Deutsche wollen, dass Industrie mehr Energie spart
Lt. Umfrage sehen Deutsche Industrie in der Pflicht
Die meisten Deutschen haben im letzten Jahr ihren Energieverbrauch gesenkt - und wünschen sich, dass auch die Industrie und Unternehmen mehr Energie sparen. Dies zeigt eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des Umweltinstituts München. Am Donnerstag diskutiert der Bundestag das Energieeffizienzgesetz, das Bundeskanzler Scholz bereits im November angekündigt hatte.

Deutsche sehen Industrie in der Pflicht
Weniger Strom verbraucht, weniger geheizt, am Warmwasser gespart: Drei Viertel der Bundesbürger:innen haben in den letzten 12 Monaten ihren Energieverbrauch im Haushalt verringert. Dass Energie gespart wird, erwarten die Deutschen auch von der Industrie: Auf die Frage, wer künftig noch deutlich mehr tun muss, um den Energieverbrauch zu senken, nennen etwa drei Viertel der Befragten (76 Prozent) die Unternehmen und die Wirtschaft. Nur 44 Prozent finden, dass die öffentliche Hand künftig deutlich mehr tun muss, um den Energieverbrauch zu senken. "Es ist verständlich, dass Menschen nach ihren eigenen Anstrengungen zum Energiesparen jetzt auch die Industrie in der Pflicht sehen, sparsamer mit Energie umzugehen", sagt Leonard Burtscher, Referent für Energie- und Klimapolitik am Umweltinstitut München. "Allerdings sollte die Vorbildrolle nicht unterschätzt werden, die die öffentliche Hand spielen kann durch Leuchtturmprojekte an Schulen, Krankenhäusern und in Behörden".
Etwa die Hälfte der Deutschen spricht sich für gesetzliche Vorgaben zum Energiesparen in der Industrie aus, wie sie nach Meinung von Expert:innen dringend notwendig sind, um den Energiebedarf in Deutschland zu senken. Das Energieeffizienzgesetz enthält in seiner jetzigen Form für Unternehmen jedoch lediglich die Vorgabe, Energieeinsparpläne zu erstellen. Eine Verpflichtung, diese auch umzusetzen, wurde aus dem Gesetzesentwurf im Laufe der Verhandlungen gestrichen.
In der deutschen Bevölkerung gibt es unterschiedliche Meinungen darüber, welche Maßnahmen als geeignet befunden werden, um den Energieverbrauch von Industrieunternehmen zu reduzieren. 58 Prozent halten finanzielle Förderprogramme für zielführend, 37 Prozent nicht. 49 Prozent halten dagegen gesetzliche Vorgaben und Regulierungen für eine gute oder sehr gute Maßnahme. Unverbindliche Energiesparpläne, wie sie im mittlerweile ziemlich aufgeweichten Energieeffizienzgesetz vorgesehen sind, halten 45 Prozent für geeignet, 52 Prozent dagegen für weniger gut oder schlecht.
Finanzielle Förderprogramme, um die Wirtschaft zu mehr Energiesparmaßnahmen zu bewegen, gibt es bereits seit langem, etwa Investitionszuschüsse zum Einsatz hocheffizienter Querschnittstechnologien (QST), die Bundesförderung Energie- und Ressourceneffizienz (EEW) oder die Spitzenausgleich-Effizienzsystemverordnung. Das Umweltinstitut hält jedoch finanzielle Förderprogramme für nicht ausreichend: Sie konnten das Effizienzdefizit in der Industrie bisher nicht beheben und sind für den Staatshaushalt der teuerste Weg, um Einsparmaßnahmen umzusetzen.
Großes Effizienzpotenzial in der Industrie
Das Potenzial, Energie effizienter einzusetzen, ist riesig: Industrieunternehmen könnten etwa 44 Prozent ihres Endenergiebedarfs mit Technologien erschließen, die bereits standardmäßig verfügbar sind. Dabei geht es vor allem darum, Wärme effizienter zu nutzen, die zum Beispiel für chemische Reaktionen, zum Trocknen oder Schmelzen verwendet wird. So könnte der Bedarf an Gesamtwärme deutlich sinken, wenn wärmeleitende Bauteile gedämmt werden, Wärme zurückgewonnen oder Abwärme stärker genutzt würde. Hocheffiziente Elektromotoren und Druckluftsysteme sowie die flächendeckende Verwendung von LED-Beleuchtung sind weitere einfache Maßnahmen, mit denen die Industrie ihren Energiebedarf gewinnbringend senken könnte - ohne dabei auf Produktionskapazitäten verzichten zu müssen. Obwohl diese Maßnahmen hochrentabel sind - die Industrie könnte durch deren Umsetzung Geld sparen - werden sie oft nicht umgesetzt, weil sich die Maßnahmen oftmals erst nach einigen Jahren wirtschaftlich lohnen.
"Eine naturverträgliche Energiewende kann in der durch die Klimakrise vorgegebenen Geschwindigkeit nur gelingen, wenn der Energiebedarf insgesamt deutlich sinkt - und auch die Industrie Energie effizienter nutzt", so Burtscher. "Dazu ist das nun endlich im Bundestag diskutierte Energieeffizienzgesetz dringend notwendig. Es muss konkrete, verbindliche Maßnahmen festlegen, damit Energieverschwendung konsequent abgestellt wird."
Die gesamte Umfrage finden Sie hier.
Kontakt: Umweltinstitut München e.V., Dr. Leonard Burtscher | lb@umweltinstitut.org | www.umweltinstitut.org
Technik | Energie, 23.05.2023

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