Nationale Wasserstoffstrategie:
Förderung von blauem Wasserstoff gefährdet Klimaziele
Das Bundeswirtschaftsministerium plant, fossilen "blauen” Wasserstoff mit Steuergeldern zu fördern – obwohl dieser ähnlich klimaschädlich wie Erdgas ist. Diese Pläne gehen aus einem öffentlich gewordenen Entwurf für die nationale Wasserstoffstrategie hervor. Das Umweltinstitut München kritisiert die Strategie und fordert, ausschließlich grünen Wasserstoff zu fördern, der aus erneuerbaren Energien hergestellt wird.
„Der Umwelt hilft blauer Wasserstoff wenig”, sagt Kasimir Buhr, Referent für Energie- und Klimapolitik am Umweltinstitut. Blauer Wasserstoff wird aus fossilem Erdgas hergestellt, das dabei entstehende CO2 soll aufgefangen und in unterirdische Speicherstätten gepresst werden. Doch trotz CO2-Abscheidung ist die Klimabilanz des Gases verheerend. "Bei der Förderung und beim Transport des verwendeten Erdgases werden große Mengen des besonders klimaschädlichen Gases Methan freigesetzt. Gleichzeitig geht bei der Herstellung viel Energie verloren. Blauer Wasserstoff könnte darum sogar schädlicher als Erdgas sein”, so Buhr weiter.
Die Bundesregierung arbeitet seit Beginn des Ukraine-Kriegs in hohem Tempo am Ersatz von russischem Erdgas. „Deutschland hat im vergangenen Jahr seine Klimaziele nicht erreicht, gleichzeitig ist Erdgas so teuer wie nie. Jetzt auf Wasserstoff aus Erdgas zu setzen, ist absurd", so Buhr weiter. „Eine Förderung von klimaschädlichem blauen Wasserstoff würde zu Investitionen in neue Anlagen für die Verarbeitung von fossilem Gas führen. Es droht ein fossiler Lock-In. Staatliche Gelder dürfen nur in klimafreundlichen, grünen Wasserstoff fließen."
Technischer Hintergrund
Derzeit wird der in der Industrie verwendete Wasserstoff fast ausschließlich aus fossilen Rohstoffen hergestellt. Ein verbreitetes Verfahren ist die sogenannte „Dampfreformierung" von Erdgas: Dabei reagiert der Hauptbestandteil des Gases, Methan (CH4), unter hohen Temperaturen mit Wasser zu CO2 und Wasserstoff.
Der so gewonnene Wasserstoff wird als grauer Wasserstoff bezeichnet, von blauem Wasserstoff ist dann die Rede, wenn das anfallende CO2 anschließend abgeschieden und eingelagert wird (CCS: Carbon Capture and Storage).
Dennoch fallen bei der Produktion von blauem Wasserstoff hohe Treibhausgasemissionen an:
- Nur ein Teil des bei der Produktion entstehenden CO2 wird gebunden
- Ob das abgespaltene CO2 dauerhaft und in den nötigen Mengen eingelagert werden kann, ist unklar. Viele CCS-Projekte endeten enttäuschend.
- Förderung und Transport des verwendeten Erdgases bedeuten weitere Methan-Emissionen.
- Bei der Produktion wird darüber hinaus extrem klimaschädliches Methan frei.
Manche wissenschaftliche Studien erwarten darum höhere Emissionen als bei der Nutzung von Kohle oder Erdgas.
So genannter grüner Wasserstoff wird mittels Elektrolyse hergestellt. Dabei wird Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Die dafür nötige Energie wird aus erneuerbaren Energien wie Wind- oder Solarenergie gewonnen.
Kontakt: Umweltinstitut München e.V., Kasimir Buhr | kbu@umweltinstitut.org | www.umweltinstitut.org
Technik | Energie, 02.12.2022
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