Internationaler Handel
Im Spannungsfeld von Frieden und Klimaschutz
Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine, Fragen der Energieversorgung und -sicherheit zeigen die enge Verflechtung zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Sie gehen einerseits einher mit Fragen der Ernährungssicherheit, die mit dem völkerrechtswidrigen Einmarschs Russlands in die Ukraine erheblich an Brisanz zugenommen haben. Gleichzeitig zeigt sich der voranschreitende Klimawandel auch hier in Europa und Deutschland. Dürre, Waldbrände oder Überflutungen sind auch in unseren Regionen keine Seltenheit mehr.
Internationale Zusammenarbeit in Fragen der Energiesicherung und -transformation, in Klimafragen und in der Entwicklungspolitik sind gerade in den aktuellen Krisenzeiten entscheidender denn je. Der in letzter Zeit häufiger diskutierte Ansatz eines „Decoupling" ist der falsche Weg, denn die Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, betreffen die gesamte Welt und nicht nur einzelne Nationen oder Regionen. Sie lassen sich nur gemeinsam bewältigen – wir brauchen globale Antworten auf die drängenden Probleme unserer Zeit.
Handel für Frieden und Wohlstand
In einer ähnlichen Krise vor mehr als 100 Jahren wurde – kurz nach dem Ersten Weltkrieg – die Internationale Handelskammer (ICC) von einer Gruppe von Unternehmern, Kaufleuten und Finanziers in Paris gegründet. Die Idee war so einfach wie bestechend: durch internationalen Handel und Investitionen Frieden und Wohlstand zwischen den Nationen fördern. Heute, als weltweit größte Wirtschaftsorganisation mit einem Netzwerk von 45 Millionen Mitgliedern in mehr als 100 Ländern, arbeitet die ICC nach wie vor an diesen Themen: Förderung des Multilateralismus, des internationalen Handels und einer verantwortlichen Unternehmensführung. Begleitet wird dies durch global anerkannte Handelsregeln für die Gestaltung internationaler Geschäfte – entwickelt von der Wirtschaft für die Wirtschaft. Der „purpose" hat heute, mehr als 100 Jahre nach der Gründung, keinen Deut an Aktualität verloren, ganz im Gegenteil. Beides, Frieden wie Wohlstand, sind unmittelbar gefährdet – und das nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt.
Eine verantwortliche Unternehmensführung ist für die globale Wirtschaft Auftrag und Chance zugleich, sich nachhaltiger, diversifizierter und damit resilienter aufzustellen. Vor diesem Hintergrund ist es eines der Kernanliegen der Internationalen Handelskammer, „best practice" zu fördern und global gültige Standards und Richtlinien zu entwickeln. Nur so kann die Wirtschaft ihren Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele leisten.
Konkrete Beispiele und Aktionsfelder
Unabdingbare Voraussetzung dafür ist, dass weltweit vergleichbare rechtliche Rahmenbedingungen für die Verwendung elektronisch übertragbarer Dokumente bestehen. ICC Germany hat dazu dem Bundesjustizministerium einen mit zehn weiteren Wirtschaftsverbänden abgestimmten Verordnungsentwurf für die Ausgestaltung elektronischer Fracht-, Lager- und Versicherungsdokumente übergeben. Dies soll einen wesentlichen Beitrag zu einer einheitlichen Digitalisierung des Außenhandels zwischen den G7-Ländern und darüber hinaus leisten.
Fazit: Wir wollen neue und innovative Instrumente nutzen, um rechtliche und tatsächliche Hürden zu überwinden und gleichzeitig die Wirtschaftsabläufe nachhaltiger zu gestalten. Dieser Prozess kann nur international gedacht werden und muss gemeinsam mit der globalen Wirtschaft umgesetzt werden.
Dr. Holger Bingmann ist Präsident des deutschen Nationalkomitees der Internationalen Handelskammer (ICC). Der promovierte Betriebswirt ist seit vielen Jahren in führenden Positionen in Industrie und Verbänden tätig, u.a. bis 2020 als Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA).
Internationale Zusammenarbeit in Fragen der Energiesicherung und -transformation, in Klimafragen und in der Entwicklungspolitik sind gerade in den aktuellen Krisenzeiten entscheidender denn je. Der in letzter Zeit häufiger diskutierte Ansatz eines „Decoupling" ist der falsche Weg, denn die Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, betreffen die gesamte Welt und nicht nur einzelne Nationen oder Regionen. Sie lassen sich nur gemeinsam bewältigen – wir brauchen globale Antworten auf die drängenden Probleme unserer Zeit.
