BIOFACH 2025

Seegraswiesen für den Klimaschutz

Projekt SeaStore: Erste Seegras-Wiederansiedlungskampagne in Deutschland erfolgreich

Seegras hat eine immense Bedeutung für den Klima- und Küstenschutz. Seegraswiesen können große Mengen CO2 speichern, sie stabilisieren die Küsten gegen Erosion und schaffen einen Lebensraum für Tausende von Arten. Seegräser entnehmen dem Meer das Treibhausgas Kohlendioxid und speichern dessen Kohlenstoffanteil im Meeresboden ein - und zwar mit einer erheblich höheren Rate als jeder Wald an Land. Aber wie andere Küstenökosysteme sind auch Seegraswiesen stark bedroht. Die Meerwassererwärmung sowie Überdüngung, intensiver Tourismus und Siedlungsbau gefährden die Bestände weltweit. Auch die dominierende Seegrasart in der südlichen Ostsee, Zostera marina, steht vor dieser großen Herausforderung. Hier setzt das Verbundprojekt SeaStore an: Ziel ist es, Seegraswiesen erfolgreich wiederherzustellen. Die Erfolgsaussicht einer Wiederansiedlung hängt von einem komplexen Zusammenspiel vieler Faktoren ab. Basierend auf skandinavischen Vorarbeiten werden sie alle im Projekt SeaStore untersucht, in dem verschiedene Universitäten und Einrichtungen unter der Koordination der Leibniz Universität Hannover (LUH) zusammenarbeiten. 

© submarisUnd es gibt erste, beeindruckende Erfolge: Die im Projekt begonnenen Seegras-Wiederansiedlungskampagnen in der Ostsee laufen äußerst erfolgreich. An drei Standorten entlang der schleswig-holsteinischen Ostseeküste (Kiel, Maasholm und Geltinger Bucht) wurden insgesamt mehr als 3000 Quadratmeter mit 12 000 Pflanzen bestückt, die Forschungstaucher zuvor vorsichtig einer intakten Seegraswiese entnommen hatten. "Nach einem guten Jahr zeigt sich eine vielversprechende Entwicklung", sagt Projektleiterin Dr. Maike Paul vom Ludwig-Franzius-Institut für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen (LuFI) der LUH. An einem Standort gab es anfänglichen Startschwierigkeiten, doch insgesamt habe die Vegetationsdichte zugenommen und ist in einem Jahr um mehr als das 25-fache gestiegen. "Nach einem Jahr entspricht sie nun nahezu der Dichte einer natürlichen Wiese und ist inzwischen auf Satellitenbildern gut zu erkennen", erläutert Maike Paul. 

Die Standorte und Pflanzungen unterscheiden sich darin, wie stark sie der Wellenbelastung ausgesetzt sind und wie viele Pflanzen pro Quadratmeter gepflanzt wurden. Nach der Bepflanzung sind die Flächen in regelmäßigen Abständen beprobt worden, um die Ausbreitung, die Kohlenstoffspeicherung, die Sedimentstabilisierung und die biologische Vielfalt - inklusive der mikrobiellen Gemeinschaften - zu messen sowie die Entwicklung der Pflanzen zu bewerten. Die gleichen Daten werden in einer natürlichen Seegraswiese erhoben, um Unterschiede beziehungsweise Ähnlichkeiten zwischen natürlichen und wiederangesiedelten Seegraswiesen zu verstehen. Die Beprobungen werden noch bis zum Laufzeitende des Projekts im Oktober 2023 intensiv fortgesetzt. 

Zu Fragen der Akzeptanz und Wahrnehmung in der Bevölkerung finden im Projekt Forschungsgruppendiskussionen und bundesweite Bevölkerungsbefragungen zur Wahrnehmung von Seegraswiesen im Vergleich zu anderen Ökosystemen statt. Erste Ergebnisse zeigen, dass eine Flächenausweitung durch Wiederansiedlung als innovativer Beitrag zur Kohlenstoffspeicherung größtenteils positiv bewertet wird. 

Die Instrumente und Modelle aus dem Projekt SeaStore sollen Behörden und anderen Akteurinnen und Akteuren dabei helfen, Projekte zur Ansiedlung von Seegraswiesen zu bewerten, zu planen und erfolgreich umzusetzen. "Unsere ersten Ergebnisse demonstrieren sehr erfolgreich die Machbarkeit der Seegraswiederansiedlung", sagt Maike Paul. Somit könne diese Methode zu einem vielversprechenden Instrument für das Küstenmanagement der Zukunft werden. 

Über SeaStore 
Das Verbundprojekt "SeaStore: Diversity Enhancement Through Seagrass Restoration" läuft seit November 2020, endet im Oktober 2023 und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund zwei Millionen Euro gefördert. In dem multidisziplinären Verbundprojekt verfolgen Forschende aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen gemeinsam das Ziel, erfolgversprechende Methoden zur Wiederansiedlung von Seegraswiesen in der südlichen Ostsee zu entwickeln. Es soll ein Leitfaden entwickelt werden, der alle Aspekte der Seegras-Restauration abdeckt: angefangen bei der Wahl der richtigen Standorte und geeigneter Samen oder Sprösslinge über Vorgaben, wie diese ausgepflanzt werden sollten bis hin zur Erfolgskontrolle und der Frage, wie die Küstenbevölkerung, Touristinnen und Touristen und andere Interessengruppen in das Projekt eingebunden werden können und müssen, um Erfolgsaussichten und öffentliche Akzeptanz zu steigern. Die LUH (Ludwig-Franzius-Institut für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen, Institut für Kunststoff- und Kreislauftechnik) koordiniert das Verbundprojekt. Beteiligt sind außerdem die Technische Universität Braunschweig, die Universität Greifswald, das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und das Institut für Weltwirtschaft Kiel. 

Weitere Informationen unter www.seegraswiesen.de 

Kontakt:  Leibniz Universität Hannover, Dr. Maike Paul | paul@lufi.uni-hannover.de | www.uni-hannover.de

Umwelt | Wasser & Boden, 15.12.2022

     
        
Cover des aktuellen Hefts

Pioniere der Hoffnung

forum 01/2025 erscheint am 01. Dezember 2024

  • Bodendegradation
  • ESG-Ratings
  • Nachhaltige Awards
  • Next-Gen Materialien
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
26
NOV
2024
Ein leuchtendes Zeichen für Demokratie und Gemeinschaft
Tollwood Winterfestival unter dem Motto "Wir braucht Dich!"
80336 München
28
NOV
2024
17. Deutscher Nachhaltigkeitstag
Transformation im Gegenwind - Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises
40474 Düsseldorf
10
DEZ
2024
KI-PowerWorkshop
Die besten KI-Tools für Selbständige & KMU's
online
Alle Veranstaltungen...
Lassen Sie sich begeistern von einem Buch, das Hoffnung macht

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Megatrends

Depression ist die neue Volkskrankheit
Um den Trend zu stoppen empfiehlt Christoph Quarch einen Kommunikations- und Perspektivenwechsel - auch der Medien
B.A.U.M. Insights

Jetzt auf forum:

Pioniere der Hoffnung

Eindämmung der Barbarei durch Kultur

Einerseits... und andererseits

Leder – ein Material mit Zukunft?

Der Gender Pay Gap in Pizzaform:

"Real Estate Social Impact Investing Award 2024"

When less equals more: the incredible potential of efficiency

Simulation beschleunigt Nachhaltigkeit in der Produktentwicklung

  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Kärnten Standortmarketing
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • circulee GmbH
  • Engagement Global gGmbH