Plädoyer für ein bedingungsloses Grundeinkommen
Von Prof. Dr. Götz Werner
Vor nicht allzu langer Zeit hatten wir im Institut für Entrepreneurship an der Universität Karlsruhe einen sehr charismatischen Gast. Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus berichtete ebenso überzeugend wie emotional gewinnend über seine Initiative, mit der er durch Mikrokredite ein nachhaltiges Wirtschaften und ein selbstbestimmtes Leben fördert. Für Länder mit einem niedrigen Bruttoinlandsprodukt und einer mangelhaften Infrastruktur wie Bangladesch ist dies genau der richtige Weg, um Menschen eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und um Wohlstandsförderung für alle durch individuelles Engagement herbeizuführen.
Wir, hier in Europa und in Deutschland, erwirtschaften ein Bruttoinlandsprodukt, das Wohlstand für alle ermöglicht.
Wir wissen auch, dass unsere Zukunftserwartungen hinsichtlich der weiteren Entwicklung unseres Inlandsproduktes positiv sind, da die Prognosen eine Fortschreibung unserer Situation bestätigen. Ergo haben wir eine viel bessere Ausgangssituation, denn wir können durch die Teilhabe am Volksvermögen allen Menschen eine Teilnahme an der Gestaltung unseres Wirtschafts-, Rechts- und Kulturlebens eröffnen, tatsächlich allen Bürgern.
Damit diese Teilnahme frei und freiheitlich erfolgen kann, bedarf es einer finanziellen Ausstattung, sprich Teilhabe, die nicht an Bedingungen geknüpft ist, die aber durchaus den unterschiedlichen Leistungseinbringungen Rechnung trägt. Dies geht nur mittels eines bedingungslosen Grundeinkommens, das soweit über dem Existenzminimum liegt, dass eine Teilnahme am Kulturleben möglich wird.
Dieses Kulturminimum ist nicht als Bezahlung für eine erbrachte Arbeitsleistung zu denken, was Kritiker der Idee einfordern, sondern als eine Vorauszahlung, durch die eine Leistungserbringung erst möglich wird. Im Grunde ist das überhaupt nicht schwer zu denken, wenn man sich ein Grundeinkommen für Kinder vor Augen führt. Um die Zukunft unserer Gesellschaft wäre es schlecht bestellt, wenn Ermöglichung für Kinder nur an die väterliche und mütterliche Leistungserbringung gekoppelt wäre.
Wir müssen vorbehaltlos investieren in die jungen Menschen, die selbst noch keine Leistung erbracht haben, auch wenn deren Väter oder Mütter keiner sozialen Erwerbsarbeit nachgehen. Die Entfaltung kindlichen Potentials darf nicht damit verknüpft sein, ob Vater oder Mutter von einer Massenentlastung
eines finnischen Telefonanbieters betroffen ist. Man muss die vielen tausend Bochumer nicht durch Kontrollen gängeln, man muss an ihre strukturbedingte Situation denken und darf ihnen nicht unterstellen, dass sie stärker gefordert werden müssten, um in den Arbeitsprozess zurückgeführt zu werden. Aber der gleiche Ministerpräsident, der sich an den Werkstoren mit den gerade arbeitslos Gewordenen solidarisiert, unterstellt ihnen an anderer Stelle die mangelnde Bereitschaft zu Erwerbsarbeit und meint, diese mit Sozialschikane einfordern
zu können.
Unsere Gesellschaft sollte viel mehr Zutrauen in seine Bürger haben
Menschen wollen höher, schneller, weiter und brauchen keine Anreizsysteme, um tätig zu werden, sondern die Möglichkeit einer Teilnahme. Ein überzeugendes Beispiel hierfür sind die vielen Millionen Ehrenamtliche, die wertvolle Dienste für die Gesellschaft leisten und damit die Basis für eine kulturelle Nachhaltigkeit schaffen. Dies machen sie aus zwei Gründen: Weil sie einen Sinn in ihrem Engagement sehen und weil sie es sich leisten können. Mit einem bedingungslosen Grundeinkommen könnten sich viel mehr Menschen dort einbringen, wo sie einen Sinn sehen, was nicht zuletzt für einige Arbeitgeber auch bedeutet, dass sie sich dringend überlegen müssten, ob sie attraktive Arbeitsplätze anbieten. Dann wird sich zeigen, ob Menschen bei Unternehmen arbeiten wollen, die nicht an zukünftige Generationen denken. Mit einem bedingungslosen Grundeinkommen hat jeder Mensch die Möglichkeit "nein" zu sagen.
Weitere Links zum Thema:
www.archiv-grundeinkommen.de
www.freiheitstattvollbeschaeftigung.de
www.grundeinkommen.de
www.pro-buergergeld.de
Wir, hier in Europa und in Deutschland, erwirtschaften ein Bruttoinlandsprodukt, das Wohlstand für alle ermöglicht.
