Sozialunternehmen - Grünes Geld wird richtig bunt
Von Peter Spiegel
Gibt es ein fruchtbareres und bunteres "grünes Geld" als das revolutionär neue Wirtschaftsmodell, das der Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus derzeit unter dem Begriff "Social Business", "Sozialunternehmen" in die Welt bringt? Nach Überzeugung des Global Economic Network liegt hierin nicht weniger als eine neue Stufe einer sozial- und umweltrevolutionären Umgestaltung unserer Weltwirtschaft. Nach der Versöhnung von Ökonomie und Ökologie folgt jetzt die weitere Versöhnung mit einer weltweit gerechten Sozialentwicklung: Ökonomie wird zum Motor einer Ökoeffizienzwende und zum Motor des Siegs über die Armut. Wie geht das?
Eigentlich ganz einfach. Wenn man dies so sagt, muss man kurz daran erinnern, dass alle großen Durchbrüche im Kern immer auf ganz einfachen Neuerungen beruhen. Erinnert sei an die digitale Revolution, die darauf beruht, das Zahlensystem auf "0" und "1" zu reduzieren.
Ein Sozialunternehmen unterscheidet sich laut Yunus nur durch zwei Merkmale von anderen Unternehmen: Erstens gibt sich ein Social Business eine Mission, die ausschließlich auf die Lösung eines gesellschaftlichen beziehungsweise eines ökologischen Problems fokussiert ist. Das kann der Zugang zu Kleinkrediten für besonders Arme sein (wie es beispielsweise die Grameen Bank macht). Das kann der Zugang zu sauberem Wasser sein oder der Einsatz von Solarsystemen in den weiten ländlichen Regionen der Welt, die heute noch immer nicht an Überlandleitungen angeschlossen sind. Und zweitens - und hier wird es richtig spannend - erhalten die Investoren in ein Sozialunternehmen
zwar einen "Return of Invest", also die Rückzahlung ihrer Investitionssumme, bekommen aber keine
Rendite. Alle Gewinne bleiben im Unternehmen und werden für die Ausweitung der jeweiligen Mission
eingesetzt.
Kann dies funktionieren? Gibt es bereits Beispiele? Und wo sind die Zielgruppen von Unternehmern und Investoren für diesen Unternehmenstypus?
Grameen ist selbst das erste und beste Beispiel für diesen Unternehmenstypus. So betreibt Grameen
keineswegs nur eine Bank, sondern bereits jetzt zwei Dutzend weitere "Sozialunternehmen". Eines davon namens Grameen Shakti verbreitet so genannte "Solar Home Systems", mit denen sich jeder auf dem Lande seinen eigenen Strom von der Sonne holen kann. Bis heute sind bereits 130.000 solcher Solaranlagen installiert. Bis 2012 sollen es schon mehr als eine Million allein in Bangladesch sein. Die Kreditnehmer für solche Solar Home Systems zahlen drei Jahre lang jeden Monat denselben Betrag, den sie bisher für Energie bezahlt haben - und danach gehört ihnen die Anlage selbst und sie zahlen nichts mehr für ihren Energiebedarf.
Ein weiteres Beispiel ist ein "Social Joint Venture" und zwar zwischen Grameen und Danone. Grameen
Danone produziert seit einem Jahr einen speziell entwickelten Joghurt, in dem alle wichtigen Nährstoffe und Vitamine für die Ärmsten enthalten sind. Dieses Modell steht im Zentrum von Yunus' neuem Buch "Die Armut besiegen".
Nun will Yunus, dass weltweit zehntausende solcher Sozialunternehmen entstehen. Und die Idee kommt ausgezeichnet an: Viele erfolgreiche Unternehmer steigen derzeit um in derartige Neugründungen, weil sie Sinnvolleres als bisher tun wollen. Stiftungswillige wollen jetzt lieber ein Sozialunternehmen gründen als noch eine weitere Stiftung. Mittelständische bis Großunternehmen gründen neben ihrer bisherigen Tätigkeit jetzt ein Sozialunternehmen, weil sie darin die bisher intelligenteste Form von Corporate Social Responsibility erkennen.
Ein neuer Investorentypus formiert und organisiert sich, um künftig zumindest einen Teil des Geldes in Sozialunternehmen anzulegen. Sie tun dies, weil sie überzeugt sind: Dies ist in jedem Falle viel intelligenter und früchtetragender als traditionelles Spenden. Eine Spende wirkt einmal, ein solches Sozialinvestment wirkt viel öfter - und dabei meist noch jeweils viel effizienter.
Über den Autor
Peter Spiegel, 54, Generalsekretär Global Economic Network, Development Officer BWA
Das Global Economic Network und sein deutscher Mitgliedsverband, der Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA), haben es sich zur Aufgabe gemacht, diesem neuen Ansatz, wie Geld höchst effizient wirken und eine völlig neuartige weltweite Gründerwelle ins Leben gerufen werden kann, zu einem breiten Durchbruch zu verhelfen. So wird der 2. Vision Summit, der im
Herbst 2008 in Berlin stattfinden wird (www.visionsummit.org), ganz dem Thema "Sozialunternehmen" gewidmet sein. Als politischen Impuls gab das Global Economic Network der Bundesregierung in ihr
geistiges Gepäck für den diesjährigen G8- Gipfel in Japan, dass dort die G8-Staaten einen "Global Fund for Social Business" ins Leben rufen. Es gibt viel zu tun. Packen wir es an.
