Strom vom Acker

Agrivoltaik – Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz für die Landwirtschaft

Der Energietrend Agrivoltaik bezeichnet die Fusion von Landwirtschaft und Energie­gewinnung mittels Photovoltaikanlagen. Regulatorische Verbesserungen wie die in Deutschland weggefallene EEG-Umlage lassen das Interesse von Landwirten an dezentralen Photovoltaikanlagen steigen.
 
© Agriphotovoltaik BürenIn Zeiten der Energie- und Rohstoffkrise bietet der Einstieg in die Energiewirtschaft den Landwirten in Deutschland, Frankreich und ganz Europa attraktive Möglichkeiten: Autonome Strom- und Energieversorgung zu niedrigen Kosten und darüber hinaus neue Geschäftsmodelle durch die Einspeisung ins Stromnetz. Doch der Einstieg in die nachhaltige Energiegewinnung erfordert das entsprechende Know-how – ökonomisch, technisch und bürokratisch.
 
Neue Potenziale durch Reform des EEG
Bis Juli 2022 regelte das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) die Abgabe selbst erzeugten Solarstroms durch die sogenannte EEG-Umlage: Nur Photovoltaikanlagen mit einer Leistung bis 30 Kilowatt (kW) für den Eigenverbrauch waren von der Umlage befreit. Diese lag 2022 bei 3,72 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Bei größeren Anlagen waren für den Eigenverbrauch 40 Prozent der Umlage fällig. Landwirte beschränkten die Größe der PV-Anlagen deshalb häufig auf 30 kW, obwohl ihr Strombedarf für Stalllüftung, Milchkühlung, Melkroboter oder Wasseraufarbeitungsanlagen und Elektrofahrzeuge oft weit höher lag. Durch den Wegfall der EEG-Umlage lohnt es sich ab sofort für landwirtschaftliche Betriebe, in Photovoltaik zu investieren oder vorhandene Anlagen und Speicher zu erweitern. Auch die Umstellung größerer Photo­voltaikanlagen auf Eigenverbrauch wird durch den Wegfall der EEG-Umlage attraktiver. Oft bietet es sich für Landwirte sogar an, überschüssigen Solarstrom für die elektrische Wärmeversorgung (Power2Heat) zu nutzen. Angesichts der stark gestiegenen Heizkosten ist dies meist sogar ohne Wärmepumpe und nur mit elektrischen Heizstäben wirtschaftlich. So können etwa eine bereits installierte Pelletheizung, ein Hackschnitzelofen oder ein Blockheizkraftwerk (BHKW) und der Warmwasserboiler zumindest im Sommer stillstehen und nur im Winter laufen.
 
Mit Trecker und Tracker – Doppelnutzung im Trend
Während Landwirte bisher meist nur ihre Dachflächen mit PV-Anlagen bestückten, liegt die Doppelnutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Nahrungsmittel- und die Solarstromproduktion zunehmend im Trend. Eine Möglichkeit ist die Installation von Freiflächensolaranlagen mit Trackern auf Äckern und Wiesen. Diese folgen dem Lauf der Sonne und können so rund 20 Prozent mehr Ertrag liefern als herkömmliche festaufgeständerte Module. Bei Bedarf werden die Solarpaneele gedreht, sodass sie den Einsatz von Landwirtschaftsmaschinen wie Traktoren nicht behindern.
 
Eine weitere Variante ist die (Teil-)Überdachung von Kulturen mit höher aufgeständerten Photovoltaikmodulen (PV-Modulen). Interessant ist diese Technologie für den Obst-, Beeren-, Wein und Kräuteranbau und grundsätzlich ebenfalls für Pflanzen, die mit weniger Sonne besser wachsen. In diversen Pilotprojekten sind teiltransparente PV-Module in sechs Meter Höhe auf einer Fläche von einem Hektar installiert. Ein weiterer Vorteil: Diese „Solardächer" ersetzen herkömmliche Schutzvorrichtungen wie Hagelnetze oder Folientunnel und schützen die Pflanzen vor Austrocknung.
 
Führende Akteure im Bereich AgriPV sind unter anderem die BayWa r.e. AG, das Fraunhofer-Institut für Solare Energie­systeme (ISE) sowie die Next2Sun GmbH, Goldbeck Solar GmbH und SunFarming GmbH.
 
Von Hermann Anzinger

Technik | Energie, 01.06.2023
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2023 mit dem Schwerpunkt: Künstliche Intelligenz - Künstliche Intelligenz oder natürliche Dummheit? erschienen.
     
        
Cover des aktuellen Hefts

Pioniere der Hoffnung

forum 01/2025 ist erschienen

  • Bodendegradation
  • ESG-Ratings
  • Nachhaltige Awards
  • Next-Gen Materialien
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
03
JAN
2025
48. Naturschutztage am Bodensee
Vorträge, Diskussionen, Exkursionen mit Fokus: Arten-, Klima- und Naturschutz
78315 Radolfzell
17
JAN
2025
Systemische Aufstellungen von Familienunternehmen und Unternehmerfamilien
Constellations machen Dynamiken sichtbar - Ticketrabatt für forum-Leser*innen!
online
06
FEB
2025
Konferenz des guten Wirtschaftens 2025
Mission (Im)Possible: Wie Unternehmen das 1,5-Grad-Ziel erreichen
80737 München
Alle Veranstaltungen...
NatuVision Forum

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

Verleihung des Friedensnobelpreises in Kriegszeiten
Christoph Quarch würde den Preis in diesem Jahr am liebsten posthum an Immanuel Kant verleihen
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

Profiküche 2025: Geräte-Innovation spart mehr als 50 Prozent Energie für Grill-Zubereitung ein

Sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder:

Fotoausstellung Klimagerecht leben

Ohne Vertrauen ist alles nichts

Zeit für Regeneration

The Custodian Plastic Race 2025

Niedriger Blutdruck: Wie bleibt man aktiv, ohne sich schwindlig zu fühlen?

Hacker vs. Host: Wie man Angreifer überlistet

  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • NOW Partners Foundation
  • Kärnten Standortmarketing
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • circulee GmbH
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Engagement Global gGmbH