Erste virtuelle Weltkorallenriffkonferenz
Schutz der Riffe von globaler Bedeutung
Als erste virtuelle und klimaneutrale Weltkorallenriffkonferenz endet am heutigen Freitag, 23. Juli 2021, das 14. International Coral Reef Symposium (ICRS). Rund 1.300 Teilnehmende aus 80 Ländern präsentierten rund 850 Vorträge und Poster. Zudem wurde ein Strategiepapier verabschiedet, das sich an Verantwortliche aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft richtet, um die stark beschädigten Korallenriffe weltweit zu retten. Das ICRS wurde von der Universität Bremen organisiert und damit erstmalig in der 50-jährigen Geschichte dieser Symposien von einer europäischen Institution.
"Die erste virtuelle Konferenz in der 50-jährigen Geschichte der Weltkorallenriffkonferenzen ist ein voller Erfolg", sagt Professor Christian Wild erfreut. Der Leiter der Abteilung Marine Ökologie der Universität Bremen hat mit seinem Team die Konferenz geplant und durchgeführt. "Dank des virtuellen Formates konnten wir trotz der COVID-19 Pandemie den dringend notwendigen wissenschaftlichen Austausch von neuesten Forschungsergebnissen schon dieses Jahr wiederaufnehmen." Eine virtuelle Konferenzplattform ermöglichte eine Woche lang die Präsentation von mehr als 850 wissenschaftlichen Vorträgen und Postern für insgesamt 1.300 Teilnehmenden aus 80 unterschiedlichen Ländern. Das Konferenzarchiv ist für die Teilnehmenden noch ein Jahr geöffnet, so dass diese keine Präsentation verpassen. "Auch diesist ein klarer Mehrwert des virtuellen Formats", so Christian Wild.
Doch es gab noch mehr Superlative: "Die 14. Weltkorallenriffkonferenz war auch die erste klimaneutral ausgerichtete Weltkorallenriffkonferenz und dazu die kostengünstigste", sagt Christian Wild. Denn durch das virtuelle Format habe man die finanziellen Beiträge für die teilnehmenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler niedrig halten können. Auch zusätzliche Kosten für Reise und Unterkunft sind für die Konferenzteilnehmende entfallen. Als Folge war der Anteil von Teilnehmenden aus Entwicklungsländern außergewöhnlich hoch. Auch für Studierende konnten niedrige Gebühren realisiert werden, so dass viele teilnahmen. "Beide Gruppen zusammen", so Inae Kim-Frommherz vom Konferenzsekretariat an der Universität Bremen und mitverantwortlich für das wissenschaftliche Programm, "waren eine große Bereicherung für den wissenschaftlichen Austausch. Ebenso erfreulich: die hohe Qualität und die große Vielfalt der wissenschaftlichen Beiträge."
Dank an alle Beteiligte für Unterstützung
Was auf Grund der COVID-19-Pandemie quasi aus der Not geboren wurde, hat also auch positive Effekte gehabt. Christian Wild: "Eine neue Erfahrung für uns alle. Mein Dank gilt deshalb allen Beteiligten, die uns ermöglicht haben das virtuelle Format umzusetzen - darunter auch das Team des Bremen Convention Bureau der Wirtschaftsförderung Bremen und die Bremer Firma Smart Abstract."
Ein Rückblick: Die Weltkorallenriffkonferenz sollte vergangenen Sommer in Präsenz in Bremen stattfinden. Wegen der Pandemie musste das Symposium verschoben werden. Das ICRS-Konferenzsekretariat der Universität Bremen entwickelte daraufhin zusammen mit der Internationalen Korallenriffgesellschaft ein neues duales Konzept: zunächst eine rein digitale Veranstaltung, die in diesem Jahr unter dem Titel "14. ICRS 2021 VIRTUAL" fünf Tage lang organisiert wurde. Zudem soll es im nächsten Jahr eine Präsenz-Veranstaltung in Bremen unter dem Namen "15. ICRS 2022" geben. Sie soll vom 3. bis 8. Juli 2022 stattfinden.
