17 Ziele machen Nachhaltigkeit (be)greifbar
Die Sustainable Developement Goals
Die SDGs geben Orientierung und erleichtern den Überblick über die Handlungsfelder der Nachhaltigkeit. Gerade für KMU bieten sie einen guten Einstieg in die Nachhaltigkeit, können Leitplanken für die Nachhaltigkeitsstrategie und Leitmotiv für die Nachhaltigkeitskommunikation sein.
Nachhaltigkeit wird breit diskutiert, die Ausprägungen sind vielfältig und die Herangehensweisen ebenso. Die Komplexität von Nachhaltigkeit kann zunächst einmal abschreckend wirken. Es bedarf daher einer angemessenen und praktikablen Vorgehensweise, um die Komplexität aufzubrechen und Nachhaltigkeit als die Chance zu verstehen, die sie darstellt. Viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) engagieren sich schon zu Nachhaltigkeitsthemen, ohne dass es ihnen bewusst ist. Häufig sind sie auf der operativen Ebene tätig, ohne einen strategischen Überbau entwickelt zu haben und ohne ihre Aktivitäten zuordnen zu können.
Mit den SDGs liegt ein Rahmenwerk vor, welches das weite Feld der Nachhaltigkeit in 17 Oberziele einordnet und damit eine Systematik bietet, die Nachhaltigkeit (be)greifbarer macht und einen strukturierten Aufbau im Unternehmen ermöglicht. Zur Erreichung der SDGs adressieren die Vereinten Nationen Unternehmen explizit als wichtige Akteure. Sie werden aufgefordert, Kreativität und Innovationspotenziale zur Gestaltung einer Transformation der Wirtschaft zu nutzen. Ban Ki-Moon, ehemaliger Generalsekretär der Vereinten Nationen, beschrieb den Privatsektor als einen unerlässlichen Partner zur Erreichung der SDGs und rief alle Unternehmen der Welt dazu auf, "die Auswirkungen ihres Handelns zu erheben, sich ehrgeizige Ziele zu setzen und ihre Fortschritte transparent zu kommunizieren". Dort, wo der allgemeine unternehmerische Nachhaltigkeitsdiskurs stark von künftigen Offenlegungspflichten bestimmt ist, ergänzen die SDGs eine grundlegende Komponente, die wir nicht aus dem Blick verlieren dürfen: das Handeln. Nur durch eine engagierte Unternehmerschaft lassen sich die Ziele überhaupt erreichen.
Welche Chancen und Potenziale bietet die Verwendung der SDGs?
Orientierung
Die SDGs geben Orientierung und vereinfachen damit, einen Überblick über die Handlungsfelder der Nachhaltigkeit zu bekommen. Gerade KMU wägen häufig ab, mit welchem Aufwand und mit welchen Ressourcen Nachhaltigkeit in ihre Unternehmenskontexte übertragbar ist. Aber auch sie stehen – genau wie größere Konzerne – vor globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel und den damit verbundenen steigenden Risiken, unterbrochenen Lieferketten oder den wachsenden Ansprüchen des Marktes. Die SDGs greifen all diese Themen auf und machen sie durch die möglichen Zuordnungen auf betrieblicher Ebene verständlicher.
Den Blickwinkel erweitern
Nachhaltigkeit wird auch heute noch als grünes Randthema wahrgenommen, und KMU vernachlässigen bei der Verwendung des Nachhaltigkeitsbegriffs häufig die sozialen, kulturellen und ökonomischen Themengebiete. Einige SDGs wie Ziel 1, 5, 8 und Ziel 10 sprechen ganz klar soziale Themenfelder an und erweitern dadurch den Blickwinkel. Auf der Maßnahmen-Ebene der Unternehmen kann dies bedeuten: Ausgestaltung fairer Vertragsbedingungen, die Übernahme von Auszubildenden und eine betriebliche Altersvorsorge, was beispielsweise im Kontext von SDG 1 „Keine Armut" zu benennen wäre.
