Studie zur Kreislaufwirtschaft: Secondhand hat hohes Wachstumspotenzial
„Circular Economy 2021“ vom Wuppertal Institut zeigt im Auftrag der Berliner Senatsumweltverwaltung und eBay-Kleinanzeigen Einstellungen und Gewohnheiten im Umgang mit Gebrauchtem
Kauf und Verkauf von Gebrauchtwaren ist selbstverständlicher Teil des Alltags in deutschen Haushalten - und Secondhand hat ein hohes Entwicklungspotenzial, gerade auch in Berlin. Dies ist ein Ergebnis der aktuellen Studie „Circular Economy 2021" des Wuppertal Instituts, in Auftrag gegeben von der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und eBay-Kleinanzeigen.
Demnach verkaufen bundesweit sieben von zehn Befragten (71 Prozent) mindestens zwei Mal im Jahr gebrauchte Dinge, darunter am häufigsten Kleidung, Bücher, Dekorationsgegenstände sowie Möbel, aber auch etwa DVDs/CDs und elektronische Geräte. Umgekehrt kauft mit 38 Prozent deutlich mehr als ein Drittel der Bundesbürger*innen mindestens zwei Mal pro Jahr Gebrauchtes – in Berlin sind es sogar 43 Prozent, die dies von sich sagen. Insgesamt kann sich knapp die Hälfte (47 Prozent) der bundesweit Befragten vorstellen, künftig noch mehr auf den Kauf von Gebrauchtwaren zu setzen.
Stefan Tidow, Berliner Staatssekretär für Umwelt und Klimaschutz: „Die Ergebnisse zeigen, dass Produkte aus zweiter Hand längst ihren Weg in das alltägliche Handeln der Stadtgesellschaft gefunden haben. Mit unserer Re-Use-Initiative wollen wir das in den nächsten Jahren weiter verstärken. Wir werden gemeinsam mit der Stadtgesellschaft ein Reparatur-Netzwerk aufbauen und die Zahl der Annahmestellen für Gebrauchtwaren auch auf BSR-Recyclinghöfen flächendeckend erhöhen. Gemäß der umfassenden Berliner Zero-Waste-Strategie schließen wir so ökologische Stoffkreisläufe, sparen Ressourcen – und damit auch schädliche Klimagasemissionen."
Bundesweit finden sich in fast neun von zehn Haushalten (88 Prozent) ungenutzte Produkte (in Berlin: 82 Prozent). Sie haben zusammen einen geschätzten Gesamtwert von 52,6 Milliarden Euro: Allein dies zeigt das enorme Marktpotenzial von Gebrauchtwaren. Dabei gibt es aber auch noch Hemmnisse zu überwinden. Vielen (44 Prozent) ist der Aufwand, gebrauchte Dinge zu verkaufen, nach eigenen Angaben noch zu hoch (in Berlin: 48 Prozent). Wenn Menschen sich von ungenutzten Dingen trennen, verschenken sie sie daher oder werfen sie einfach weg – in Berlin wird den Angaben zufolge aber weniger häufig (43 Prozent) in den Müll entsorgt als bundesweit (50 Prozent).
Den Vorteil beim Erwerb von Gebrauchtwaren sehen die Befragten insbesondere in der Möglichkeit, Geld zu sparen. Aber auch ökologische Ressourcenschonung ist vielen, dabei deutlich mehr Frauen als Männern, wichtig. Offenbar spielt auch die Corona-Pandemie eine Rolle, denn bundesweit sagen sechs von zehn Befragten (62 Prozent), sie handelten „zumindest teilweise" nachhaltiger als zuvor.
Um Produkte länger zu nutzen oder als Gebrauchtwaren leider aussortieren zu können, wünscht sich etwa jede*r zweite Befragte zudem leicht zugängliche Reparatur-Netzwerke sowie mehr Annahmestellen für Gebrauchtes. Mit der Initiative „Re-Use Berlin” (www.berlin.de/re-use) und zahlreichen Projekten baut die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz daher unter dem Leitbild einer Zero-Waste-Strategie die Wiederverwendung gebrauchter Produkte in der Hauptstadt weiter aus.
Die Studie zeigt, dass eine*r von acht Befragten (13 Prozent) in Berlin bereits die Re-Use-Initiative kennt. Knapp die Hälfte (45 Prozent) davon gibt an, als direkte Folge der Initiative tatsächlich häufiger gebraucht zu kaufen. Den im Jahr 2020 eingerichteten Re-Use-Superstore im Kaufhaus Karstadt am Hermannplatz sowie das BSR-Gebrauchtwarenhaus NochMall in Reinickendorf kennen zehn Prozent, das Re-Use-Zentrum am Alexanderplatz ist immerhin fünf Prozent bekannt. Eine Mehrheit (76 Prozent) sagt gleichwohl, noch keines der genannten Häuser zu kennen.
Wie im Rest der Republik nutzen auch die Befragten in der Hauptstadt bevorzugt Online-Kanäle für den Verkauf gebrauchter Produkte (Berlin: 73 Prozent, bundesweit: 72 Prozent).
Paul Heimann, Geschäftsführer von eBay Kleinanzeigen: „Mit einem Aktionstag wollten wir Menschen inspirieren, gebraucht, statt neu zu kaufen und die Lebenszeit von Produkten durch Weitergabe zu verlängern. Es ist einfach, im Alltag einen Beitrag für mehr Umweltschutz zu leisten. Wir können Produkte länger nutzen oder Ungenutztes einfach weitergeben. Die Entscheidung für Gebraucht- anstatt Neukauf hilft, wertvolle Ressourcen einzusparen. Obendrein spart es Geld. Um darauf aufmerksam zu machen, haben wir den Green Sunday ins Leben gerufen. Der Green Sunday ist unser Gegenpol zu der Konsum-Schlacht in der Vorweihnachtszeit. Der Aktionstag fand am Sonntag, 21. November, statt."
Kontakt: Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK), Thomas Schwilling | thomas.schwilling@senuvk.berlin.de | www.berlin.de/re-useUmwelt | Ressourcen, 24.11.2021
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