Mit C2C Veranstaltungsbranche und Gesellschaft transformieren
Das war der C2C Summit: Staging the Future
Mit Cradle to Cradle (C2C) können wir eine klima- und ressourcenpositive Zukunft gestalten – in der Veranstaltungsbranche und weit darüber hinaus. Dafür haben Cradle to Cradle NGO, Loft Concerts GmbH, KKT GmbH - Kikis Kleiner Tourneeservice und Side by Side Eventsupport GmbH als Initiatoren sowie Die Ärzte und Die Toten Hosen als Ermöglicher mit dem Labor Tempelhof den Anstoß gegeben. Doch die Konzerte im August 2022 waren erst der Start des Transformationsprozesses: Beim C2C SUMMIT: STAGING THE FUTURE am 22. November 2022 diskutierten 35 Speaker*innen darüber, wie die C2C- und nachhaltigen Lösungen des Labor Tempelhofs skaliert und in die Gesellschaft getragen werden können. Rund 200 Personen nahmen vor Ort in der Urania Berlin und im Livestream teil.
Kreislaufwirtschaft nach C2C als Lösung für unsere Krisen
Ricarda Lang, MdB und Bundesvorsitzende BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, hob in ihrer Keynote die positiven Ziele des Labor Tempelhofs hervor und betonte, wie wichtig es sei, jede*n Einzelne*n bei solchen Projekten mitzunehmen und zum Teil der Veränderung zu machen. Wir müssten als Gesellschaft begreifen, dass wir uns in mehreren Krisen gleichzeitig befinden. Aber: "Wir haben eine Lösung für die Klima-, Biodiversitäts- und Rohstoffkrise schon in der Hand, wir müssen sie nur umsetzen: Die Kreislaufwirtschaft. Sie ist eine der besten Lösungen, die wir haben”, so Lang. Das Labor Tempelhof habe anschaulich gezeigt, wie solche Lösungen konkret umgesetzt werden können.
Zirkuläre Transformation messbar machen
Das Labor Tempelhof wurde, unterstützt von der Boston Consulting Group, durch ein umfassendes Impact Measurement begleitet. Wassereinsparungen, CO?-Reduktion und vieles mehr: Die Ergebnisse werden Anfang 2023 transparent in einem Guidebook für die Veranstaltungsbranche veröffentlicht. Die Messbarkeit von Nachhaltigkeitsbemühungen und Zirkularität sei unglaublich wichtig, um diese skalieren zu können, waren sich die Panelist*innen des entsprechenden Panels grundsätzlich einig. Dass es dabei nicht ausschließlich um Reduktion und Verzicht gehen muss, machte Alexander Meyer zum Felde, Partner und stellvertretender Geschäftsführer der Boston Consulting Group, deutlich. "Wir müssen begreifen, dass Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft nicht bedeuten, keinen Spaß zu haben. Wir müssen das Narrativ dahin bringen, dass die Menschen begreifen: C2C macht Spaß”, so Meyer zum Felde. Kultur und Messbarkeit lägen allerdings nicht unbedingt nahe beieinander, sagte Jacob Sylvester Bilabel, Leiter des Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien. Doch die Kulturbranche sei in einem permanenten Transformationsprozess und habe erkannt, dass eine bessere Messbarkeit von nachhaltigen Lösungen zu einer Transformation beitragen kann. Deshalb entwickelt das Aktionsnetzwerk gerade einen CO?-Rechner für die Kulturbranche. Nicole Wuttke, Abteilungsleitung Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement bei der Eventagentur mediapool, hob insbesondere auf den Planungsprozess von Events ab. "Die Weichen für Nachhaltigkeit werden dort gesetzt. Wir fragen uns in der Planung: Welche Ziele können wir uns setzen und was kann man messen?”, so Wuttke. Mediapool habe gemeinsam mit einer Zertifizierungsagentur eigene Nachhaltigkeitskriterien definiert, die nun bei Veranstaltungen umgesetzt würden.
