Aus Windeln wächst ein Wald

Hamburger Unternehmen will zeigen, dass es möglich ist, kompostierbare Windeleinlagen zu produzieren, aus denen nach Gebrauch Humusdünger erzeugt werden kann. Projektstart im Herbst.

Goldeimer, ein gemeinnütziges Unternehmen aus Hamburg, das sich für ein nachhaltiges Sanitärsystem und den Zugang zu Wasser, Sanitär und Hygiene für alle Menschen weltweit einsetzt, initiiert das ambitionierte Projekt Windelwald. Ziel ist die Erprobung von kompostierbaren Windeleinlagen und die anschließende Verwertung zu Humusdünger. Im Herbst '23 startet Goldeimer die zweiwöchige Testphase in bis zu 50 Hamburger Haushalten, die 2024 im Anpflanzen eines Windelwaldes mündet. Die Laufzeit des Projekts ist auf zwölf Monate angelegt, die große Vision eine Windeltonne für Hamburg. 

© GoldeimerAllein in der Hansestadt fallen nach Berechnung des Hamburger Senats jedes Jahr rund 18.000 Tonnen Windelmüll an. Jedes einzelne der jährlich rund 25.000 Neugeborenen trägt dazu mit geschätzten 4.000 Windeln bei, die nach einmaligem Gebrauch thermisch entsorgt, also verbrannt werden. Unterm Strich machen Windeln rund zehn Prozent des gesamten Müllaufkommens Hamburgs aus. Der CO2-Fußabdruck der nicht recycelfähigen Kunststoffeinlagen und Wegwerfwindeln liegt bei einem durchschnittlichen Wickelzeitraum von zweieinhalb Jahren bei rund einer halben Tonne CO2-Äquivalenten (genauer: 456,91 kg CO2e). Der Großteil dieser Menge entfällt auf das Material und die Entsorgungskosten (Quelle). 

Genau hier setzt das Projekt Windelwald von Goldeimer an. "Unsere zentrale Fragestellung ist: Können wir aus Kinderkacke Kompost machen?", sagt Malte Schremmer, der als Gründer und Geschäftsführer der Goldeimer gGmbH zugleich als Projektleiter fungiert. "Wir möchten zeigen, dass es möglich ist, kompostierbare Windeleinlagen zu produzieren, aus denen wir nach Gebrauch Humusdünger erzeugen. Wenn das klappt, werden wir die im Pilotprojekt gewonne Erde anschließend zur Pflanzung eines kleinen Hamburger Windelwalds verwenden." 

Herkömmliche Windeleinlagen eignen sich nicht für diesen Kreislaufwirtschaftsansatz, weil sie einen auf Erdöl basierten und daher nicht recycelfähigen Saugkern (Superabsorbent Polymers, SAP) enthalten. Goldeimer setzt darum auf auslaufsichere und wiederverwendbare Überhosen, in die eine zu 100 Prozent kompostierbare Windeleinlage gelegt wird. Diese Einlage produziert Goldeimer gemeinsam mit dem Berliner Startup Vyld aus aus nachhaltigen Rohstoffen wie Cellulose und Algenfasern, um den nach Gebrauch anfallenden Müllberg drastisch zu reduzieren und so zu erheblichen CO2e-Einsparungen zu kommen. 

Projektstart in Hamburg 
Das Projekt Windelwald startet im Herbst dieses Jahres in Hamburg als Prototyp mit bis zu 50 Haushalten und rund 100 Kindern im Windelalter. Die Testphase dauert zwei Wochen, das gesamte Projekt ist auf eine Laufzeit von zwölf Monaten angelegt. Neben der Herstellung von Prototypen, der noch im August produziert wird, geht es darum, in Zusammenarbeit mit den Testhaushalten die Logistik und Verwertung der gesammelten Windeln in der Goldeimer-eigenen Kompostieranlage durchzuspielen. Der gewonnene Kompost wird anschließend in einer Pflanzaktion mit dem Titel "Hamburg pflanzt den Windelwald" verwertet. Ziel des Projekts ist neben dem Test der praktischen Anwendung der kompostierbaren Windeln auch das Erarbeiten einer tragfähigen Müllvermeidungsstrategie und mögliche politische Empfehlungen für die Freie und Hansestadt Hamburg. 

Dritter Weg zu mehr Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft 
Mit den kompostierbaren Windeln geht Goldeimer einen dritten Weg zwischen Wegwerfwindeln aus fossilen Rohstoffen und Stoffwindeln, deren enthaltene Fäkalien nicht folgeverwertet werden können. Das gemeinnützige Unternehmen hat die Vision einer "Hamburger Windeltonne", die sich Haushalte von der Hansestadt zur Verfügung stellen lassen könnten, um den Verwertungskreislauf nachhaltig zu schließen. "Damit versuchen wir, klimapolitische Ziele mit den elterlichen Interessen zu vereinen und eine ökologisch tragfähige Alternative zu anderen Produkten zu liefern", sagt Projektleiter Malte Schremmer. "So leisten wir einen Beitrag dazu, nachwachsende Rohstoffe einzusetzen und eine nachhaltige Entsorgungsstrategie zu etablieren. Wir wissen, dass das nicht von heute auf morgen vollständig umsetzbar sein wird. Aber wir blicken mit unserem Projekt nach vorne, weil wir überzeugt sind, dass Wegwerfwindeln keine Zukunft haben. Daher brauchen wir andere Lösungen, die einen Teil dazu beitragen, unsere Welt nachhaltig zu gestalten." 

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Projekts Windelwald und im Video

Kontakt: Goldeimer gemeinnützige GmbH, Tanja Wente | tanja@goldeimer.de | www.goldeimer.de


Umwelt | Ressourcen, 05.08.2023

     
        
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