.
Die Ziele des Projekts reichen von der Sensibilisierung für das Thema Lichtverschmutzung über die Förderung von an die nächtliche Dunkelheit angepasste Tourismus-Angebote bis zum Beitrag zu Biodiversität und Ressourcenschutz.
Die weltweite „Sternenpark"-Bewegung geht zurück auf die „International Dark-Sky Association" (IDA), gegründet Ende der 1980er Jahre in den USA. Deren Anforderungen sind sehr hoch: 80 Prozent aller Gemeinden in einem Projektgebiet müssen teilnehmen, um die Kriterien für eine Zertifizierung nach IDA-Standard zu erfüllen.
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, räumt Projekt-Koordinatorin Anna Prim ein. Bewusstsein fördern nennt sie als vordringliche Aufgabe: „Die Leute sollten wissen, welchen Schatz sie hier am Himmel haben", sagt sie. Und verweist als Beispiel auf den vom Projekt geschaffenen „Sternwandelweg" bei Lemberg, nahe Pirmasens. Dort informieren zwölf großformatige Tafeln u.a. über die Bedeutung der Sternenkunde oder die Folgen der zunehmenden „Lichtverschmutzung".
Kontakt:
Sternenpark-Projekt, Anna Katharina Prim | 06325 / 9552-87 | a.prim@pfaelzerwald.bv-pfalz.de
Gemeinde Rumbach, Ortsbürgermeister Ralf Weber | 06394 99 38 78 | ralf.weber@wald-rlp.de
Sternenpark-Projekt, Anna Katharina Prim | 06325 / 9552-87 | a.prim@pfaelzerwald.bv-pfalz.de
Gemeinde Rumbach, Ortsbürgermeister Ralf Weber | 06394 99 38 78 | ralf.weber@wald-rlp.de
Quelle: Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
Umwelt | Naturschutz, 13.07.2021
Pioniere der Hoffnung
forum 01/2025 ist erschienen
- Bodendegradation
- ESG-Ratings
- Nachhaltige Awards
- Next-Gen Materialien
Kaufen...
Abonnieren...
22
DEZ
2024
DEZ
2024
Ein leuchtendes Zeichen für Demokratie und Gemeinschaft
Tollwood Winterfestival unter dem Motto "Wir braucht Dich!", bis 23. Dezember
80336 München
Tollwood Winterfestival unter dem Motto "Wir braucht Dich!", bis 23. Dezember
80336 München
03
JAN
2025
JAN
2025
48. Naturschutztage am Bodensee
Vorträge, Diskussionen, Exkursionen mit Fokus: Arten-, Klima- und Naturschutz
78315 Radolfzell
Vorträge, Diskussionen, Exkursionen mit Fokus: Arten-, Klima- und Naturschutz
78315 Radolfzell
17
JAN
2025
JAN
2025
Systemische Aufstellungen von Familienunternehmen und Unternehmerfamilien
Constellations machen Dynamiken sichtbar - Ticketrabatt für forum-Leser*innen!
online
Constellations machen Dynamiken sichtbar - Ticketrabatt für forum-Leser*innen!
online
Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht
Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol
Innovation
Warum ist Deutschland bei der Innovationskraft im weltweiten Vergleich zurückgefallen?Christoph Quarch im forum-Interview
Jetzt auf forum:
Fotoausstellung Klimagerecht leben
Ohne Vertrauen ist alles nichts
The Custodian Plastic Race 2025
Niedriger Blutdruck: Wie bleibt man aktiv, ohne sich schwindlig zu fühlen?
Hacker vs. Host: Wie man Angreifer überlistet
Auf der Überholspur: Förderpolitik hat E-Busse wettbewerbsfähig gemacht.
TARGOBANK spendet 200.000 Euro für Herzensprojekte von Mitarbeitenden