SDG-Mapping als Einstieg und Orientierungshilfe für ganzheitlich nachhaltiges Handeln
Ernährungswirtschaft - ökologisch, sozial, ökonomisch, nachhaltig
Am Beispiel Ernährungswirtschaft zeigt der Autor, wie sich mit Hilfe eines SDG-Mapping ein Themen– oder Geschäftsfeld, Projekt oder Produkt analysieren lässt. Das Ergebnis ist ein erstes ganzheitliches Schlaglicht auf die tangierten unterschiedlichen ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitsaspekte.
Alle Nachhaltigkeitsfacetten abgedeckt
Schnell zeigte sich, dass die 17 SDGs nicht nur als Rahmen für ein nachhaltiges Handeln von Staaten und Politik geeignet sind, sondern auch – entsprechend interpretiert und adaptiert – für die Einordnung und Zielsetzung nachhaltigen Agierens bei Unternehmen, Verwaltungen und Organisationen wie auch für spezifische Themenfelder und Projekte anwendbar sind. So bringt zum Beispiel SDG 17 "Partnerschaften zur Erreichung der Ziele" und da insbesondere das Unterziel 17.7 das Handeln von B.A.U.M. e.V. als Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften recht gut auf den Punkt. Einen Schritt weiter mit Sicht auf die aktuell definierten Kernkompetenzen beziehungsweise Schwerpunktthemen von B.A.U.M. lassen sich dann auch entsprechend thematisch ausgewählte weitere SDGs und deren Unterziele in unterschiedlicher Gewichtung zuordnen. Unabhängig davon, ob der Einstieg dabei thematisch ökologisch, sozial oder ökonomisch geprägt ist, kommt man dank der unterschiedlichen SDGs immer zu einer ganzheitlichen, alle Nachhaltigkeitsfacetten abdeckenden Einordnung.
Beispiel: nachhaltige Ernährungswirtschaft
Im Folgenden soll ein derartiges SDG-Mapping bezogen auf nachhaltige Ernährungswirtschaft, ein Schwerpunktthema von B.A.U.M. für 2023, kurz beispielhaft dargestellt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Ernährungswirtschaft ein sehr breites und heterogenes Feld ist, das sich auf vielfältige, pflanzlich, tierisch und künstlich basierte Produkte, deren Herstellung, Verarbeitung und Vertrieb regional, national und global sowie auf deren Konsum erstreckt. Berührt werden ökologische Themen (z.B. Klimawandel, Biodiversität) ebenso wie soziale und ökonomische Themen (z.B. Arbeitsbedingungen in Produktion und Verarbeitung, Lieferketten, Konsumverhalten).
Für das SDG-Mapping kann das oben erwähnte Beschlussdokument der Vereinten Nationen zur Agenda 2030 verwendet werden, da dort auf 15 Seiten alle 17 SDGs und ihre Unterziele kompakt aufgelistet sind. Aufgrund der speziellen, zunächst politischen Zielsetzung wie auch des Alters des Dokuments ist es sinnvoll, es für den Zweck der hier vorgeschlagenen themenspezifischen, aktuellen SDG-Positionierung mit einer "kreativ-pragmatischen" Sicht zu lesen und zu interpretieren. Ergänzend kann es hilfreich sein, einige Vergleichsinformationen aus dem jeweils gleichen thematischen Umfeld zu haben, die sich häufig im Internet finden lassen.
Als Ergebniszusammenfassung eines SDG-Mapping eignet sich eine einfache Grafik, die neben einer Darstellung der jeweils wesentlichen SDGs auch eine erste grobe Priorisierung auf einen Blick ermöglicht. Diese Form einer einheitlichen und einfachen grafischen Zusammenfassung der Mapping-Ergebnisse erleichtert zudem eine Gegenüberstellung beziehungsweise einen Vergleich von SDG-Mapping-Runden, denen zum Beispiel eine abweichende Einstiegssichtweise zugrunde liegt oder/und die zu einem späteren Zeitpunkt aufgrund veränderter Rahmenbedingungen erneut durchgeführt werden. Auch eine Gegenüberstellung mit völlig anderen Themen- bzw. Betrachtungsfeldern ist so möglich – zum Beispiel zum Abgleich oder zur Konsolidierung von Maßnahmen des individuellen Nachhaltigkeitsmanagements.
