Studierende mit Behinderung gendersensibel beraten, unterstützen und fördern

Laura-Maria-Bassi-Preis 2022 der Frankfurt UAS geht an Prof. Dr. Bettina Bretländer

Den Laura-Maria-Bassi-Preis für Frauenförderung und eine geschlechtersensible Hochschulkultur vergibt die Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) in diesem Jahr an Prof. Dr. Bettina Bretländer. Die Frauenkommission der Frankfurt UAS würdigt mit dieser Auszeichnung das Engagement der Professorin für Behinderung und Inklusion am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit. Die Studiengangsleiterin des Master-Studiengangs Diversität und Inklusion war zudem bis Ende April 2022 die Beauftragte für Studierende mit Behinderung der Hochschule. Bretländer erhält den Preis für ihren unermüdlichen Einsatz, den Fokus auf Studierende mit Behinderung zu richten, diese zu beraten und zu unterstützen und dabei eine gendersensible Perspektive einzunehmen. Durch Erkenntnisse aus jahrelanger Forschung und beruflichen Erfahrungen heraus, weiß sie sehr genau, mit welchen Herausforderungen sich junge Menschen mit Behinderung im persönlichen Alltag und in der Gesellschaft konfrontiert sehen und welche Rolle das Geschlecht dabei spielt.

Prof. Dr. Bettina Bretländer (Mitte) erhält den Laura-Maria-Bassi-Preis 2022; hier mit Prof. Dr. Susanne Rägle (links), Vizepräsidentin für Forschung, Weiterbildung und Transfer der Frankfurt UAS und Laudatorin Prof. Dr. Simone Danz (rechts), Professorin für Bildung und Soziale Inklusion an der Hochschule RheinMain. © Frankfurt UASProf. Dr. Bettina Bretländer (Mitte) erhält den Laura-Maria-Bassi-Preis 2022; hier mit Prof. Dr. Susanne Rägle (links), Vizepräsidentin für Forschung, Weiterbildung und Transfer der Frankfurt UAS und Laudatorin Prof. Dr. Simone Danz (rechts), Professorin für Bildung und Soziale Inklusion an der Hochschule RheinMain. © Frankfurt UAS
In ihrer Dissertation an der Technischen Universität Dortmund mit dem Titel „Kraftakte: Lebensalltag und Identitätsarbeit körperbehinderter Mädchen und junger Frauen" hatte Bretländer bereits 2006 den Blick auf eine besonders vulnerable Gruppe von Personen gerichtet, die sich großen Herausforderungen stellen müssen, um von der Gesellschaft nicht fehleingeschätzt, sondern mit ihrem Selbstbild und -wert akzeptiert zu werden. Das Zusammenspiel der zwei Strukturkategorien Gender und Behinderung stand somit von Beginn an im Mittelpunkt ihrer wissenschaftlichen Karriere. Mit ihrem Wechsel an die Frankfurt UAS 2009 widmet sie sich weiterhin dem Thema der Benachteiligung und der Lebenslage von Menschen mit Behinderung unter gendersensiblen Gesichtspunkten. Zum Sommersemester 2018 wurde sie die Beauftragte für Studierende mit Behinderung der Hochschule. Dieses Amt führte sie bis Ende April 2022 aus, sorgte dafür, dass die Funktion als Daueraufgabe an der Frankfurt UAS eingerichtet wurde und hat das Amt nun an Alexandra Hoene-Lindemann weitergegeben. Bretländer hat während der Beauftragung gemeinsam mit Hoene-Lindemann engagiert und kontinuierlich an der konzeptionellen Etablierung und professionellen Ausgestaltung der Beratungsstelle gearbeitet und sich für die Perspektive der Studierenden eingesetzt. Ebenso wichtig war ihr, die Lehrenden in Veranstaltungen dafür zu sensibilisieren, wie schwer es Studierenden teilweise fällt, sich die Unterstützung zu suchen, die ihnen zusteht. In den beiden letzten Jahren (2020-2022) hat Bretländer sich sehr engagiert dafür eingesetzt, dass die ehemalige Projektstelle „Inklusive Hochschulen in Hessen" weitergeführt wird. Mit der Unterstützung der Referentin der Hessischen Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderung, Ayse Oluk, hat sie es erreicht, dass daraus eine Dauerstellung (finanziert mit Hilfe des Sozialministeriums und des Integrationsfonds) etabliert wurde. Die landesweite Koordinationsstelle soll künftig an der Frankfurt UAS angesiedelt sein.