Gemeinsam Herausforderungen bewältigen
Bela B, Musiker bei Die Ärzte, Tabea Kaplan, Tourmanagement Die Ärzte/Künstlermanagement Bela B, Manuel Wrobel, Head of Business Development bei visitBerlin, Prof. Thomas Sakschewski, Veranstaltungsmanagement und -technik an der Berliner Hochschule für Technik, und Julian Schwarze, MdA sowie Sprecher für Stadtentwicklung, Tourismus und Clubkultur, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, diskutierten anschließend über die Herausforderungen bei der Umsetzung von zirkulären Lösungen bei Veranstaltungen. "Wir haben Handlungsbedarf gesehen und beschlossen, dass es so nicht weitergehen kann. Es gibt eine große Bereitschaft bei Künstlern, Veranstaltern und Fans – ich sehe da sehr viel Positives für die Zukunft”, beschrieb Bela B die Motivation von Die Ärzte, ihre Konzerte für das Labor Tempelhof zur Verfügung zu stellen. Das Wissen des Projekts müsse nun weitergetragen werden, ergänzte Tabea Kaplan. "Es ist nicht einfach, in der Eventbranche ausgebildete Menschen zu finden, die sich mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Es muss im Veranstaltungsbereich mehr zum Thema Nachhaltigkeit ausgebildet werden”, so Kaplan.
Phosphorkreisläufe, kreislauffähige Bühnen, C2C-Textilien & smarte Mobilitätskonzepte
In den anschließenden Breakout Sessions vertieften die Teilnehmenden verschiedene Unterthemen des Projekts: Nährstoffmanagement, Infrastruktur, Textilien und Mobilität.
Tiefere Einblicke ins Labor Tempelhof
Weitere Einblicke in das Projekt gab Dr. Anne Lamp, CEO & Co-Founder von Traceless, ein Start-up, das sich auf die Produktion einer Kunststoffalternative spezialisiert hat. Für Labor Tempelhof sollten aus diesem Material Pommesgabeln hergestellt werden, doch die C2C-Lösung konnte nicht mehr rechtzeitig skaliert werden. "Es kamen Prototypen heraus, aber die Serienfertigung war vor den Konzerten zeitlich noch nicht möglich. Inzwischen sind wir aber in der Lage, in größerer Stückzahl zu produzieren und wir sind sehr froh, den Kick-Off in Richtung C2C-Einwegbesteck gestartet zu haben”, beschrieb sie den Prozess. Mit dem vollständig kompostierbaren Material soll in Zukunft eine signifikante Menge Kunststoff ersetzt werden können.
Tim Janßen, geschäftsführender Vorstand von Cradle to Cradle NGO, blickte zum Start auf die Ziele des Projekts. "Beim Labor Tempelhof war von Beginn an klar, dass wir uns positive Ziele setzen müssen, um die Transformation der Veranstaltungsbranche und der Gesellschaft in Richtung Cradle to Cradle voranzutreiben. Dass wir heute mit Vertreter*innen der Eventbranche, der Wirtschaft, der Bundes-, Landes- und kommunalen Politik über die Ergebnisse diskutiert haben, zeigt: Wir müssen dieses Thema gemeinsam anpacken und haben mit diesem Projekt einen Meilenstein dafür gesetzt.”
"Der Summit war ein gelungener Auftakt für die nächsten Projektbausteine im Rahmen des Labor Tempelhof, wie die Eventreihe und die Ausstellung im kommenden Jahr. Das Projekt soll zur Transformationsplattform für all diejenigen werden, die gemeinsam mit uns und unseren Mit-Initiatoren zeigen wollen, wie wir Cradle to Cradle heute schon in der Praxis umsetzen und zur Realität werden lassen können”, äußerte sich Nora Sophie Griefahn, geschäftsführende Vorständin von Cradle to Cradle NGO, zum C2C Summit.
Kreislaufwirtschaft nach C2C als Lösung für unsere Krisen
Ricarda Lang, MdB und Bundesvorsitzende BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, hob in ihrer Keynote die positiven Ziele des Labor Tempelhofs hervor und betonte, wie wichtig es sei, jede*n Einzelne*n bei solchen Projekten mitzunehmen und zum Teil der Veränderung zu machen. Wir müssten als Gesellschaft begreifen, dass wir uns in mehreren Krisen gleichzeitig befinden. Aber: "Wir haben eine Lösung für die Klima-, Biodiversitäts- und Rohstoffkrise schon in der Hand, wir müssen sie nur umsetzen: Die Kreislaufwirtschaft. Sie ist eine der besten Lösungen, die wir haben”, so Lang. Das Labor Tempelhof habe anschaulich gezeigt, wie solche Lösungen konkret umgesetzt werden können.