Kommunikationsmittel
Die SDGs schaffen erstmals ein global einheitliches und verständliches Zielbild der nachhaltigen Entwicklung, und sie bieten einen hohen Wiedererkennungswert. Die SDGs sind nicht nur Systematik, sondern auch eine einheitliche Sprache und Symbolik der Nachhaltigkeit. Sie sind als Kommunikationsmittel etabliert und liegen u.a. der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie zugrunde, sind in zahlreichen Nachhaltigkeitsberichten zu finden und bilden die Basis vieler Unternehmensleitbilder. Durch die eingängige Symbolik der 17 Kacheln bieten die SDGs zudem visuell eine ansprechende Aufbereitungsmöglichkeit für die interne und externe Kommunikation. Mit der Verwendung der SDGs entscheiden sich Unternehmen für eine etablierte Aufbereitung des Nachhaltigkeitsengagements und bieten ihren Stakeholdern einen direkten Wiedererkennungswert und eine Feedbackmöglichkeit, da der große Bekanntheitsgrad der SDGs einen Dialog vereinfacht. Die Nutzung der SDGs verdeutlicht zudem die Übernahme der unternehmerischen Verantwortung, an der nachhaltigen Transformation zu partizipieren.
Strategische Stoßrichtungen ableiten
Durch die Zuordnung und Gewichtung von Handlungsfeldern entlang der SDGs können KMU identifizieren, welche der Ziele für das Kerngeschäft von relevanter und zukunftsträchtiger Bedeutung sind. Hieraus lassen sich Schwerpunktsetzungen ableiten und wesentliche Handlungsfelder festlegen, in denen Ziele gesetzt und Maßnahmen definiert werden. Damit kommt man einer strategischen Beschäftigung mit dem Thema schon deutlich näher und reduziert das weite Feld der Nachhaltig auf die wirklich wichtigen Bereiche.
Business Case
Im Idealfall können die SDGs dazu beitragen, die Ausrichtung von Geschäftsstrategien an neue gesellschaftliche Bedürfnisse zu ermöglichen, Innovationsfelder zu erschließen und in neue Märkte vorzudringen. Der UN Global Compact bewertet die SDGs als eigenständigen Business Case. Durch die Nutzung der SDGs ließe sich die unternehmerische Nachhaltigkeit steigern, um frühzeitig für zu erwartende Verschärfungen von Nachhaltigkeitsansprüchen gerüstet zu sein, auch bzgl. Ansprüchen von Verbraucher:innen und nachwachsenden Generationen. Die glaubhafte Anwendung der SDGs kann das Vertrauen der Stakeholder steigern und die gesellschaftliche Legitimation, die „license to operate" eines Unternehmens festigen. Die SDGs bieten vor allem unter Ziel 8 "Menschenwürdige Arbeit" eine Möglichkeit, die eigenen Wertschöpfungsketten zu betrachten und dabei Chancen und Risiken in den einzelnen Schritten zu erkennen.
Einstieg in das Nachhaltigkeitsmanagement
Nachhaltigkeit wird breit diskutiert, die Ausprägungen sind vielfältig und die Herangehensweisen ebenso. Die Komplexität von Nachhaltigkeit kann zunächst einmal abschreckend wirken. Es bedarf daher einer angemessenen und praktikablen Vorgehensweise, um die Komplexität aufzubrechen und Nachhaltigkeit als die Chance zu verstehen, die sie darstellt. Viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) engagieren sich schon zu Nachhaltigkeitsthemen, ohne dass es ihnen bewusst ist. Häufig sind sie auf der operativen Ebene tätig, ohne einen strategischen Überbau entwickelt zu haben und ohne ihre Aktivitäten zuordnen zu können.