Wir wissen auch, dass unsere Zukunftserwartungen hinsichtlich der weiteren Entwicklung unseres Inlandsproduktes positiv sind, da die Prognosen eine Fortschreibung unserer Situation bestätigen. Ergo haben wir eine viel bessere Ausgangssituation, denn wir können durch die Teilhabe am Volksvermögen allen Menschen eine Teilnahme an der Gestaltung unseres Wirtschafts-, Rechts- und Kulturlebens eröffnen, tatsächlich allen Bürgern.
Damit diese Teilnahme frei und freiheitlich erfolgen kann, bedarf es einer finanziellen Ausstattung, sprich Teilhabe, die nicht an Bedingungen geknüpft ist, die aber durchaus den unterschiedlichen Leistungseinbringungen Rechnung trägt. Dies geht nur mittels eines bedingungslosen Grundeinkommens, das soweit über dem Existenzminimum liegt, dass eine Teilnahme am Kulturleben möglich wird.
Dieses Kulturminimum ist nicht als Bezahlung für eine erbrachte Arbeitsleistung zu denken, was Kritiker der Idee einfordern, sondern als eine Vorauszahlung, durch die eine Leistungserbringung erst möglich wird. Im Grunde ist das überhaupt nicht schwer zu denken, wenn man sich ein Grundeinkommen für Kinder vor Augen führt. Um die Zukunft unserer Gesellschaft wäre es schlecht bestellt, wenn Ermöglichung für Kinder nur an die väterliche und mütterliche Leistungserbringung gekoppelt wäre.
Wir müssen vorbehaltlos investieren in die jungen Menschen, die selbst noch keine Leistung erbracht haben, auch wenn deren Väter oder Mütter keiner sozialen Erwerbsarbeit nachgehen. Die Entfaltung kindlichen Potentials darf nicht damit verknüpft sein, ob Vater oder Mutter von einer Massenentlastung
eines finnischen Telefonanbieters betroffen ist. Man muss die vielen tausend Bochumer nicht durch Kontrollen gängeln, man muss an ihre strukturbedingte Situation denken und darf ihnen nicht unterstellen, dass sie stärker gefordert werden müssten, um in den Arbeitsprozess zurückgeführt zu werden. Aber der gleiche Ministerpräsident, der sich an den Werkstoren mit den gerade arbeitslos Gewordenen solidarisiert, unterstellt ihnen an anderer Stelle die mangelnde Bereitschaft zu Erwerbsarbeit und meint, diese mit Sozialschikane einfordern
zu können.
Unsere Gesellschaft sollte viel mehr Zutrauen in seine Bürger haben
Menschen wollen höher, schneller, weiter und brauchen keine Anreizsysteme, um tätig zu werden, sondern die Möglichkeit einer Teilnahme. Ein überzeugendes Beispiel hierfür sind die vielen Millionen Ehrenamtliche, die wertvolle Dienste für die Gesellschaft leisten und damit die Basis für eine kulturelle Nachhaltigkeit schaffen. Dies machen sie aus zwei Gründen: Weil sie einen Sinn in ihrem Engagement sehen und weil sie es sich leisten können. Mit einem bedingungslosen Grundeinkommen könnten sich viel mehr Menschen dort einbringen, wo sie einen Sinn sehen, was nicht zuletzt für einige Arbeitgeber auch bedeutet, dass sie sich dringend überlegen müssten, ob sie attraktive Arbeitsplätze anbieten. Dann wird sich zeigen, ob Menschen bei Unternehmen arbeiten wollen, die nicht an zukünftige Generationen denken. Mit einem bedingungslosen Grundeinkommen hat jeder Mensch die Möglichkeit "nein" zu sagen.
Prof. Dr. Götz Werner, 63, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter dm-drogerie markt Nach seiner Drogistenlehre in Konstanz arbeitete er fünf Jahre lang in einem Drogerie-Unternehmen in Karlsruhe. 1973 eröffnete er den ersten dm-drogerie markt in Karlsruhe. Der gute Start und eine kontinuierlich erfolgreiche Entwicklung brachten das Unternehmen zu seiner heutigen Bedeutung. Zurzeit arbeiten bei dm-drogerie markt in neun Ländern Europas mehr als 27.000 Menschen in 1.849 Filialen. Seit Oktober 2003 leitet Prof. Götz W. Werner das Interfakultative Institut für Entrepreneurship an der Eliteuniversität Karlsruhe (TH) und ist Initiator des Webforums www.unternimm-die-zukunft.de. Seit Februar 2006 ist er Präsident des EHI Retail Institute e.V. |
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www.freiheitstattvollbeschaeftigung.de
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Quelle:
Gesellschaft | Politik, 07.07.2008
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