Tiefere Einblicke in die praktische Umsetzung des Projekts gaben Jonna Clasen, Projektleitung des Labor Tempelhof von C2C NGO, und Sarah Lüngen, Teil der Projektleitung des Labor Tempelhof von The Changency (i. A. v. SBS Eventsupport). Sie betonten, wie wichtig es sei, sich von Beginn an klar zu machen, welches die größten Hebel sind, um Veranstaltungen so klima- und ressourcenpositiv wie möglich zu gestalten. Eine Herausforderung bei der Planung und Umsetzung der Labor Tempelhof-Konzerte sei die Koordination der vielen verschiedenen Gewerke gewesen. "Es braucht viel Kommunikation und Abstimmung”, machte Lüngen deutlich. Wichtig für das gesamte Kommunikationskonzept seien auch die Botschafter*innen gewesen, die die Besucher*innen vor Ort über Cradle to Cradle und das Projekt aufgeklärt haben, ergänzte Clasen.
Über den Tellerrand des Projekts hinaus, hinein in die Berliner Wirtschaftspolitik, ging es im nächsten Panel, moderiert von Nina Eichinger. Michael Biel, Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, und Simon Margraf, Bereichsleiter Wirtschaft & Politik der IHK Berlin, diskutierten über die Erkenntnisse des Labor Tempelhofs und wie diese in die Berliner Zukunftsstrategie einfließen können. Biel berichtete, dass das Thema Kreislaufwirtschaft in der Hauptstadt immer mehr Bedeutung gewinne und finanziell gefördert werden solle: "Wir bereiten alles darauf vor, dass Berlin für Circular Economy und Cradle to Cradle "the place to be” wird.” Um dieses Ziel zu erreichen, arbeite die Stadt eng mit der IHK zusammen. "Wir müssen alle Möglichkeiten nutzen, um die Zukunft von Berlin-Brandenburg in Richtung Kreislaufwirtschaft und Cradle to Cradle nach vorne zu bringen”, ergänzte Margraf.
Zirkuläre Transformation messbar machen
Das Labor Tempelhof wurde, unterstützt von der Boston Consulting Group, durch ein umfassendes Impact Measurement begleitet. Wassereinsparungen, CO?-Reduktion und vieles mehr: Die Ergebnisse werden Anfang 2023 transparent in einem Guidebook für die Veranstaltungsbranche veröffentlicht. Die Messbarkeit von Nachhaltigkeitsbemühungen und Zirkularität sei unglaublich wichtig, um diese skalieren zu können, waren sich die Panelist*innen des entsprechenden Panels grundsätzlich einig. Dass es dabei nicht ausschließlich um Reduktion und Verzicht gehen muss, machte Alexander Meyer zum Felde, Partner und stellvertretender Geschäftsführer der Boston Consulting Group, deutlich. "Wir müssen begreifen, dass Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft nicht bedeuten, keinen Spaß zu haben. Wir müssen das Narrativ dahin bringen, dass die Menschen begreifen: C2C macht Spaß”, so Meyer zum Felde. Kultur und Messbarkeit lägen allerdings nicht unbedingt nahe beieinander, sagte Jacob Sylvester Bilabel, Leiter des Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien. Doch die Kulturbranche sei in einem permanenten Transformationsprozess und habe erkannt, dass eine bessere Messbarkeit von nachhaltigen Lösungen zu einer Transformation beitragen kann. Deshalb entwickelt das Aktionsnetzwerk gerade einen CO?-Rechner für die Kulturbranche. Nicole Wuttke, Abteilungsleitung Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement bei der Eventagentur mediapool, hob insbesondere auf den Planungsprozess von Events ab. "Die Weichen für Nachhaltigkeit werden dort gesetzt. Wir fragen uns in der Planung: Welche Ziele können wir uns setzen und was kann man messen?”, so Wuttke. Mediapool habe gemeinsam mit einer Zertifizierungsagentur eigene Nachhaltigkeitskriterien definiert, die nun bei Veranstaltungen umgesetzt würden.
