DBU fördert AZuR-Projekt zur Reifen-Runderneuerung
AZuR-Projekt „Ökologische und ökonomische Bilanzierung der Runderneuerung von Fahrzeugaltreifen" wird mit rund 91.000 Euro unterstützt.
Seit 2020 engagiert sich das Netzwerk AZuR (Allianz Zukunft Reifen) für die fachgerechte und nachhaltige Verwertung von Altreifen. Jetzt fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) das AZuR-Projekt „Ökologische und ökonomische Bilanzierung der Runderneuerung von Fahrzeugaltreifen" fachlich und finanziell in Höhe von rund 91.000 Euro.
In Deutschland fallen jährlich etwa 570.000 Tonnen Altreifen an. Für die Verwertung der ausrangierten Reifen müssen dringend neue Lösungen her, denn der Recycling-Markt ist im Umbruch. Recyclingwege ändern sich, Reifen dürfen nicht mehr deponiert werden und thermische Verwerter benötigen immer weniger Altreifen für die Verbrennung in Zementwerken. Das Netzwerk AZuR sucht deshalb nach neuen Wegen für einen zukunftsweisenden Umgang mit Altreifen, um ökologische und ökonomische Belange in Einklang zu bringen. Vorrangiges Ziel dabei: Es sollen Lösungen gefunden werden, um das Material der Altreifen für eine Kreislaufführung zu erhalten – statt es zu entsorgen. Dieser Gedanke passt zu einem neuen Schwerpunkt der künftigen DBU-Fördertätigkeit: die Circular Economy – also die umfassende Kreislaufwirtschaft vom nachhaltigen Produktdesign über Müllvermeidung bis hin zum Wiederverwerten, Teilen, Reparieren und Recyceln.
Runderneuerung: Ökologisch und wirtschaftlich
Die Runderneuerung von Reifen ist eine Verwertungsform mit großem Potenzial und könnte viel mehr ausgeschöpft werden. Im Vergleich zu der Produktion eines Neureifens werden bei der Runderneuerung bis zu 70 Prozent der Energie eingespart. Trotz der guten Umweltbilanz haben runderneuerte Reifen noch immer einen negativen Ruf. Unter anderem liegt das auch an veralteten Daten. Deshalb hat das AZuR-Netzwerk das Projekt „Ökologische und ökonomische Bilanzierung der Runderneuerung von Fahrzeugaltreifen" ins Leben gerufen, das jetzt von der DBU gefördert wird.
Das Projekt umfasst ein umfangreiches Maßnahmenpaket, das das Image von runderneuerten Reifen nachhaltig stärken soll: Geplant ist eine Studie zur Ökobilanz für zwei Nfz-Reifendimensionen (Antriebsachse und gezogene Achse) und zwei Pkw-Dimensionen. Die Studie soll neue wissenschaftlichen Fakten zum Ökopotenzial und zur Qualität von runderneuerten Reifen liefern; neue Rollwiderstandsmessungen für Pkw und Nfz sollen Reifennutzern mehr Klarheit bringen. Hintergrundinformationen wird eine neue produktneutrale Website liefern, die Einblicke in den Runderneuerungsprozess und deren Bedeutung für die Kreislaufwirtschaft gibt. Sie klärt Flottenbetreiber, Unternehmen und Autofahrer gleichermaßen auf. Ein Öko-Bilanz-Rechner und Verlinkungen zu Betrieben, die runderneuerte Reifen anbieten, sollen auf der Website integriert werden. Für das Projekt soll ein Qualitätslabel entwickelt sowie Öffentlichkeitsarbeit und Lobbying gemacht werden.
Runderneuerte Reifen müssen Standard werden
Mit dem Projekt will das AZuR-Netzwerk die Nutzer von Reifen über die ökologischen und ökonomischen Vorteile von runderneuerten Reifen informieren. Aktuell machen runderneuerte Reifen im Nfz-Bereich knapp ein Drittel des Marktes aus, bei Pkw werden runderneuerte Reifen dagegen noch kaum genutzt. Das will AZuR ändern: Mit dem vom DBU-geförderten Projekt sollen runderneuerte Reifen auch für Autofahrer zu einer vielversprechenden Option werden. Denn Runderneuerte sind Öko-Reifen: Sie schonen natürliche Ressourcen und benötigen weniger Energie bei der Herstellung. Gleichzeitig lohnen sie sich finanziell: Qualitativ sind sie mit guten Neureifen vergleichbar und unterstützen die lokale mittelständische Wirtschaft.
Das AZuR-Netzwerk freut sich, dass sich einige Unternehmen diesem Projekt angeschlossen haben. So sind King-Meiler, Kraiburg, Marangoni, Rigdon, REIFF Süddeutschland, Rösler und Rula von Anfang an Unterstützer des Runderneuerungs-Projektes. Jedes Unternehmen, das davon überzeugt ist, dass die Reifen-Runderneuerung ein Baustein sein kann, Müll zu vermeiden, Ressourcen zu schonen und die bestmögliche Nutzung der eingesetzten Wertstoffe sicherzustellen, ist herzlich eingeladen mitzuwirken. AZuR ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, Verbänden, Organisationen und Forschungseinrichtungen aus dem Reifen- und Recycling-Bereich, die das Ziel haben, Altreifen möglichst zu 100 Prozent wiederzuverwerten und einem geschlossenen Wertstoffkreislauf zuzuführen. Die Schirmherrschaft des Netzwerks hat seit 2021 der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie e.V. (wdk) inne.
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert dem Stiftungsauftrag und dem Leitbild entsprechend innovative, modellhafte und lösungsorientierte Vorhaben zum Schutz der Umwelt unter besonderer Berücksichtigung der mittelständischen Wirtschaft.
Geförderte Projekte sollen nachhaltige Effekte in der Praxis erzielen, Impulse geben und eine Multiplikatorwirkung entfalten. Es ist das Anliegen der DBU, zur Lösung aktueller Umweltprobleme beizutragen, die insbesondere aus nicht nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweisen unserer Gesellschaft resultieren. Zentrale Herausforderungen sieht die DBU vor allem beim Klimawandel, dem Biodiversitätsverlust, im nicht nachhaltigen Umgang mit Ressourcen sowie bei schädlichen Emissionen. Damit greifen die Förderthemen sowohl aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse über planetare Grenzen als auch die von den Vereinten Nationen verkündeten Nachhaltigkeitsziele (engl. Sustainable Development Goals) auf.
Über AZuR, das Innovationsforum Altreifen-Recycling
Die Entsorgungsproblematik in Deutschland steigt. Der Markt des Altreifen-Recyclings ist im Umbruch. Altreifen und Altgummi in Zukunft vollumfänglich wiederzuverwerten und gleichzeitig das Aufkommen an Altreifen zu reduzieren – das ist das hoch gesteckte Ziel des Innovationsforums Altreifen-Recycling. Ziel ist die Initiierung eines interdisziplinären Netzwerkes aus Wirtschaft und Wissenschaft auf dem Innovationsfeld. Es soll eine branchenübergreifende Vernetzung der verschiedenen Akteure und Akteurinnen aus Wirtschaft und Wissenschaft in der „Altreifen-Branche" angestoßen werden, um die Voraussetzungen gerade für kleine und mittlere Unternehmen zum Beispiel für neue Produkte, Absatzmärkte und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle zu verbessern. Seit seiner Gründung im Jahr 2020 wurde AZuR zehn Monate durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Seit Juni 2021 wird das Netzwerk unter der Schirmherrschaft des wdk eigenfinanziert fortgeführt.
Umwelt | Ressourcen, 04.08.2021
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