Mit den SDGs liegt ein Rahmenwerk vor, welches das weite Feld der Nachhaltigkeit in 17 Oberziele einordnet und damit eine Systematik bietet, die Nachhaltigkeit (be)greifbarer macht und einen strukturierten Aufbau im Unternehmen ermöglicht. Zur Erreichung der SDGs adressieren die Vereinten Nationen Unternehmen explizit als wichtige Akteure. Sie werden aufgefordert, Kreativität und Innovationspotenziale zur Gestaltung einer Transformation der Wirtschaft zu nutzen. Ban Ki-Moon, ehemaliger Generalsekretär der Vereinten Nationen, beschrieb den Privatsektor als einen unerlässlichen Partner zur Erreichung der SDGs und rief alle Unternehmen der Welt dazu auf, "die Auswirkungen ihres Handelns zu erheben, sich ehrgeizige Ziele zu setzen und ihre Fortschritte transparent zu kommunizieren". Dort, wo der allgemeine unternehmerische Nachhaltigkeitsdiskurs stark von künftigen Offenlegungspflichten bestimmt ist, ergänzen die SDGs eine grundlegende Komponente, die wir nicht aus dem Blick verlieren dürfen: das Handeln. Nur durch eine engagierte Unternehmerschaft lassen sich die Ziele überhaupt erreichen.
Welche Chancen und Potenziale bietet die Verwendung der SDGs?
Orientierung
Die SDGs geben Orientierung und vereinfachen damit, einen Überblick über die Handlungsfelder der Nachhaltigkeit zu bekommen. Gerade KMU wägen häufig ab, mit welchem Aufwand und mit welchen Ressourcen Nachhaltigkeit in ihre Unternehmenskontexte übertragbar ist. Aber auch sie stehen – genau wie größere Konzerne – vor globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel und den damit verbundenen steigenden Risiken, unterbrochenen Lieferketten oder den wachsenden Ansprüchen des Marktes. Die SDGs greifen all diese Themen auf und machen sie durch die möglichen Zuordnungen auf betrieblicher Ebene verständlicher.
Den Blickwinkel erweitern
Nachhaltigkeit wird auch heute noch als grünes Randthema wahrgenommen, und KMU vernachlässigen bei der Verwendung des Nachhaltigkeitsbegriffs häufig die sozialen, kulturellen und ökonomischen Themengebiete. Einige SDGs wie Ziel 1, 5, 8 und Ziel 10 sprechen ganz klar soziale Themenfelder an und erweitern dadurch den Blickwinkel. Auf der Maßnahmen-Ebene der Unternehmen kann dies bedeuten: Ausgestaltung fairer Vertragsbedingungen, die Übernahme von Auszubildenden und eine betriebliche Altersvorsorge, was beispielsweise im Kontext von SDG 1 „Keine Armut" zu benennen wäre.
Kommunikationsmittel
Die SDGs schaffen erstmals ein global einheitliches und verständliches Zielbild der nachhaltigen Entwicklung, und sie bieten einen hohen Wiedererkennungswert. Die SDGs sind nicht nur Systematik, sondern auch eine einheitliche Sprache und Symbolik der Nachhaltigkeit. Sie sind als Kommunikationsmittel etabliert und liegen u.a. der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie zugrunde, sind in zahlreichen Nachhaltigkeitsberichten zu finden und bilden die Basis vieler Unternehmensleitbilder. Durch die eingängige Symbolik der 17 Kacheln bieten die SDGs zudem visuell eine ansprechende Aufbereitungsmöglichkeit für die interne und externe Kommunikation. Mit der Verwendung der SDGs entscheiden sich Unternehmen für eine etablierte Aufbereitung des Nachhaltigkeitsengagements und bieten ihren Stakeholdern einen direkten Wiedererkennungswert und eine Feedbackmöglichkeit, da der große Bekanntheitsgrad der SDGs einen Dialog vereinfacht. Die Nutzung der SDGs verdeutlicht zudem die Übernahme der unternehmerischen Verantwortung, an der nachhaltigen Transformation zu partizipieren.
Strategische Stoßrichtungen ableiten
Durch die Zuordnung und Gewichtung von Handlungsfeldern entlang der SDGs können KMU identifizieren, welche der Ziele für das Kerngeschäft von relevanter und zukunftsträchtiger Bedeutung sind. Hieraus lassen sich Schwerpunktsetzungen ableiten und wesentliche Handlungsfelder festlegen, in denen Ziele gesetzt und Maßnahmen definiert werden. Damit kommt man einer strategischen Beschäftigung mit dem Thema schon deutlich näher und reduziert das weite Feld der Nachhaltig auf die wirklich wichtigen Bereiche.