„Seit 2018, durch die Übernahme der Stelle als Beauftragte sowie dem Aufbau und der Etablierung der Beratungsstelle für Studierende mit Behinderung und chronischer Krankheit hat Bettina Bretländer konsequent, beharrlich und entschlossen ihre Expertise geteilt und den Fokus immer auch auf studierende Frauen mit Behinderung gerichtet. Ihr unermüdlicher Einsatz gilt der Beratung, Unterstützung und Förderung dieser jungen Frauen, damit diese ihr Studium erfolgreich durchführen können", heißt es in dem Nominierungsvorschlag aus den Reihen der Hochschulangehörigen, der die Frauenkommission überzeugt hat. Bretländers Stärken im Networking und Teamwork konnte sie gewinnbringend für diese Personengruppe einsetzen. Prof. Dr. Susanne Rägle, Vizepräsidentin für Forschung, Weiterbildung und Transfer, überreichte im Namen des Präsidiums die mit insgesamt 1.000 Euro dotierte Auszeichnung am 12. Juli 2022 in einer kleinen Feierstunde an die Preisträgerin und würdigte sie „als Verfechterin für die Rechte von Menschen mit körperlichen Einschränkungen". Die Laudatio hielt Prof. Dr. Simone Danz, Professorin für Bildung und Soziale Inklusion an der Hochschule RheinMain. Danz hatte das Qualitätsmanagementkonzept an der Frankfurt UAS eingeführt, parallel dazu promoviert und dann den Ruf als Professorin zunächst an die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg sowie aktuell an die Hochschule RheinMain erhalten. Sie arbeitet seither hochschulübergreifend an gemeinsamen Themen mit Bretländer.

Zur Person:
Bretländer hat an der Technischen Universität Dortmund Erziehungswissenschaften mit dem Studienschwerpunkt Sonderpädagogik studiert. Nach dem Studium hat sie eine Psychotherapie-Ausbildung absolviert und im Jahre 2003 die Approbation als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin erhalten. Sie hat in Erziehungsberatungsstellen kindertherapeutisch gearbeitet und war auch freiberuflich tätig. An der TU Dortmund hat sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof. Dr. Ulrike Schildmann gearbeitet. Schildmann hatte den Lehrstuhl „Frauenforschung in der Behindertenpädagogik" inne, den es bundesweit nur dort gab, und Bretländer unterstützte sie bei der Etablierung des Lehrstuhls. Auch eine Vertretungsprofessur im Bereich Körperbehindertenpädagogik hat sie dort übernommen. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Geschlecht und Behinderung: Prozesse der Herstellung von Identität unter widersprüchlichen Lebensbedingungen", das im Wesentlichen durch Bretländer initiiert wurde, hatte sie an der TU ihr Dissertationsprojekt durchgeführt und abgeschlossen (Veröffentlichungstitel: Kraftakte: Lebensalltag und Identitätsarbeit körperbehinderter Mädchen und junger Frauen). Im Wintersemester 2009/10 ist Bretländer an die Frankfurt UAS gekommen und hat sofort den Kontakt zum Netzwerk behinderter Frauen in Hessen gesucht. Aus diesem Kontakt ist die Kooperation mit dem Hessischen Sozialministerium entstanden: Eine „Handlungsempfehlung zum Umgang mit Grenzverletzungen, sexuellen Übergriffen und sexueller Gewalt gegen Menschen mit Behinderungen in voll- und teilstationären Einrichtungen der Behindertenhilfe" ist in Zusammenarbeit mit Heike Beck und Sibylla Flügge erstellt worden. Über viele Jahre war Bretländer als Studiengangsleitung des Bachelor-Studiengangs Soziale Arbeit im Einsatz, derzeit leitet sie den Master-Studiengang Diversität und Inklusion. Im Fachbereichsrat ist sie als Mitglied der Liste Diversity aktiv. Gemeinsam mit Michaela Köttig und Thomas Kunz hat sie das Lehrbuch „Vielfalt und Differenz in der Sozialen Arbeit. Perspektiven auf Inklusion" herausgegeben. In Bretländers Lehre stehen die Themen Sensibilisierung für die Erfahrung von Behinderung und insbesondere auch konzeptionelle Überlegungen für die Umsetzung gelebter Inklusion im Vordergrund. 2012 war sie bei der Gründung des Frankfurter Netzwerks Inklusive Praxis in der Kinder- und Jugendarbeit (Stellv. Sprecherin) beteiligt, was ihr Interesse an der Zusammenarbeit mit der Praxis widerspiegelt. Viele Jahre war sie Redaktionsmitglied der Fachzeitschrift „Betrifft: Mädchen" und hat dort den Bereich Behinderung vertreten. Derzeit ist sie Redaktionsmitglied der Zeitschrift „Gemeinsam leben. Zeitschrift für Inklusion".

Laura-Maria-Bassi-Preis
Namensgeberin ist Laura Maria Bassi (1711-1778), die als erste Universitätsprofessorin Europas Physik in Bologna lehrte. Die Naturwissenschaftlerin und Mutter von acht Kindern wurde als eine der ersten Frauen von der Universität Bologna promoviert und als einzige Frau in die Bologneser Akademie aufgenommen. Die Frankfurt UAS vergibt die Auszeichnung seit 2005 im jährlichen Wechsel an Studierende oder Beschäftigte der Hochschule. Damit honoriert sie Initiativen, die beispielsweise zur Erhöhung des Frauenanteils in Studiengängen mit geringer Frauenquote führen, Aktivitäten, die der sexuellen Diskriminierung von Frauen oder Männern an der Hochschule entgegenwirken oder in anderer Weise zur Gerechtigkeit im Geschlechterverhältnis beitragen.

Hier finden Sie weitere Informationen zum Laura-Maria-Bassi-Preis und zu Bretländer.
 
Kontakt: Frankfurt University of Applied Sciences, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, Dr. Margit Göttert und Martina Moos | frauenbeauftragte@hsl |  www.frankfurt-university.de

Quelle: Frankfurt University of Applied Sciences

Gesellschaft | Bildung, 18.07.2022

     
        
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