Nordostatlantik-Staaten schaffen eines der größten Meeresschutzgebiete der Welt
OSPAR-Staaten legen neue 10-Jahres-Strategie fest
Die Umweltministerinnen und Umweltminister der Nordostatlantik-Anrainerstaaten - der Vertragsstaaten des OSPAR-Übereinkommens - haben sich heute im portugiesischen Cascais auf die Schaffung eines neuen Meeresschutzgebiets verständigt. Das Gebiet ist so groß wie Deutschland und Großbritannien zusammen und dient in erster Linie dem Schutz von Seevögeln. Außerdem wurde eine neue Strategie für die Jahre 2021 bis 2030 beschlossen. Darin wurden Minderungsziele und Maßnahmen für Belastungen durch Meeresmüll, Schadstoffe und Nährstoffe festgehalten. So soll der an den Stränden anfallende Meeresmüll bis 2025 um 50 Prozent und bis 2030 um 75 Prozent reduziert werden. Bis 2030 sollen zudem 30 Prozent des Nordostatlantiks als Meeresschutzgebiete ausgewiesen werden. Für Deutschland nahm Rita Schwarzelühr-Sutter, die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, an der Konferenz teil.
Rita Schwarzelühr-Sutter: "Meere sind der Lebensraum für tausende Arten, menschliches Leben ist ohne Meere undenkbar. Intakte Ozeane sind die Voraussetzung für ein gutes Weltklima. Doch die Meere der Welt sind in Gefahr. Die Ausbeutung der natürlichen Meeresnatur ist enorm gestiegen. Darunter leidet vor allem die marine Artenvielfalt, sie hat in nicht mehr vertretbaren Ausmaß abgenommen. Die Verschmutzung der Ozeane durch Nährstoffe aus der Landwirtschaft, langlebiges Mikroplastik und giftige Chemikalien nimmt immer weiter zu. Daher nehmen sich die OSPAR-Staaten mit verbindlichen Umweltzielen selbst in die Pflicht und schaffen eines der weltweit größten Meeresschutzgebiete. Die Beschlüsse stärken den Naturschutz, die Widerstandskraft des Lebensraums Meer sowie die Risikovorsorge für künftige Generationen. Das ist ein wichtiges Signal für den Schutz mariner Ökosysteme mit globaler Wirkung im Vorfeld des Weltnaturschutzgipfels in Kunming sowie der Klimakonferenz in Glasgow."
Die Konferenz der OSPAR-Staaten hat die Einrichtung des Hochsee-Meeresschutzgebiets "NACES" (North Atlantic Current Evlanov Sea basin) im Nordostatlantik beschlossen. Das Schutzgebiet umfasst eine Fläche von fast 600.000 Quadratkilometern und gehört damit zu den größten der Welt. Mit der Ausweisung des Schutzgebiets wird für die Meeresregion das globale Ziel von mehr als zehn Prozent der Meeresfläche erfüllt (Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen). Im Atlantik ist nur das Schutzgebiet um Tristan da Cunha im Südatlantik größer als NACES (rund 690.000 Quadratkilometer). Das Schutzgebiet dient vor allem dem Schutz eines außergewöhnlich hohen Aufkommens von Seevögeln in der Region. Zu diesem Zweck verpflichten sich die OSPAR-Vertragsstaaten zu besonderen Schutzmaßnahmen für künftige wissenschaftliche, industrielle oder andere wirtschaftliche Aktivitäten. Im nächsten Schritt müssen die Vertragsstaaten ihre Entscheidung in das jeweilige nationale Recht umsetzen. Die heutige Entscheidung bildet zudem den strategischen Rahmen für gemeinsame Aktivitäten der OSPAR-Staaten auf europäischer und internationaler Ebene.
Außerdem haben die Umweltministerinnen und -minister der Anrainerstaaten des Nordostatlantiks ihre Umweltstrategie für die Jahre 2021 bis 2030 beschlossen. Sie enthält quantitative Ziele zur Bekämpfung der größten Herausforderungen für den Nordostatlantik: die Auswirkungen des Klimawandels und die Ozeanversauerung, der Verlust der biologischen Vielfalt und die Umweltverschmutzung, einschließlich durch Plastikmüll. Die Ziele gelten für alle Vertragsstaaten, die sie national sowie gemeinsam auf regionaler Ebene (u.a. EU) umsetzen, und werden regelmäßig im OSPAR-Kreis überprüft. Die EU hat 2021 unter anderem mit dem Verbot einiger Einwegplastikprodukte einen wichtigen Schritt getan, um die Verschmutzung der Meere mit Kunststoffabfällen zu verhindern. Deutschland hat außerdem sein Verpackungsgesetz von 2019 in diesem Jahr erweitert: Künftig gilt eine Pfandpflicht auf alle Einweggetränkeverpackungen, To-Go-Essen muss in Mehrwegschüsseln oder -bechern angeboten werden, und ab 2025 ist ein Mindestanteil an Reyzklaten in PET-Flaschen Pflicht.
Darüber hinaus hat die OSPAR-Konferenz Maßnahmen beschlossen, um den Belastung der Meeresnatur durch Kunststoffpellets aus der Industrie zu minimieren. Kunststoffpellets sind der Ausgangsstoff für zahlreiche Plastikprodukte, der unkontrollierte Verlust der kleinen Plastikkugeln beim Transport ist ein verbreitetes Problem. Um den massenhaften Verlust einzudämmen, wollen die Vertragsstaaten erstmals Standards zur Vermeidung von Pelletverlusten entwickeln und Zertifizierungssysteme für die gesamte Kunststofflieferkette aufbauen. Außerdem weiten die OSPAR-Vertragsstaaten ihren gemeinsamen Meeresnaturschutz auf weitere Arten und Lebensräume, u.a. Kelpwälder, aus. Diese Seetang-Ökosysteme bieten zahlreichen Arten ein schützenswertes Zuhause. Ein weiterer Erfolg der Konferenz sind die neu vereinbarten Kooperationen mit anderen Regionen und zwischenstaatlichen Organisationen.
Das OSPAR-Übereinkommen vereint die 15 Nordostatlantik-Anrainerstaaten sowie die EU in dem Bestreben, die Meeresumwelt des Nordostatlantiks zu schützen. Die fünfzehn Vertragsstaaten sind Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Island, Irland, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Spanien und das Vereinigte Königreich. Derzeit hat Irland den Vorsitz der OSPAR-Konferenz inne. OSPAR begann 1972 mit dem Osloer Übereinkommen (OS-) gegen das Einbringen von Schadstoffen und wurde mit dem Pariser Übereinkommen von 1974 (-PAR) auf Quellen der Meeresverschmutzung vom Land aus und die Offshore-Industrie ausgeweitet. Diese beiden Übereinkommen wurden durch das OSPAR-Übereinkommen von 1992 vereinheitlicht, aktualisiert und erweitert. Der Anhang über die biologische Vielfalt und die Öko-systeme wurde 1998 angenommen, um nicht verschmutzende menschliche Aktivitäten, die sich negativ auf das Meer auswirken können, zu erfassen.
Weitere Informationen
Kontakt: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit | presse@bmu.bund.de | www.bmu.de
Umwelt | Biodiversität, 01.10.2021
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