Business Case
Im Idealfall können die SDGs dazu beitragen, die Ausrichtung von Geschäftsstrategien an neue gesellschaftliche Bedürfnisse zu ermöglichen, Innovationsfelder zu erschließen und in neue Märkte vorzudringen. Der UN Global Compact bewertet die SDGs als eigenständigen Business Case. Durch die Nutzung der SDGs ließe sich die unternehmerische Nachhaltigkeit steigern, um frühzeitig für zu erwartende Verschärfungen von Nachhaltigkeitsansprüchen gerüstet zu sein, auch bzgl. Ansprüchen von Verbraucher:innen und nachwachsenden Generationen. Die glaubhafte Anwendung der SDGs kann das Vertrauen der Stakeholder steigern und die gesellschaftliche Legitimation, die „license to operate" eines Unternehmens festigen. Die SDGs bieten vor allem unter Ziel 8 "Menschenwürdige Arbeit" eine Möglichkeit, die eigenen Wertschöpfungsketten zu betrachten und dabei Chancen und Risiken in den einzelnen Schritten zu erkennen.
Einstieg in das Nachhaltigkeitsmanagement
Die SDGs eignen sich darüber hinaus für den Einstieg in die Nachhaltigkeit, da Unternehmen durch das Heranziehen der SDGs Nachhaltigkeit besser verstehen, einordnen und systematisieren können. Erste strategische Stoßrichtungen werden festgelegt. Für KMU ergibt sich auf diesem Wege auch eine Übersicht über die Aktivitäten zur innerbetrieblichen Nachhaltigkeit, die anschließend in ein Nachhaltigkeitsmanagement übertragbar sind. Die Betrachtung von Zielen und Maßnahmen bietet die Anschlussfähigkeit an ein entsprechendes Controlling. Die so entwickelten Strukturen sind eine gute Basis für die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichtes. Die Praxis zeigt, dass Unternehmen, die über die SDGs zur Nachhaltigkeit gekommen sind, diese als Leitplanke ihrer Nachhaltigkeitsstrategie und als Leitmotiv der Außendarstellung übertragen haben. Dies verdeutlicht das Potenzial der SDGs, als Grundlage der Integration von Nachhaltigkeit zu dienen und langfristig verankert zu werden.
Von Wiebke Mersmann
Wiebke Mersmann, M.Sc. Nachhaltige Entwicklung, ist bei der B.A.U.M. Consult GmbH am Standort Hamm seit 2019 als Consultant im Bereich „Nachhaltiges Wirtschaften" tätig, mit Themenschwerpunkten wie SDGs, Nachhaltigkeitsstrategieentwicklung, Nachhaltigkeitsberichtserstattung, ÖKOPROFIT®.
Wiebke Mersmann, M.Sc. Nachhaltige Entwicklung, ist bei der B.A.U.M. Consult GmbH am Standort Hamm seit 2019 als Consultant im Bereich „Nachhaltiges Wirtschaften" tätig, mit Themenschwerpunkten wie SDGs, Nachhaltigkeitsstrategieentwicklung, Nachhaltigkeitsberichtserstattung, ÖKOPROFIT®.
CheckN als Nachhaltigkeitskompass
Der CheckN wurde von B.A.U.M. Consult GmbH entwickelt und gemeinsam mit B.A.U.M. e.V. promotet.
Dieser Nachhaltigkeitskompass bewertet auf Grundlage der SDGs den Stand der betrieblichen Nachhaltigkeit anhand der 17 Ziele – aus betrieblicher Sicht und aus Sicht wichtiger Anspruchsgruppen.
In einem halbtägigen Workshop bewerten Unternehmensvertreter:innen die Relevanz der 17 SDGs für ihr Kerngeschäft und führen damit eine erste Wesentlichkeitsanalyse durch:
Welche SDGs sind wichtig?
Welche Fokusthemen setzen Markt und Gesellschaft?
Quelle: BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
Wirtschaft | CSR & Strategie, 01.03.2023
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2023 mit dem Schwerpunkt: Zukunft gestalten - Krieg & Klimakatastrophe erschienen.
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