Ganzheitliches Schlaglicht auf Nachhaltigkeitsaspekte
Konkret ist das Vorgehen bei einem SDG-Mapping in der vorgeschlagenen Form recht einfach und nicht allzu zeitaufwändig. Mit Blick auf die Grafikvorlage liest man die 17 SDGs und ihre Unterziele durch, interpretiert diese bezogen auf das entsprechende Thema ("kreativ-pragmatisch") und selektiert die passenden SDGs und, wenn möglich, Unterziele. Das Ergebnis ist ein erstes ganzheitliches Schlaglicht auf die tangierten unterschiedlichen ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitsaspekte. Führt man ein derartiges SDG-Mapping allein durch, ist das Ergebnis entsprechend subjektiv. Eine Diskussion im Team beziehungsweise in einem Workshop kann ein breiteres, objektiveres Bild ergeben, ist aber auch entsprechend zeitintensiver.
Ernährungswirtschaft: acht von 17 SDGs im Fokus
Zum Thema "Ernährungswirtschaft – ökologisch, sozial, ökonomisch nachhaltig" können acht SDGs als besonders relevant identifiziert werden, wobei jeweils einige Unterziele zugeordnet werden können (s. Abb.). Hinsichtlich seiner Bedeutung hervorzuheben ist dabei vor allem SDG 12 "Nachhaltige/r Konsum und Produktion" mit seinen Unterzielen 12.3 und 12.6. Für eine tiefergehende Betrachtung sollte des Weiteren berücksichtigt werden, dass zwischen den einzelnen SDGs zahlreiche Wechselwirkungen bestehen. Diese Wechselwirkungen können inhaltlich-thematischer Natur sein, ergänzend oder verstärkend wirken, aber auch zu Konkurrenzsituationen einzelner SDGs untereinander führen.
Wird man eine Stufe konkreter und fokussiert auf Maßnahmen zu Klimaschutz/-anpasssung in Unternehmen der Lebensmittelindustrie – wie derzeit im Rahmen der B.A.U.M.-Initiative "Wirtschaft pro Klima" in Arbeit – ergibt ein SDG-Mapping ein abweichendes Bild. Besonders relevant sind dann "nur noch" vier SDGs, wobei SDG 13 "Maßnahmen zum Klimaschutz" mit seinen Unterzielen 13.2 und 13.3 im Mittelpunkt steht.
Im Lauf der letzten Jahre sind eine Vielzahl derartiger SDG-Mapping zu unterschiedlichen Themen als nachhaltigkeitsbezogener Einstieg, Orientierung und Positionierung entstanden. Diese betrafen Geschäftsfelder und -prozesse ebenso wie Projekte und Produkte und etliches mehr. Einige weitere Beispiele finden sich im Beitrag von Michael Kaminski-Nissen und Stephan Bongwald in "CSR und Nachhaltigkeitsstandards" (hg. von Bernhard Schwager, Berlin, Heidelberg: Springer Gabler, 2022).
Von Michael Kaminski-Nissen
Michael Kaminski-Nissen hat mehr als vier Jahrzehnte unterschiedlichste Aufgaben in den Bereichen Informationsmanagement, Beratung und Geschäftsfeldentwicklung wahrgenommen. Von 2007 bis 2015 war er bei Hewlett-Packard im Bereich Social and Environmental Responsibility Operations verantwortlich für Deutschland und die Schweiz. Danach war er ausschließlich ehrenamtlich aktiv, z.B. bei B.A.U.M. e.V.
