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Wenn sich die Angst ins Hirn schleicht...

Christoph Quarch sieht in den aktuellen Krisen auch die Chance zum Aufbruch

Nun sind überall im Lande Sommerferien. Eigentlich die Zeit für entspannte Tage am Strand, in den Bergen oder an sonst einem hübschen Ort der Erde. Aber bei vielen will sich in diesem Jahr die Entspannung nicht recht einstellen. Zu viele Gedanken schwirren durch den heißen Kopf: Sind die aktuellen Hitzewellen Vorboten des Klimawandels? Was wird aus unseren Wäldern? Andere treiben andere Sorgen um: Was kommt da im Winter alles auf uns zu? Kalte Heizkörper, steigende Energiepreise, die nächste Covid-Welle, Krieg in der Ukraine. Und jetzt auch noch das chinesische Säbelrasseln in Fernost. Angesichts dessen kann man verstehen, dass der eine oder die andere von Zukunftsängsten geplagt wird. Aber sind die auch berechtigt? Darüber sprechen wir mit dem Philosophen Christoph Quarch.
 
Herr Quarch, wie geht es Ihnen, wenn Sie an den Winter 2022/23 denken?
Christoph Quarch sieht die Krise auch als Chance zum Aufbruch: das Alte, Falsche, Tote hinter uns zu lassen und sich auf das wirklich Wichtige zu konzentrieren. © Mohamed Hassen, pixabay.comChristoph Quarch sieht die Krise auch als Chance zum Aufbruch: das Alte, Falsche, Tote hinter uns zu lassen und sich auf das wirklich Wichtige zu konzentrieren. © Mohamed Hassen, pixabay.com
Ängstlich bin ich nicht. Aber ich verstehe gut, dass so mancher neben Schweißperlen gerade Sorgenfalten auf der Stirn hat. Zumal, wenn man nicht zu denen gehört, die sich um finanzielle Dinge keinen Kopf machen müssen und die es nicht juckt, wenn die Heizkosten um 300 Prozent steigen. Wer nicht zu den Wohlhabenden zählt, wird sich auf einen entbehrungsreichen Winter gefasst machen müssen, fürchte ich. Trotzdem sollten wir nicht in Panik verfallen, sondern nach klugen Lösungen Ausschau halten, wie wir mit den Herausforderungen der Energiekrise umgehen können. Robert Habeck macht da keinen schlechten Job.

Es sind aber nicht nur die einkommensschwachen, die sorgenvoll in die Zukunft blicken. Auch unter besser Situierten geht die Angst vor Wohlstandsverlust um. 
Ja, aber ich denke, da sollten wir genauer hinschauen und uns fragen, was das für eine Angst ist. Was heißt das eigentlich: Wohlstandsverlust? Ein einfacher Vergleich mit südeuropäischen Ländern macht deutlich, dass hierzulande schon sehr viel verloren gehen müsste, wenn man auf dem dort üblichen Wohlstandsniveau landen wollte. Tatsächlich scheint es mir bei der Angst der Bessersituierten gar nicht um Wohlstandsverlust zu gehen, sondern darum, dass einem die Mittel abhandenkommen, die bislang von einer sehr viel tiefer sitzenden, bedrohlicheren Angst ablenken konnten.

Aber Sie wollen doch nicht behaupten, dass die Angst, die gerade viele Leute umtreibt, eingebildet oder gegenstandslos ist?
Nein, Sie haben ja die verschiedenen Gründe genannt, die einem derzeit Sorgen bereiten können. Aber ich denke, dass die Angst, die bei den Menschen jetzt aufkeimt, schon viel älter ist als die Krisen der Gegenwart: dass es sich bei ihr um eine tiefsitzendende existenzielle Angst handelt, die etwas damit zu tun, dass die Menschen keinen geistigen Halt mehr finden. Solange auf der materiellen Ebene alles glatt läuft, die Heizung warm und der Tank voll ist, kann man diese Angst verdrängen und sich in einer gemütlichen Trance einrichten. Aber wenn das nicht mehr läuft, wenn wir unsanft aus der Trance geweckt werden, dann starrt man plötzlich in einen Abgrund der Sinnlosigkeit. Dann überkommt einen dasjenige, was Viktor Frankl ein existenzielles Vakuum nannte. Und dann schleicht sich die Angst ins Hirn. Sie Angst vor Wohlstandsverlust zu nennen, ist ein Versuch sie zu entschärfen.

Mal gesetzt, Sie haben Recht: Wie kann man damit umgehen?  Wollen Sie die Leute alle zum Psychotherapeuten schicken?
Auf keinen Fall. Wenn, dann zum Philosophen. Aber Spaß beiseite, das Thema ist zu ernst dafür. Ich glaube, dass es äußerst wichtig ist, in krisenhaften Zeiten gut verwurzelt zu sein: in einer Religion – was angesichts der desolaten Lage in den Kirchen aber kaum noch möglich ist – in der Familie, im Freundeskreis, in der Natur, in der Kultur – irgendwo, wo einem geistige Nahrung zukommt. Wir brauchen klare Kriterien, was wichtig und was unwichtig ist. Dann fällt es uns auch leichter zu verzichten. Vor allem können wir die Krise dann auch als Chance zum Aufbruch sehen: das Alte, Falsche, Tote hinter uns zu lassen und sich auf das wirklich Wichtige zu konzentrieren. So könnte das Erwachen aus der Trance zur kollektiven Heilung führen. Darauf hoffe ich in diesem Winter.
 
Der Philosoph Christoph Quarch schreibt regelmäßig für forum Nachhaltig Wirtschaften. © Christoph QuarchDer Philosoph Christoph Quarch schreibt regelmäßig für forum Nachhaltig Wirtschaften. © Christoph Quarch








Der Bestseller-Autor Christoph Quarch ist Philosoph aus Leidenschaft. Seit ihm als junger Mann ein Büchlein mit »Platons Meisterdialogen« in die Hand fiel, beseelt ihn eine glühende Liebe (philia) zur Weisheit (sophia), die er als Weg zu einem erfüllten und lebendigen Leben versteht. Als Autor, Publizist, Berater und Seminarleiter greift er auf die großen Werke der abendländischen Philosophen zurück, um diese in eine zeitgemäße Lebenskunst und Weltdeutung zu übersetzen."
 
In seinem neuen Buch "Begeistern! Wie Unternehmen über sich hinauswachsen" geht's um Fragen wie diese:
Wie kommt der Geist in unsere Unternehmen? – Durch Begeisterung! Und wie entsteht Begeisterung? Anders als die meisten glauben.

Lesen Sie mehr von ihm unter www.christophquarch.de

Als forum-Redakteur zeichnete Christoph Quarch verantwortlich für den Sonderteil „WIR - Menschen im Wandel". 

Gesellschaft | Politik, 07.08.2022

     
        
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