Treibt die Industrie die Politik?
Der lokalen Wertschöpfung kann eine Schlüsselrolle bei Klimazielen zukommen
Führt eine starke Industrie für erneuerbare Energien zu einer ehrgeizigeren Politik für erneuerbare Energien? Wissenschaftlerinnen des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) kommen zu dem Schluss: Ja, Länder mit sauberen Energieindustrien steigern ihre Ambitionen in den folgenden Jahren. Daher sollten Regierungen bei ihrem Politikdesign berücksichtigen, wie sich Risiken und Vorteile der Energiewende verteilen. Denn die lokale Wertschöpfung kann eine Schlüsselkomponente sein beim Verfolgen ehrgeizigerer Ziele im Einklang mit dem 1,5°C-Ziel des Pariser Abkommens.
Warum die Integration von Wertschöpfungsketten im Bereich der sauberen Energien für politische Ziele wichtig ist
In ihrer Studie stellten die IASS-Forscherinnen Laima Eicke und Silvia Weko die Hypothese auf, dass eine stärkere Beteiligung der Wertschöpfungskette in der Branche für erneuerbare Energien zu einer ehrgeizigeren Politik für erneuerbare Energien führt. Dies lässt sich dadurch erklären, dass positive Rückkopplungseffekte die Politik verstärken. Laut Eicke "investieren Akteure, die wirtschaftlich von Veränderungen in der Wertschöpfungskette profitieren, diese Ressourcen in politische Prozesse, um eine günstige Politik zu fördern." Warum? Weil Entscheidungsträger und die Zivilgesellschaft die Technologien für erneuerbare Energien als Wachstumschance sehen.
Um ihre Hypothese zu testen, führten die Autorinnen zwei separate Literaturstränge zusammen, einen über politische Rückkopplungsmechanismen und einen anderen über globale Wertschöpfungsketten. Anschließend untersuchten sie die Beziehung zwischen der Position in der Wertschöpfungskette und dem politischen Wandel anhand einer Paneldatenanalyse auf der Grundlage von Daten aus 78 Ländern mit Produktions- und Innovationsaktivitäten über einen Zeitraum von zehn Jahren.
Anhand dieses Datensatzes konnten sie analysieren, wie sich die Wind- und die Solarbranche im Laufe der Zeit verändert haben, und die Beziehung zwischen der Größe der Branche und der Politik für saubere Energie modellieren. Die Autorinnen wählten diese beiden Branchen aus, weil sie von allen erneuerbaren Energiequellen das stärkste Wachstum verzeichneten - und voraussichtlich das Rückgrat des sauberen Energiesystems bilden werden.
Ihre Ergebnisse zeigen sowohl, dass die lokale Wertschöpfung eine zentrale Rolle bei der Energiewende spielt, als auch, dass die lokale Wertschöpfung durch eine Reihe von politischen Instrumenten gefördert werden kann, darunter die Gründung von Joint Ventures oder Anforderungen an den lokalen Anteil, um die lokale Produktion zu erhöhen.
Passende Politik wird gefördert
"Wir haben festgestellt, dass das Wachstum in der verarbeitenden Industrie und in der Forschung und Entwicklung mit einer ehrgeizigeren Politik für erneuerbare Energien in den darauffolgenden Jahren verbunden ist", erklärt IASS-Autorin Laima Eicke. Die Studie zeigt jedoch auch, dass diese technologiepolitischen Rückkopplungseffekte unterschiedlich sind, je nachdem, welche Segmente der Wertschöpfungskette betroffen sind. Zumindest kurzfristig waren Veränderungen im verarbeitenden Gewerbe mit stärkeren politischen Rückkopplungen verbunden als Veränderungen in der Forschung und Entwicklung, was möglicherweise auf größere Beschäftigungseffekte zurückzuführen ist. Selbst in absoluten Zahlen war das Wachstum der Wind- und Solarenergieproduktion ein wichtigerer Faktor für politische Rückkopplungen als „Forschung & Entwicklung".
Die Studie trägt zum wissenschaftlichen Verständnis der Beziehungen zwischen technologischem Wandel und öffentlicher Politik bei und schlägt eine interdisziplinäre Forschungsagenda für die Zukunft vor. Die Autorinnen betonen, dass politische Entscheidungsträger die Innovationsfähigkeit durch öffentliche Finanzierung zur Steigerung der Innovation, spezielle Forschungs- und Ausbildungsprogramme oder internationalen Technologietransfer und Partnerschaften verbessern können. Unter den richtigen Umständen könnten diese Maßnahmen sogar einen verstärkenden Kreislauf politischer Rückkopplung fördern und den Ehrgeiz in einer Abfolge von Maßnahmen steigern.
Publikation:
Laima Eicke und Silvia Weko: Does green growth foster green policies? Value chain upgrading and feedback mechanisms on renewable energy policies, Energy Policy 165 (2022) 112948.
Kontakt: Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS), Sabine Letz | sabine.letz@iass-potsdam.de | www.iass-potsdam.de
Gesellschaft | Politik, 31.05.2022
Pioniere der Hoffnung
forum 01/2025 ist erschienen
- Bodendegradation
- ESG-Ratings
- Nachhaltige Awards
- Next-Gen Materialien
Kaufen...
Abonnieren...
22
DEZ
2024
DEZ
2024
Ein leuchtendes Zeichen für Demokratie und Gemeinschaft
Tollwood Winterfestival unter dem Motto "Wir braucht Dich!", bis 23. Dezember
80336 München
Tollwood Winterfestival unter dem Motto "Wir braucht Dich!", bis 23. Dezember
80336 München
03
JAN
2025
JAN
2025
48. Naturschutztage am Bodensee
Vorträge, Diskussionen, Exkursionen mit Fokus: Arten-, Klima- und Naturschutz
78315 Radolfzell
Vorträge, Diskussionen, Exkursionen mit Fokus: Arten-, Klima- und Naturschutz
78315 Radolfzell
17
JAN
2025
JAN
2025
Systemische Aufstellungen von Familienunternehmen und Unternehmerfamilien
Constellations machen Dynamiken sichtbar - Ticketrabatt für forum-Leser*innen!
online
Constellations machen Dynamiken sichtbar - Ticketrabatt für forum-Leser*innen!
online
Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht
Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol
Politik
Ohne Vertrauen ist alles nichtsChristoph Quarch wirft einen besorgten Blick auf den Zustand der politischen Kultur
Jetzt auf forum:
Fotoausstellung Klimagerecht leben
Ohne Vertrauen ist alles nichts
The Custodian Plastic Race 2025
Niedriger Blutdruck: Wie bleibt man aktiv, ohne sich schwindlig zu fühlen?
Hacker vs. Host: Wie man Angreifer überlistet
Auf der Überholspur: Förderpolitik hat E-Busse wettbewerbsfähig gemacht.
TARGOBANK spendet 200.000 Euro für Herzensprojekte von Mitarbeitenden