71 Organisationen fordern: Unsere Stadtwerke raus aus der Gaslobby!
"Stadtwerke haben die Macht, eine rasche und gerechte Energiewende mit leistbarer Energie für alle voranzutreiben."
Gemeinsame Pressemitteilung von Umweltinstitut München, LobbyControl, 350.org, Campact, Greenpeace und dem WeiterSo!-Kollektiv
Mehr als 80 Stadtwerke und kommunale Versorgungsunternehmen sind Mitglied im fossilen Lobbyverband Zukunft Gas - gemeinsam mit Großkonzernen wie Wintershall Dea, Shell und der früheren Gazprom-Tochter Wingas. Nun rufen mehr als 70 zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter auch der Münchner ALTOP-Verlag, der Herausgeber von forum Nachhaltig Wirtschaften, diese Stadtwerke gemeinsam dazu auf, Zukunft Gas zu verlassen.
Erstunterzeichnende Organisationen des Aufrufs sind das Umweltinstitut München, LobbyControl, 350.org, Campact, Greenpeace, und das WeiterSo!-Kollektiv. Weitere bundesweit agierende Organisationen und dutzende lokale zivilgesellschaftliche Organisationen, Biobetriebe und Bürger-Energiegenossenschaften haben den gemeinsamen Aufruf unterzeichnet.
Henning Peters, Referent für Energie und Klima am Umweltinstitut München: "Stadtwerke dürfen die klimaschädliche Lobbypolitik von Zukunft Gas nicht länger mit Mitgliedsbeiträgen in Millionenhöhe unterstützen. Ein Stadtwerk der Zukunft kann nur sein, wer erkannt hat, dass die Zeit der fossilen Energieträger abgelaufen ist."
Sam Beiras, Sprecher*in des WeiterSo! Kollektivs: "Für Stadtwerke, die Klimaschutz ernst nehmen, kann Zukunft Gas kein Kooperationspartner sein. Wir begrüßen daher die Austritte. Jetzt ist es Zeit für die restlichen Stadtwerke nachzuziehen und sich vom schädlichen Einfluss der Gaslobby zu lösen."
Christina Deckwirth, Sprecherin von LobbyControl: "Zukunft Gas betreibt mit fragwürdigen Methoden Lobbyarbeit für die Gewinninteressen großer Gaskonzerne. Das treibt uns in die Kostenfalle und verschärft die Klimakrise. Stadtwerke sollten sich nicht vor den Lobby-Karren der Gaslobby spannen lassen."
Kate Cahoon, Teamleiterin von 350.org Deutschland: "Stadtwerke haben die Macht, eine rasche und gerechte Energiewende mit leistbarer Energie für alle voranzutreiben. Gemeinsam mit 70 weiteren Organisationen fordern wir sie auf, ihre Verantwortung im Ausbau erneuerbarer Energie wahrzunehmen und die Gaslobby fallen zu lassen."
Schon zahlreiche Stadtwerke sind aus Gaslobby-Verband ausgetreten
Zukunft Gas steht schon seit längerem in der Kritik. Im Juni wurde öffentlich, dass binnen eines Jahres 15 Stadtwerke den Lobbyverband verlassen haben. Seitdem haben mehrere weitere Stadtwerke ihren Austritt angekündigt oder vollzogen. Falk-Wilhelm Schulz, Geschäftsführer der Stadtwerke Tornesch, begründete die Kündigung gegenüber der Schleswig-Holsteinischen Zeitung folgendermaßen: "Auch wenn wir keinen Cent bezahlt hätten, wären wir ausgestiegen. Die machen nichts anderes, als Gas schönzureden. Das brauchen wir nicht mehr und das ist auch nicht in Ordnung."
Dutzende Organisationen schließen sich dieser Kritik an. Zukunft Gas bewirbt Erdgas entgegen wissenschaftlicher Erkenntnisse als klimafreundlichen Energieträger und verschweigt dabei die enormen Klimaschäden durch Methanlecks entlang der Lieferkette. Der Verband setzte sich jahrelang für Erdgasimporte aus Russland ein und trug so maßgeblich zu der heutigen Gaskrise bei. Heute überbewertet Zukunft Gas die zukünftige Verfügbarkeit von Wasserstoff.
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Technik | Energie, 27.07.2023
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