Forschende betonen globale Bedeutung und Verantwortung für Korallenriffe
Korallenriffe gehören wie tropische Regenwälder zu den Ökosystemen von globaler Bedeutung. Ihr Vorkommen erstreckt sich entlang des Äquators zwischen dem 30. Breitengrad Nord und Süd um die ganze Erde. "Ihr ökonomischer Wert beläuft sich auf zehn Billionen US-Dollar pro Jahr", sagt Dr. Sebastian Ferse vom Bremer Leibniz Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) und Mitglied des Organisationsteams für das ICRS 2021 VIRTUAL. Etwa 600 Millionen Menschen seien wirtschaftlich direkt von funktionierenden Korallenriffen abhängig. Das sind aktuell fast acht Prozent der gesamten Weltbevölkerung.
Zudem profitieren die Industrieländer zunehmend von neuen Wirkstoffen für Medikamente, die in Korallenriffen entdeckt wurden. Korallenriffe sind Konzentrationspunkte der Artenvielfalt und beeinflussen auch die Artenvielfalt und Biomasse der Ozeane weit über ihr Verbreitungsgebiet hinaus.
Industrienationen tragen maßgeblich zum Korallenriffsterben bei
Global ist auch die Bedrohung, der Korallenriffe ausgesetzt sind: Die CO2 Emissionen, die den menschengemachten Klimawandel verursacht haben und ungebremst zum Verlust der weltweiten Korallenriffe führen werden, wenn sich nichts ändert, stammen vor allem aus den Industrienationen. Dass die 14. Korallenriffkonferenz zum ersten Mal von einer Institution in Europa ausgerichtet wird, ist deshalb kein Zufall. "Es ist ein Hinweis, dass wir uns der Mitverantwortung der Korallenriffkrise in den Tropen stellen und Lösungsmöglichkeiten für die Korallenriffkrise suchen müssen", sagt der Meeresbiologe Christian Wild von der Universität Bremen.
Internationales wissenschaftliches Autorenteam appelliert an die weltweite Gemeinschaft
"Die Forschungsergebnisse der gerade abgeschlossenen 14. Weltkorallenriffkonferenz bestätigten, dass wir uns in einer tiefen Korallenriffkrise befinden und deuten an, dass sich die Situation gegenüber dem letzten Zustandsbericht der globalen Korallenriffe aus dem Jahr 2008 weiter verschlechtert hat", sagt Christian Wild. Auf der anderen Seite wurden eine ganze Reihe von innovativen Lösungsansätzen zum Erhalt der Korallenriffe vorgestellt.
Die aktuelle Situation ist auch die Grundlage des im Rahmen des ICRS 2021 VIRTUAL der Öffentlichkeit vorgestellten bedeutenden Strategiepapiers mit dem Titel: "Rebuilding Coral Reefs: A Decadal Grand Challenge". Es richtet sich weltweit an Entscheidungstragende aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. "Wir wollen darin die Dringlichkeit von Maßnahmen deutlich machen, die zum Schutz und zur Wiederherstellung von Korallenriffen nötig sind" so Dr. Sebastian Ferse und Professor Christian Wild, beide Bremer Mitautoren des internationalen Strategiepapiers.
Zum Strategiepapier "Rebuilding Coral Reefs: A Decadal Grand Challenge"
Über die Universität Bremen:
Leistungsstark, vielfältig, reformbereit und kooperativ - das ist die Universität Bremen. Rund 23.000 Menschen lernen, lehren, forschen und arbeiten auf dem internationalen Campus. Ihr gemeinsames Ziel ist es, einen Beitrag für die Weiterentwicklung der Gesellschaft zu leisten. Mit gut 100 Studiengängen ist das Fächerangebot der Universität breit aufgestellt. Als eine der führenden europäischen Forschungsuniversitäten pflegt sie enge Kooperationen mit Universitäten und Forschungseinrichtungen weltweit. Gemeinsam mit neun jungen Universitäten und vier assoziierten Mitgliedern aus dem Hochschul-, Nichtregierungs- und privaten Bereich gestaltet die Universität Bremen in den nächsten Jahren eine der ersten Europäischen Universitäten. Das Netzwerk YUFE - Young Universities for the Future of Europe wird von der EU-Kommission gefördert. In der Region ist die Universität Bremen Teil der U Bremen Research Alliance. Die Kompetenz und Dynamik der Universität haben zahlreiche Unternehmen in den Technologiepark rund um den Campus gelockt. Dadurch ist ein bundesweit bedeutender Innovations-Standort entstanden - mit der Universität Bremen im Mittelpunkt.
Umwelt | Biodiversität, 23.07.2021
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