50 Jahre CITES: Rückkehr zu visionärem Artenschutz ist überfällig

"Das aktuelle Artensterben erfordert mutige Maßnahmen"

Anlässlich des 50. Jahrestages der Gründung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (engl. CITES) am 3. März fordert Pro Wildlife eine Rückkehr zu einem visionären, konsequenten und mutigen Artenschutz, wie ihn die Gründungsstaaten einst vorgesehen hatten. "Wenn wir die globale Artenvielfalt vor Übernutzung retten wollen, brauchen wir ein höheres Tempo und vorsorgliche, umfassende Entscheidungen, statt - wie aktuell - mühsame und kontroverse Debatten über den Schutzstatus einzelner Arten zu führen", sagt Dr. Sandra Altherr, die für die Artenschutzorganisation Pro Wildlife seit fast 25 Jahren zu CITES arbeitet. 

Die Stärken von CITES 
Muscheln und Schneckenhäuser werden als beliebte Souvenirs angeboten. Aber: Alle Riesenmuscheln sind geschützt. © pryceleon, pixabay.com"Mit seiner nahezu weltweiten Gültigkeit, verbindlichen Entscheidungen und Sanktionsmöglichkeiten ist CITES trotz seiner 50 Jahre das schärfste Schwert, das wir im internationalen Artenschutz haben", betont Altherr. "Afrikanische Elefanten, Ozelote, Buckelwale oder Hellrote Aras wären heute vermutlich ausgerottet, wenn CITES nicht die Reißlinie gezogen hätte. Handelsverbote für Elfenbein und Walfleisch aus den 1980er Jahren, aber auch die jüngste Unterschutzstellung von 60 Hai- und 37-Rochenarten 2022 sind historische Meilensteine." Gerade in den Anfangsjahren wurden ganze Tiergruppen wie alle Wale, Affen, Papageien, Kakteen oder Orchideen in die Anhänge I und II aufgenommen. 

Derzeit sind knapp 40.000 Tier- und Pflanzenarten in den CITES-Anhängen gelistet. Anhang I bedeutet ein internationales Handelsverbot für Wildentnahmen einer Art, Anhang II eine Beschränkung des Handels auf ein nachhaltiges Level (hierin sind die allermeisten Arten enthalten), Anhang III eine Handelsbeschränkung für eine Art aus einem bestimmten Herkunftsland. 

Die Schwächen von CITES 
Die allermeisten Tier- und Pflanzenarten im internationalen Handel sind jedoch bis heute nicht durch CITES geschützt - sogar wenn sie auf der Roten Liste vom Aussterben bedrohter Arten stehen; der Handel mit ihnen bleibt somit unreguliert. CITES-Konferenzen finden nur alle drei Jahre statt und es werden jeweils nur wenige Dutzend Arten unter Schutz gestellt. Der Verlust der Artenvielfalt, u.a. bedingt durch direkte Ausbeutung von Wildtieren und -pflanzen schreitet jedoch viel schneller voran, als dass CITES dies in seiner jetzigen Form aufhalten könnte. "Schutzinitiativen werden häufig viel zu spät getroffen; wo Daten fehlen, scheitern sie ganz. Wir brauchen deshalb dringend eine Umkehr der Beweislast: Der Biodiversitätsschutz muss Vorrang vor der kommerziellen Ausbeutung haben. Naturentnahmen sollten nur dann erlaubt sein, wenn sie nachweislich ökologisch unbedenklich sind", so die Biologin Altherr. 

Hinzu kommt, dass zunehmend versucht wird, die Schutzkriterien von CITES für Handelsbeschränkungen oder gar -verbote aufzuweichen und bei einer Unterschutzstellung gegen ökonomische Interessen abzuwägen. "CITES hatte schon vor 50 Jahren gute Gründe, die Ökologie über die Ökonomie zu stellen - angesichts der dramatischen aktuellen Biodiversitätskrise muss diese Gewichtung heute mehr denn je Bestand haben. Wir brauchen wieder mutige und weitreichende Entscheidungen", fordert die Pro Wildlife Sprecherin. 

Hintergrundinfos: 
CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) wurde am 3. März 1973 in Washington gegründet. Die ersten Länder, die CITES 1974 ratifizierten, waren die USA, Nigeria, die Schweiz, Tunesien, Schweden und Zypern; Deutschland trat dem Abkommen 1976 bei. 

Kontakt:  Pro Wildlife, Dr. Sandra Altherr | sandra.altherr@prowildlife.de | www.prowildlife.de

Umwelt | Biodiversität, 26.02.2023

     
        
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