Vor sieben Jahren ist die von allen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen beschlossene "Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung" in Kraft getreten (Beschluss der UN-Generalversammlung vom 18.9.2015). In deren Mittelpunkt stehen die17 Sustainable Development Goals (SDGs) mit ihren insgesamt 169 Unterzielen, die einheitliche, verbindliche Grundlagen und Ziele für ein ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltiges Handeln aller Staaten weltweit vorgeben.
Alle Nachhaltigkeitsfacetten abgedeckt
Schnell zeigte sich, dass die 17 SDGs nicht nur als Rahmen für ein nachhaltiges Handeln von Staaten und Politik geeignet sind, sondern auch – entsprechend interpretiert und adaptiert – für die Einordnung und Zielsetzung nachhaltigen Agierens bei Unternehmen, Verwaltungen und Organisationen wie auch für spezifische Themenfelder und Projekte anwendbar sind. So bringt zum Beispiel SDG 17 "Partnerschaften zur Erreichung der Ziele" und da insbesondere das Unterziel 17.7 das Handeln von B.A.U.M. e.V. als Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften recht gut auf den Punkt. Einen Schritt weiter mit Sicht auf die aktuell definierten Kernkompetenzen beziehungsweise Schwerpunktthemen von B.A.U.M. lassen sich dann auch entsprechend thematisch ausgewählte weitere SDGs und deren Unterziele in unterschiedlicher Gewichtung zuordnen. Unabhängig davon, ob der Einstieg dabei thematisch ökologisch, sozial oder ökonomisch geprägt ist, kommt man dank der unterschiedlichen SDGs immer zu einer ganzheitlichen, alle Nachhaltigkeitsfacetten abdeckenden Einordnung.
Beispiel: nachhaltige Ernährungswirtschaft
Im Folgenden soll ein derartiges SDG-Mapping bezogen auf nachhaltige Ernährungswirtschaft, ein Schwerpunktthema von B.A.U.M. für 2023, kurz beispielhaft dargestellt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Ernährungswirtschaft ein sehr breites und heterogenes Feld ist, das sich auf vielfältige, pflanzlich, tierisch und künstlich basierte Produkte, deren Herstellung, Verarbeitung und Vertrieb regional, national und global sowie auf deren Konsum erstreckt. Berührt werden ökologische Themen (z.B. Klimawandel, Biodiversität) ebenso wie soziale und ökonomische Themen (z.B. Arbeitsbedingungen in Produktion und Verarbeitung, Lieferketten, Konsumverhalten).
Für das SDG-Mapping kann das oben erwähnte Beschlussdokument der Vereinten Nationen zur Agenda 2030 verwendet werden, da dort auf 15 Seiten alle 17 SDGs und ihre Unterziele kompakt aufgelistet sind. Aufgrund der speziellen, zunächst politischen Zielsetzung wie auch des Alters des Dokuments ist es sinnvoll, es für den Zweck der hier vorgeschlagenen themenspezifischen, aktuellen SDG-Positionierung mit einer "kreativ-pragmatischen" Sicht zu lesen und zu interpretieren. Ergänzend kann es hilfreich sein, einige Vergleichsinformationen aus dem jeweils gleichen thematischen Umfeld zu haben, die sich häufig im Internet finden lassen.
Als Ergebniszusammenfassung eines SDG-Mapping eignet sich eine einfache Grafik, die neben einer Darstellung der jeweils wesentlichen SDGs auch eine erste grobe Priorisierung auf einen Blick ermöglicht. Diese Form einer einheitlichen und einfachen grafischen Zusammenfassung der Mapping-Ergebnisse erleichtert zudem eine Gegenüberstellung beziehungsweise einen Vergleich von SDG-Mapping-Runden, denen zum Beispiel eine abweichende Einstiegssichtweise zugrunde liegt oder/und die zu einem späteren Zeitpunkt aufgrund veränderter Rahmenbedingungen erneut durchgeführt werden. Auch eine Gegenüberstellung mit völlig anderen Themen- bzw. Betrachtungsfeldern ist so möglich – zum Beispiel zum Abgleich oder zur Konsolidierung von Maßnahmen des individuellen Nachhaltigkeitsmanagements.
