Schmutzige Geschäfte, Drogenhandel, Geldwäsche und Steuerhinterziehung im großen Stil
Christoph Quarch fordert mit Blick auf die Geschäfte der Credit Suisse die Abschaffung des Bankgeheimnisses.
Es geht um schmutzige Geschäfte, Drogenhandel, Geldwäsche und Steuerhinterziehung im großen Stil. Und das beim zweitgrößten Bankhaus der Schweiz, der Credit Suisse. Unbekannte Informanten haben die Kontodaten von mehr als 30.000 Kunden des Kreditinstituts an internationale Medien zur Auswertung übermittelt. Das Ergebnis der Recherchen ist verstörend: Credit Suisse hat über Jahre hinweg korrupte Autokraten, mutmaßliche Kriegsverbrecher sowie Menschenhändler, Drogendealer und andere Kriminelle als Kunden akzeptiert. Zwar weist die Bank alle Vorwürfe von sich, doch scheinen die geleakten Daten eine andere Sprache zu sprechen: Allen internationalen Vereinbarungen zum Trotz wird das Schweizer Bankgeheimnis nach wie vor für kriminelle Praktiken genutzt. Was sagt das über das Verhältnis von Ethik und Finanzwirtschaft? Darüber sprechen wir mit unserem Philosophen Christoph Quarch.
Herr Quarch, ist das Schweizer Bankgeheimnis moralisch noch vertretbar?

Das beschuldigte Bankhaus und der Schweizer Bankenverband weisen darauf hin, dass die Schweiz schon 2014 dem OECD-Abkommen zum automatischen Informationsaustausch in Steuerangelegenheiten beigetreten sei und dass man alle daraus resultierenden Regularien beachtet habe.
Die Frage ist, was das genau bedeutet. Es scheint jedenfalls nicht verhindert zu haben, dass Kriminelle und andere obskure Personen aus dem nicht-europäischen Ausland bei der Credit Suisse ihr Geld parken können. Und es ist auch ein Fall bekannt geworden, wonach ein Deutscher Top-Manager auch noch mehrere Konten bei der Credit Suisse führen konnte, als er längst unter Korruptionsverdacht stand. Was ich an alledem so bedenklich finde, ist der Umstand, dass Finanzkriminalität noch immer so wenig Ernst genommen wird. Ich meine, das ganze steuerhinterzogene Geld, das dort auf den Konten liegt, ist schlicht und einfach den Bürgern der entsprechenden Länder gestohlen worden. Von dem Geld aus Menschen-, Waffen- oder Drogenhandel ganz zu schweigen. Da machen sich die Banken wissentlich zu Hehlern von Großkriminellen und haben keinerlei Unrechtsbewusstsein.
Naja, aber ihr Verhalten ist ja nach Maßgabe des Schweizer Rechtes legal.
Ja, aber die Frage ist doch, ob das Schweizer Recht moralisch vertretbar ist, und genau das bestreite ich. Es verstößt eindeutig gegen elementare Gerechtigkeitsprinzipien, wenn es Banken zu Mithelfern bei Straftaten macht. Und es erstaunt mich sehr, dass der einzige mir bekannte Versuch, per Volksentscheidung das Bankgeheimnis abzuschaffen, mit dreiviertel der Stimmen abgeschmettert wurde. Natürlich war da viel Propaganda im Spiel und natürlich profitieren viele Menschen in der Schweiz davon. Aber das allein erklärt nicht, warum wir Finanzkriminalität so unterbewerten. Ich glaube, es liegt daran, dass Geld so herrlich abstrakt ist. Das Blut, das vergossen wurde, um es zu erwerben, klebt nicht an den Scheinen. Da kann doch nichts falsch daran sein, sie bei sich zu verstecken.
Wollen Sie damit sagen, dass das Bankgeheimnis gar nicht das eigentliche Problem ist, sondern vielmehr das Symptom einer an sich problematischen Geldwirtschaft?
Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen: das eigentliche Problem ist die Art und Weise, wie wir Geld denken. Geld ist in unserem Verständnis so etwas wie geronnene Energie, pure Potenzialität. Es definiert sich durch das, was man damit machen kann, nicht dadurch, woher es kommt. Das suggeriert, dass Geld neutral und also auch nicht moralisch zu belangen ist. Aber das ist ein Irrtum. Deshalb ist es so wichtig, wenn – wie jetzt – Licht in die Hinterzimmer der Großbanken geworfen wird und die Wahrheit über das Geld erkennbar wird. Nichts tut hier mehr Not als Transparenz. Deshalb muss das Bankgeheimnis weg. Auch wenn zu befürchten steht, dass sich sogleich neue Schlupflöcher auftun werden, z.B. auf den Caiman-Inseln oder in den USA, deren Bankwesen noch undurchsichtiger ist als das Schweizer.

Der Bestseller-Autor Christoph Quarch ist Philosoph aus Leidenschaft. Seit ihm als junger Mann ein Büchlein mit »Platons Meisterdialogen« in die Hand fiel, beseelt ihn eine glühende Liebe (philia) zur Weisheit (sophia), die er als Weg zu einem erfüllten und lebendigen Leben versteht. Als Autor, Publizist, Berater und Seminarleiter greift er auf die großen Werke der abendländischen Philosophen zurück, um diese in eine zeitgemäße Lebenskunst und Weltdeutung zu übersetzen."
In seinem neuen Buch "Begeistern! Wie Unternehmen über sich hinauswachsen" geht's um Fragen wie diese:
Wie kommt der Geist in unsere Unternehmen? – Durch Begeisterung! Und wie entsteht Begeisterung? Anders als die meisten glauben.
Als forum-Redakteur zeichnete Christoph Quarch verantwortlich für den Sonderteil „WIR - Menschen im Wandel".
Gesellschaft | Politik, 21.02.2022

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