Weitere Infos unter:
www.globaleconomicnetwork.org
www.bwa-deutschland.de
Eigentlich ganz einfach. Wenn man dies so sagt, muss man kurz daran erinnern, dass alle großen Durchbrüche im Kern immer auf ganz einfachen Neuerungen beruhen. Erinnert sei an die digitale Revolution, die darauf beruht, das Zahlensystem auf "0" und "1" zu reduzieren.
Ein Sozialunternehmen unterscheidet sich laut Yunus nur durch zwei Merkmale von anderen Unternehmen: Erstens gibt sich ein Social Business eine Mission, die ausschließlich auf die Lösung eines gesellschaftlichen beziehungsweise eines ökologischen Problems fokussiert ist. Das kann der Zugang zu Kleinkrediten für besonders Arme sein (wie es beispielsweise die Grameen Bank macht). Das kann der Zugang zu sauberem Wasser sein oder der Einsatz von Solarsystemen in den weiten ländlichen Regionen der Welt, die heute noch immer nicht an Überlandleitungen angeschlossen sind. Und zweitens - und hier wird es richtig spannend - erhalten die Investoren in ein Sozialunternehmen
zwar einen "Return of Invest", also die Rückzahlung ihrer Investitionssumme, bekommen aber keine
Rendite. Alle Gewinne bleiben im Unternehmen und werden für die Ausweitung der jeweiligen Mission
eingesetzt.
Kann dies funktionieren? Gibt es bereits Beispiele? Und wo sind die Zielgruppen von Unternehmern und Investoren für diesen Unternehmenstypus?
Grameen ist selbst das erste und beste Beispiel für diesen Unternehmenstypus. So betreibt Grameen
keineswegs nur eine Bank, sondern bereits jetzt zwei Dutzend weitere "Sozialunternehmen". Eines davon namens Grameen Shakti verbreitet so genannte "Solar Home Systems", mit denen sich jeder auf dem Lande seinen eigenen Strom von der Sonne holen kann. Bis heute sind bereits 130.000 solcher Solaranlagen installiert. Bis 2012 sollen es schon mehr als eine Million allein in Bangladesch sein. Die Kreditnehmer für solche Solar Home Systems zahlen drei Jahre lang jeden Monat denselben Betrag, den sie bisher für Energie bezahlt haben - und danach gehört ihnen die Anlage selbst und sie zahlen nichts mehr für ihren Energiebedarf.
Ein weiteres Beispiel ist ein "Social Joint Venture" und zwar zwischen Grameen und Danone. Grameen
Danone produziert seit einem Jahr einen speziell entwickelten Joghurt, in dem alle wichtigen Nährstoffe und Vitamine für die Ärmsten enthalten sind. Dieses Modell steht im Zentrum von Yunus' neuem Buch "Die Armut besiegen".
Nun will Yunus, dass weltweit zehntausende solcher Sozialunternehmen entstehen. Und die Idee kommt ausgezeichnet an: Viele erfolgreiche Unternehmer steigen derzeit um in derartige Neugründungen, weil sie Sinnvolleres als bisher tun wollen. Stiftungswillige wollen jetzt lieber ein Sozialunternehmen gründen als noch eine weitere Stiftung. Mittelständische bis Großunternehmen gründen neben ihrer bisherigen Tätigkeit jetzt ein Sozialunternehmen, weil sie darin die bisher intelligenteste Form von Corporate Social Responsibility erkennen.
Ein neuer Investorentypus formiert und organisiert sich, um künftig zumindest einen Teil des Geldes in Sozialunternehmen anzulegen. Sie tun dies, weil sie überzeugt sind: Dies ist in jedem Falle viel intelligenter und früchtetragender als traditionelles Spenden. Eine Spende wirkt einmal, ein solches Sozialinvestment wirkt viel öfter - und dabei meist noch jeweils viel effizienter.
Über den Autor
Peter Spiegel, 54, Generalsekretär Global Economic Network, Development Officer BWA
Das Global Economic Network und sein deutscher Mitgliedsverband, der Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA), haben es sich zur Aufgabe gemacht, diesem neuen Ansatz, wie Geld höchst effizient wirken und eine völlig neuartige weltweite Gründerwelle ins Leben gerufen werden kann, zu einem breiten Durchbruch zu verhelfen. So wird der 2. Vision Summit, der im
Herbst 2008 in Berlin stattfinden wird (www.visionsummit.org), ganz dem Thema "Sozialunternehmen" gewidmet sein. Als politischen Impuls gab das Global Economic Network der Bundesregierung in ihr
geistiges Gepäck für den diesjährigen G8- Gipfel in Japan, dass dort die G8-Staaten einen "Global Fund for Social Business" ins Leben rufen. Es gibt viel zu tun. Packen wir es an.
Weitere Infos unter:
www.globaleconomicnetwork.org
www.bwa-deutschland.de
Quelle:
Lifestyle | Geld & Investment, 08.07.2008
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