Beamtenpensionen:
Hunderte Millionen Euro für klimaschädliche Industrien
Zehn von 16 Bundesländern investieren insgesamt hunderte Millionen Euro ihrer Pensionsfonds in klimaschädliche Industrien. Von den Geldern profitieren skandalträchtige Konzerne, aber auch internationale Großbanken, die den Ausbau fossiler Energien finanzieren. Doch einige Bundesländer denken bereits um.
Zehn von 16 Bundesländern investieren bei ihren Pensionsfonds in klimaschädliche Industrien oder Großbanken, die den Ausbau fossiler Energien finanzieren. Neben Sachsen-Anhalt ist Bayern bei den Investments in Kohle, Öl und Gas Spitzenreiter. CORRECTIV hatte bei allen 16 Finanzministerien eine Liste ihrer Anlagen für die Pensionsfonds angefragt.
Nach Berechnungen von CORRECTIV investiert Sachsen-Anhalt mehr als 58 Millionen Euro in einige der größten Erdöl- und Gaskonzerne der Welt. Darunter Exxon und BP.
Sachsen-Anhalt will auch künftig an diesen Investitionen festhalten. Auf CORRECTIV-Anfrage teilt das Finanzministerium mit, dass ein "Deinvestment aus Firmen mit fossiler Energiegewinnung" nicht geplant sei.
Auch Bayern steckt seine rund 1,7 Milliarden Euro in große Aktienindizes, die das Geld vor allem an die größten Konzerne der Börsen verteilen - oft ohne Klimaschutz zu berücksichtigen. Ein Problem sieht der Freistaat darin offenbar nicht. Man nutze "anerkannte nationale und internationale Unternehmenswerte, die jederzeit für den Vorsorgezweck verfügbar sind", wie es auf CORRECTIV-Anfrage heißt.
Das Problem daran: Deutschland wird die internationalen Klimaziele mit diesen Investments so nicht erreichen und auch die Bundesregierung verfehlt ihren Plan, Deutschland zu einem führenden "Sustainable Finance-Standort auszubauen", wie es in der gleichlautenden Strategie der Ampel-Regierung heißt. Zu deren Zielen zählt unter anderem, in der deutschen Finanzpolitik Klima- und Umweltschutz sowie soziale Aspekte zu berücksichtigen.
Dass die Bundesländer noch immer massiv in fossile Energien investieren, liege vor allem an mangelnder Sensibilisierung oder fehlendem Know-How, sagt Silke Stremlau, Vorsitzende des Sustainable Finance Beirats der Bundesregierung und Vorständin einer nachhaltigen Pensionskasse. Dabei sei eine andere Art der Finanzpolitik möglich: "Wir haben kein Erkenntnisproblem mehr, nur noch ein Umsetzungsproblem." Es gebe viele nachhaltige Fonds und Auswahlmöglichkeiten, die dieselbe Rendite erbrachten wie herkömmliche Fonds. Auch bei Banken gebe es Alternativen.
Bereits 2016 hatte CORRECTIV öffentlich gemacht, dass die Bundesländer damals rund 400 Millionen Euro in Unternehmen investierten, die den Klimazielen der Bundesregierung entgegenstehen. Zwar haben kürzlich einige Bundesländer wie Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen oder Berlin ihr Portfolio auf mehr Nachhaltigkeit ausgerichtet, doch auch diese finanzieren weiterhin direkt oder indirekt klimaschädliche Industrien.
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Lifestyle | Geld & Investment, 11.05.2023
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