Handel für Frieden und Wohlstand
In einer ähnlichen Krise vor mehr als 100 Jahren wurde – kurz nach dem Ersten Weltkrieg – die Internationale Handelskammer (ICC) von einer Gruppe von Unternehmern, Kaufleuten und Finanziers in Paris gegründet. Die Idee war so einfach wie bestechend: durch internationalen Handel und Investitionen Frieden und Wohlstand zwischen den Nationen fördern. Heute, als weltweit größte Wirtschaftsorganisation mit einem Netzwerk von 45 Millionen Mitgliedern in mehr als 100 Ländern, arbeitet die ICC nach wie vor an diesen Themen: Förderung des Multilateralismus, des internationalen Handels und einer verantwortlichen Unternehmensführung. Begleitet wird dies durch global anerkannte Handelsregeln für die Gestaltung internationaler Geschäfte – entwickelt von der Wirtschaft für die Wirtschaft. Der „purpose" hat heute, mehr als 100 Jahre nach der Gründung, keinen Deut an Aktualität verloren, ganz im Gegenteil. Beides, Frieden wie Wohlstand, sind unmittelbar gefährdet – und das nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt.
Eine verantwortliche Unternehmensführung ist für die globale Wirtschaft Auftrag und Chance zugleich, sich nachhaltiger, diversifizierter und damit resilienter aufzustellen. Vor diesem Hintergrund ist es eines der Kernanliegen der Internationalen Handelskammer, „best practice" zu fördern und global gültige Standards und Richtlinien zu entwickeln. Nur so kann die Wirtschaft ihren Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele leisten.
Konkrete Beispiele und Aktionsfelder
Um einen verlässlichen Rahmen für nachhaltigen Handel zu schaffen, müssen international umsetzbare und überprüfbare Standards etabliert werden. Nach einer umfassenden globalen Konsultation ihrer Mitglieder hat die ICC kürzlich in Zusammenarbeit mit der Boston Consulting Group ein Rahmenwerk für nachhaltige Transaktionen im internationalen Handel und der Handelsfinanzierung erarbeitet. Dieses wird gerade in einem Pilotprojekt in der Textilbranche von Banken, Unternehmen und Technologieanbietern getestet. Ziel ist es, Erfahrungen aus der täglichen Praxis zu sammeln und diese in die weitere Ausgestaltung der Standards einfließen zu lassen. Die Verständigung auf gemeinsame Rahmen und Standards ist unerlässlich für die Weiterentwicklung eines nachhaltigen internationalen Handels. Gleichzeitig braucht es wirtschaftliche Anreize und Investitionen zum Aufbau internationaler Kohlenstoffmärkte und zur Dekarbonisierung der Wirtschaft. Außerdem ist es unsere Aufgabe und Verpflichtung, Entwicklungs- und Schwellenländer, die am meisten unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden, in ihrer Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit mit neuen Technologien und finanziellen Mitteln zu unterstützen.
Der Welthandel steht derzeit vor großen Herausforderungen. Sie führen
uns einmal mehr vor Augen, wie verwoben und verflochten unsere
globalisierte Welt ist.
Die Digitalisierung des Außenhandels
Heute umfasst ein typisches internationales Handelsgeschäft bis zu 30 Dokumente; hochgerechnet auf den gesamten Welthandel bewegen sich täglich etwa vier Milliarden papierbasierte Dokumente durch das System. Eine vollständige Digitalisierung würde nicht nur die Anzahl der Papierdokumente drastisch reduzieren, sie würde auch zu einem effizienteren, resilienteren und interoperablen Handelssystem beitragen. Es wäre außerdem weniger fehleranfällig und würde Ressourcen nachhaltig schonen. Gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern könnte die Digitalisierung des Handels den Zugang mittelständischer Unternehmen zu den internationalen Märkten deutlich erleichtern.
Fazit: Wir wollen neue und innovative Instrumente nutzen, um rechtliche und tatsächliche Hürden zu überwinden und gleichzeitig die Wirtschaftsabläufe nachhaltiger zu gestalten. Dieser Prozess kann nur international gedacht werden und muss gemeinsam mit der globalen Wirtschaft umgesetzt werden.
Dr. Holger Bingmann ist Präsident des deutschen Nationalkomitees der Internationalen Handelskammer (ICC). Der promovierte Betriebswirt ist seit vielen Jahren in führenden Positionen in Industrie und Verbänden tätig, u.a. bis 2020 als Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA).
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 29.11.2022
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2022 mit dem Schwerpunkt: Globale Ziele und Klimaschutz - Zeit, die Stimme zu erheben und endlich zu handeln? erschienen.
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