Gemeinsam Herausforderungen bewältigen
Bela B, Musiker bei Die Ärzte, Tabea Kaplan, Tourmanagement Die Ärzte/Künstlermanagement Bela B, Manuel Wrobel, Head of Business Development bei visitBerlin, Prof. Thomas Sakschewski, Veranstaltungsmanagement und -technik an der Berliner Hochschule für Technik, und Julian Schwarze, MdA sowie Sprecher für Stadtentwicklung, Tourismus und Clubkultur, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, diskutierten anschließend über die Herausforderungen bei der Umsetzung von zirkulären Lösungen bei Veranstaltungen. "Wir haben Handlungsbedarf gesehen und beschlossen, dass es so nicht weitergehen kann. Es gibt eine große Bereitschaft bei Künstlern, Veranstaltern und Fans – ich sehe da sehr viel Positives für die Zukunft”, beschrieb Bela B die Motivation von Die Ärzte, ihre Konzerte für das Labor Tempelhof zur Verfügung zu stellen. Das Wissen des Projekts müsse nun weitergetragen werden, ergänzte Tabea Kaplan. "Es ist nicht einfach, in der Eventbranche ausgebildete Menschen zu finden, die sich mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Es muss im Veranstaltungsbereich mehr zum Thema Nachhaltigkeit ausgebildet werden”, so Kaplan.
Ein steigendes Interesse für wirklich nachhaltige Lösungen konnte auch Manuel Wrobel beobachten. "Das Interesse wächst immer mehr – auch das Bewusstsein, dass nachhaltige und zirkuläre Lösungen auch Geld kosten können und dürfen, weil es langfristig keine Alternative gibt. Es gibt nicht die Option, einfach so weiterzumachen wie bisher”, so Wrobel. Den Status Quo verändern, das hat sich auch Prof. Thomas Sakschewski vorgenommen. Mit seinem Projektteam begleitet er Nachhaltigkeitskonzepte für Großveranstaltungen wissenschaftlich. Auch bei Nachhaltigkeit gehe es letztendlich aber um Angebot und Nachfrage, auch in Bezug auf einfach anwendbare, nachhaltige Lösungen für Veranstaltungskonzepte. "Derzeit ist die Nachfrage groß und das Angebot eher schwach, und zwar in vielen Bereichen'', bemerkte Sakschewski, begrüßte gleichzeitig aber auch die Impulse, die vom Labor Tempelhof ausgingen. "Labor Tempelhof hat gezeigt: Es ist möglich. Jetzt müssen wir vom Einzelfall weg, hin zum Regelfall. Da sehe ich politisch noch Luft nach oben”, ergänzte Julian Schwarze, MdA.
Phosphorkreisläufe, kreislauffähige Bühnen, C2C-Textilien & smarte Mobilitätskonzepte
In den anschließenden Breakout Sessions vertieften die Teilnehmenden verschiedene Unterthemen des Projekts: Nährstoffmanagement, Infrastruktur, Textilien und Mobilität.
Teil des Sanitärkonzepts von Labor Tempelhof waren Komposttoiletten, aus denen Nährstoffe zurückgewonnen, zu Dünger verarbeitet und so im Kreislauf geführt wurden. Dieser Ansatz löse nicht nur Probleme wie die sinkende Verfügbarkeit der Ressource Phosphor. "Wir haben eine bessere Recyclingquote, wir bringen Kohlenstoff in den Boden, machen den Boden wieder zu einem Schwamm – wir machen Klimaschutz und Klimawandelanpassung in einem”, erklärte Florian Augustin, Geschäftsführer beim Hersteller der verwendeten Trockentoiletten, Finizio. Tabea Knickel, Geschäftsführerin der Deutschen Phosphor Plattform, betonte die Notwendigkeit von Phosphorrecycling: "Wir schonen unsere Böden und das Grundwasser und können uns unabhängiger von anderen Ländern machen. Das ist wichtig, um Kreisläufe zu schließen und Schadstoffe in geringeren Konzentrationen einzusetzen.” Ergänzt wurde das Sanitärkonzept durch Mobiltoiletten von Wölkchen, deren Inhalte in die Kläranlage Berlin-Waßmannsdorf umgeleitet wurden, wo daraus ebenfalls Phosphor zurückgewonnen wurde. Matthias Heise, Gesellschafter bei der Wölkchen GbR, sieht eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung für diese Lösungsansätze. "Viele Endverbraucher*innen sehen den Mehrwert in der ökologischen Betrachtung und greifen auf ressourcenschonende Produkte zurück”, so Heise. Kombiniert werden können solche Konzepte mit Technologien zur Aufbereitung von Grauwasser, um auch Wasser als wertvolle Ressource im Kreislauf zu führen. Christian Kehrberg, Verfahrensingenieur bei Greenlife, erklärte, wie leicht verschmutztes Grauwasser, etwa aus Handwaschbecken, durch Osmoseanlagen nur minimal gereinigt werden muss, um anschließend beispielsweise für die Toilettenspülung genutzt werden zu können.