Ganzheitliches Schlaglicht auf Nachhaltigkeitsaspekte
Konkret ist das Vorgehen bei einem SDG-Mapping in der vorgeschlagenen Form recht einfach und nicht allzu zeitaufwändig. Mit Blick auf die Grafikvorlage liest man die 17 SDGs und ihre Unterziele durch, interpretiert diese bezogen auf das entsprechende Thema ("kreativ-pragmatisch") und selektiert die passenden SDGs und, wenn möglich, Unterziele. Das Ergebnis ist ein erstes ganzheitliches Schlaglicht auf die tangierten unterschiedlichen ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitsaspekte. Führt man ein derartiges SDG-Mapping allein durch, ist das Ergebnis entsprechend subjektiv. Eine Diskussion im Team beziehungsweise in einem Workshop kann ein breiteres, objektiveres Bild ergeben, ist aber auch entsprechend zeitintensiver.
Ernährungswirtschaft: acht von 17 SDGs im Fokus
Zum Thema "Ernährungswirtschaft – ökologisch, sozial, ökonomisch nachhaltig" können acht SDGs als besonders relevant identifiziert werden, wobei jeweils einige Unterziele zugeordnet werden können (s. Abb.). Hinsichtlich seiner Bedeutung hervorzuheben ist dabei vor allem SDG 12 "Nachhaltige/r Konsum und Produktion" mit seinen Unterzielen 12.3 und 12.6. Für eine tiefergehende Betrachtung sollte des Weiteren berücksichtigt werden, dass zwischen den einzelnen SDGs zahlreiche Wechselwirkungen bestehen. Diese Wechselwirkungen können inhaltlich-thematischer Natur sein, ergänzend oder verstärkend wirken, aber auch zu Konkurrenzsituationen einzelner SDGs untereinander führen.
Wird man eine Stufe konkreter und fokussiert auf Maßnahmen zu Klimaschutz/-anpasssung in Unternehmen der Lebensmittelindustrie – wie derzeit im Rahmen der B.A.U.M.-Initiative "Wirtschaft pro Klima" in Arbeit – ergibt ein SDG-Mapping ein abweichendes Bild. Besonders relevant sind dann "nur noch" vier SDGs, wobei SDG 13 "Maßnahmen zum Klimaschutz" mit seinen Unterzielen 13.2 und 13.3 im Mittelpunkt steht.
Im Lauf der letzten Jahre sind eine Vielzahl derartiger SDG-Mapping zu unterschiedlichen Themen als nachhaltigkeitsbezogener Einstieg, Orientierung und Positionierung entstanden. Diese betrafen Geschäftsfelder und -prozesse ebenso wie Projekte und Produkte und etliches mehr. Einige weitere Beispiele finden sich im Beitrag von Michael Kaminski-Nissen und Stephan Bongwald in "CSR und Nachhaltigkeitsstandards" (hg. von Bernhard Schwager, Berlin, Heidelberg: Springer Gabler, 2022).
Von Michael Kaminski-Nissen
Michael Kaminski-Nissen hat mehr als vier Jahrzehnte unterschiedlichste Aufgaben in den Bereichen Informationsmanagement, Beratung und Geschäftsfeldentwicklung wahrgenommen. Von 2007 bis 2015 war er bei Hewlett-Packard im Bereich Social and Environmental Responsibility Operations verantwortlich für Deutschland und die Schweiz. Danach war er ausschließlich ehrenamtlich aktiv, z.B. bei B.A.U.M. e.V.
Quelle: BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
Wirtschaft | CSR & Strategie, 01.03.2023
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2023 mit dem Schwerpunkt: Zukunft gestalten - Krieg & Klimakatastrophe erschienen.
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