Kommunen werden zum Treiber einer C2C-Wirtschaft
7. Internationaler Cradle to Cradle Congress: Abschluss in Mönchengladbach
Der Bedarf an Wohn- und Arbeitsraum steigt in Städten und Gemeinden weltweit. Gleichzeitig ist das Bauwesen der ressourcen- und müllintensivste Wirtschaftssektor. In Deutschland verursacht er pro Jahr knapp 55 Prozent des gesamten Müllaufkommens und beansprucht 517 Mio. Tonnen mineralischer Rohstoffe – das entspricht 90 Prozent der gesamten inländischen Rohstoffentnahme. Effizienzmaßnahmen reichen vor diesem Hintergrund längst nicht aus, um den enormen Ressourcenbedarf der urbanen Entwicklung zu decken.
Dass Cradle to Cradle (C2C) als Weg zu einer Circular Economy eine Lösung für dieses Problem ist, wurde bei der dritten Etappe des Internationalen C2C Congress 2021 in Mönchengladbach am 4. November 2021 deutlich. Sie fand erneut unter der Schirmherrschaft von Bundesumweltministerin Svenja Schulze statt. Vor Ort in der Kaiser-Friedrich-Halle diskutierten rund 150 Teilnehmende und Speaker*innen über die Frage, wie Kommunen die Transformation hin zu einer zirkulären Wirtschaft vorantreiben können. Im digitalen Stream waren zudem weitere 200 Personen zugeschaltet. Moderiert wurde die Veranstaltung von Robin Schmid (Robin TV).
"Die öffentliche Hand ist ein riesiger Hebel für die Transformation. Durch eine Beschaffung nach Cradle to Cradle entstehen große Effekte, um den Markt zu beeinflussen. Der heutige Tag hat gezeigt, wie viel davon heute schon möglich ist. Es wurde auch deutlich, dass wir mehr brauchen als eine Politik, die sich damit beschäftigt, wie wir Schäden minimieren können. Wir müssen ein Gesellschaftsbild aufzeigen und definieren, wo wir in den nächsten Jahren hin wollen”, sagte Nora Sophie Griefahn, geschäftsführende Vorständin von Cradle to Cradle NGO.
"Wir freuen uns, dass wir heute neben unserem politischen Briefing, in dem wir der kommenden Bundesregierung und allen Bundestagsabgeordneten 10 Chancen für eine Kreislaufwirtschaft nach Cradle to Cradle aufgeschrieben haben, ein weiteres großes Projekt unserer NGO vorstellen konnten. Unsere Handreichung "C2C im Bau: Orientierung für Kommunen” gibt Impulse, wie kommunale Verantwortliche Cradle to Cradle im Bau umsetzen können”, ergänzte Tim Janßen, geschäftsführender Vorstand von Cradle to Cradle NGO.
Elisabeth Winkelmeier-Becker, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, sagte in ihrem Grußwort, dass Umweltschutz nur einer von zwei wichtigen Aspekten der Circular Economy sei. "Es geht um einen 800 Mrd. Euro großen Markt. Und natürlich hat das Wirtschaftsministerium ein Interesse daran, dass hiesige Unternehmen davon profitieren”, sagte sie. Ansätze wie C2C seien damit wirtschaftspolitisch äußerst relevant.
Eine wichtige Rolle soll C2C künftig auch in der Gastgeberstadt Mönchengladbach spielen, wie die erste Bürgermeisterin Josephine Gauselmann sagte. Der Congress passe sehr gut zum Strukturwandel, den die Stadt gerade durchlaufe. "Gleichzeitig ist Cradle to Cradle eine Herausforderung, da wir gewohnte Prozesse neu denken müssen. Hin zu einer gesunden und rentablen Wirtschaftsweise, einer Welt ohne Müll mit Wertstoffen, die ihren Namen verdient haben, und Gebäuden, die während und nach der Nutzung einen Wert haben”, so Gauselmann.
Im ersten großen Panel des Tages diskutierten der frühere Oberbürgermeister von Wuppertal und Geschäftsführer der Circular Economy Accelerator GmbH, Andreas Mucke, Marij Pollux, Beigeordnete für Nachhaltigkeit, Kultur und Events der niederländischen Stadt Venlo und Helge Viehweg, Bürgermeister der ersten C2C-Modellgemeinde Baden-Württembergs, Straubenhardt, über das Transformationspotenzial urbaner Räume. "Wir brauchen die fünfte Industrielle Revolution in Form einer zirkulären Wirtschaft”, so Mucke. Davon könnten alle Regionen und Bundesländer profitieren, denn eine C2C-Wirtschaft sei auch eine Chance für den Export von Ideen. Pollux hob insbesondere auf den gesundheitlichen Mehrwert von nach C2C entwickelten Kommunen ab. Venlo, mit dem 2016 fertiggestellten Rathaus nach C2C-Kriterien, sei dafür ein gutes Beispiel. "Die Krankentage bei den Mitarbeiter*innen in unserem Rathaus sind um etwa 1% gesunken. Diesen Aspekt kann man wirtschaftlich umrechnen”, sagte sie. Viehweg plädierte dafür, auch auf kommunaler Ebene die echten Kosten für Entwicklungsprojekte anzusetzen. "Es wird bei einem Bauwerk immer als erstes gefragt, wie hoch die Investitionskosten sind. Da sind wir in einem alten Denken gefangen. Wir schauen zum Beispiel nicht auf die Kosten der Entsorgung”, sagte er.
Weitere Informationen zum Kongress finden Sie auf der Webseite des C2CC21.
Umwelt | Ressourcen, 06.11.2021
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