Ein Konzert ist nichts ohne eine Bühne, doch wie kann eine Bühne nach C2C aussehen? Damit beschäftigen sich unter anderem Unternehmen wie Zinq, Novotech, eps GmbH und Megaforce. "Bühnen und Beleuchtung leben davon, dass sie so lange wie möglich in Umlauf bleiben – wir haben Bühnen, die schon fast 20 Jahre alt sind. Aber dazu kommen jetzt Fragen wie: Welche Rohstoffe kaufen wir ein? Wo und wie lassen wir Bühnen fabrizieren und wie können wir sie in einen Recyclingprozess bringen?”, beschrieb Celine Kühnel, Geschäftsführerin der eps Gmbh, die Situation ihres Unternehmens. Mit dieser Frage ist auch ein anderes Verständnis des Wertes von Materialien und Ressourcen verbunden. "Zink ist für uns ein Wertstoff, nicht nur ein Werkstoff. Wenn wir Zink verbauen, dann haben wir ein Interesse daran, den Rohstoff auch wieder zurückzugewinnen”, so Lars Baumgürtel, CEO der ZINQ Group, der auch dafür plädierte, den Austausch zwischen Anbietern von Bühnen- oder Konstruktionslösungen und den Herstellern der darin verbauten Materialien zu intensivieren. "Wir wollen unsere Zukunft und die Einsatzstoffe der Zukunft wertschätzen”, stimmte Susann Krohn, Projektverantwortliche für Cradle to Cradle bei Novotech, zu. Nadine Wolff, Projektleitung für Bühnen und Eventinfrastruktur bei Megaforce, hob darauf ab, dass Gerüste und Bühnenbauten selbst schon relativ zirkulär seien. "Wir haben aber großes Potenzial bei Verbrauchsmaterialien, das ist ein großer Hebel”, sagte sie.
Vom Molton bis zum Merchandise: Auch im Textilbereich haben die Initiatoren des Labor Tempelhofs versucht, möglichst viele C2C-Lösungen umzusetzen. Dabei wurde nicht nur auf Kreislauffähigkeit geachtet, sondern auch auf Materialgesundheit. "Mit C2C überlegen wir von vornherein, wie wir das Textil designen und was das Nutzungsszenario ist: Ist das Material für Hautkontakt geeignet?'', erklärte Jonna Clasen, Projektleitung Labor Tempelhof von C2C NGO. Dass Materialgesundheit nicht nur "nice-to-have” ist, sieht auch Jana Hack, Consultant bei Adelphi, so. "Unternehmen, Recycling- und Sortierdienstleister müssen sich mit den Materialentscheidungen rumärgern, die vor über zehn Jahren getroffen wurden. Es ist umso wichtiger, heute schlaue Materialentscheidungen zu treffen, die wir in zehn Jahren nicht bereuen werden”, sagte sie. Das gilt nicht nur für T-Shirts, sondern auch für technische Textilien wie Molton, bei denen häufig noch die Kreislauffähigkeit zu kurz kommt. "Bühnenstoff wird benutzt wie Einwegpapier. Wir haben es geschafft, das komplett umzudrehen. Wir beziehen die Baumwolle einmal und nutzen sie möglichst lange. Am Ende der Nutzung gehen die Vorhänge dann zurück zum Hersteller”, erklärte Marcus Stadler, Umweltbeauftragter beim Anbieter für Eventtechnik und Eventarchitektur satis&fy AG, die einen zirkulären Molton nutzen, der beim Labor Tempelhof exemplarisch ausgestellt wurde.
Der größte Hebel für eine möglichst klima- und ressourcenpositive Großveranstaltung ist die Mobilität. Die Hälfte des CO?-Fußabdrucks eines Events wird durch die An- und Abreise der Besuchenden verursacht. "Besuchende sind der Elefant im Raum, wenn man über CO?-Reduktion spricht. Das kann man als veranstaltende Person aber sehr gut über die Kommunikation gegenüber den Konzertbesucher*innen steuern”, berichtete Katrin Wipper, Gründerin der Nachhaltigkeitsagentur The Changency und Teil der Projektleitung des Labor Tempelhof. So könne zum Beispiel ein kostenloses ÖPNV-Ticket für den Veranstaltungstag im Konzertticket inkludiert werden. Arno Schwarz, Business Development Manager beim Mobilitätsunternehmen Pepper motion, will indes mit einem Angebot an elektrisch angetriebenen Sattelschleppern und Nightlinern in den kommenden Jahren im Betrieb lokal emissionsfreie Tourneen ermöglichen. Dazu rüstet das Unternehmen Diesel-Nutzfahrzeuge auf einen Batterie-Antrieb um. "Wir möchten bis 2024/25 einen Pool an elektrischen Nutzfahrzeugen schaffen, inklusive der Ladeinfrastruktur durch Aggregate”, sagte Schwarz. Die Nachfrage danach bei bei Künstler*innen und Veranstaltungen groß, doch bisher fehle ein solches Angebot komplett.
Tiefere Einblicke ins Labor Tempelhof
Weitere Einblicke in das Projekt gab Dr. Anne Lamp, CEO & Co-Founder von Traceless, ein Start-up, das sich auf die Produktion einer Kunststoffalternative spezialisiert hat. Für Labor Tempelhof sollten aus diesem Material Pommesgabeln hergestellt werden, doch die C2C-Lösung konnte nicht mehr rechtzeitig skaliert werden. "Es kamen Prototypen heraus, aber die Serienfertigung war vor den Konzerten zeitlich noch nicht möglich. Inzwischen sind wir aber in der Lage, in größerer Stückzahl zu produzieren und wir sind sehr froh, den Kick-Off in Richtung C2C-Einwegbesteck gestartet zu haben”, beschrieb sie den Prozess. Mit dem vollständig kompostierbaren Material soll in Zukunft eine signifikante Menge Kunststoff ersetzt werden können.
Eine Kreislaufwirtschaft nach Cradle to Cradle muss mit Digitalisierung einhergehen, um Stoffströme in Qualität und Quantität messbar und transparent zu machen – das wurde im nächsten Impuls deutlich. "Für mich ist Digitalisierung der Grundstein für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft, denn wir müssen festhalten, was wo drin steckt. So können wir einen Datenaustausch besser erfahrbar machen”, legte Katrin Bahlo, Product Managerin bei der digitalen Materialplattform Madaster Germany, dar. Technologie könne ein Werkzeug für wirklich nachhaltige Lösungen sein, ergänzte Miriam Oglesby, Projektmanagerin bei IBM. Im Softwarebereich gebe es großes Potenzial für neue Arbeitsmodelle und bei der Hardware müsse darauf geachtet werden, dass die einzelnen Komponenten auch wieder voneinander getrennt werden können.
Das Labor Tempelhof konnte mit 100 % Ökostrom umgesetzt werden – keine Selbstverständlichkeit bei Konzerten dieser Größenordnung. "Wir haben gute Wege gefunden, Visionen in die Realität umzusetzen. Wir müssen dafür kämpfen, dass wir die Strukturen so verändern, dass diese Lösungen alltagstauglich werden können”, sagte Stefan Mohnen, Produktionsleitung bei SBS Eventsupport und für die Produktion der Labor Tempelhof-Konzerte verantwortlich, aus der Praxis. Die Umsetzung funktioniere allerdings nur, wenn von Veranstaltungs- und Bandseite der Wille dafür da sei, so Mohnen.
Von der Kulturbranche lernen
Zum Abschluss wurde noch einmal aus der politischen Perspektive auf Cradle to Cradle und Labor Tempelhof geblickt. Stefan Wenzel, MdB und parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, sagte, dass die Themen Ressourcen und Rohstoffabhängigkeit durch den Krieg gegen die Ukraine in den Fokus der Bundesregierung gerückt seien. "Wir haben bei Rohstoffen eine Abhängigkeit von anderen Ländern. Man kann jetzt sehen, welche Konsequenzen das haben kann. Deshalb haben wir als Regierung Energieversorgung, Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt", so Wenzel. Damit eine Kreislaufwirtschaft wirklich in die Tat umgesetzt werden könne, müssten wir aber damit anfangen, externe Kosten in Produktpreise zu integrieren. Aus dem Kulturbereich und dem Labor Tempelhof könne man dafür vieles lernen, stellte Wenzel abschließend fest. Das Hauptprogramm der Veranstaltung wurde aufgezeichnet und lässt sich hier abrufen.
Umwelt | Ressourcen, 21.11.2022
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