Oxfam warnt vor sich zuspitzender globaler Wasserkrise
Neuer Bericht zeigt: Klimabedingte Wasserunsicherheit wird zu mehr Hunger, Krankheiten und Vertreibung führen
Mehr Überflutungen, mehr Dürren, mehr Malaria - die Welt steht vor einer globalen Wasserkrise. Verursacht wird diese zu einem großen Teil durch die menschengemachte Klimakatastrophe. Das diagnostiziert der neue Oxfam-Bericht "Water Dilemmas" und zeigt auf, wie sich die globale Überhitzung in verschiedenen Regionen auf die Wasserversorgung auswirken wird. Gleichzeitig gibt es immer weniger Gelder für Hilfsmaßnahmen.
Der neue Oxfam-Bericht "Water Dilemmas" untersucht die Auswirkungen der klimabedingten Wasserverknappung in verschiedenen Regionen (Asien, Naher Osten, Westafrika sowie Horn, Ost- und Zentralafrika).
Ostafrika: Hitzewellen und Überschwemmungen
Demnach könnten Hitzeperioden in Ostafrika bis 2040 um bis zu 15 Prozent intensiver ausfallen. Gleichzeitig könnten Niederschläge in der Region um acht Prozent steigen, was zu einem fatalen Zyklus von Überschwemmungen und Dürren führen würde. Durch den Wechsel von Trockenheit und extremen Wassermassen können Böden die Feuchtigkeit nicht halten, stattdessen werden Nährstoffe aus den bereits ausgelaugten Böden gespült und Infrastruktur zerstört. Aufgrund dieser Faktoren könnten bis 2030 50-60 Millionen Menschen mehr von Malaria bedroht sein. Die problematischen Prognosen betreffen eine Region, in der die Bevölkerung schon jetzt unter Armut und Hunger leidet und in der wasserbedingte Konflikte und Massenmigration zunehmen. Serap Altinisik, Geschäftsführerin von Oxfam Deutschland: "Die Klimakatastrophe, die durch Öl, Kohle und Gas befeuert wird, kommt bei den Menschen als globale Wasserkrise an. Bereits jetzt sehen wir, dass die weltweite Überhitzung zu mehr Überschwemmungen und Dürren führt. Regionen wie Ostafrika werden in den kommenden Jahren noch härter und häufiger davon getroffen werden. Dazu macht der enorme Mangel an Investitionen in Wasserinfrastruktur diese Länder anfälliger für humanitäre Katastrophen."
Nothilfemaßnahmen werden schwieriger
Um die Menschen in den betroffenen Regionen mit Wasser zu versorgen, stehen auch Nothilfeorganisationen wie Oxfam vor Herausforderungen. "Eines von fünf Bohrlöchern, das wir graben, ist ausgetrocknet oder ergibt nur verschmutztes Wasser, das für Menschen nicht trinkbar ist. Wir müssen immer tiefere Brunnen graben und komplizierte Bodenstrukturen bewältigen. Die Lage ist so schwierig, dass wir Entsalzungstechnologien einsetzen, die manchmal fehleranfällig sind. Das ist aufwändig und teuer, dabei nehmen die Gelder der Geber für Wasserversorgung ab", berichtet Betty Ojeny von Oxfam Afrika.
Dürren im Nahen Osten, Anstieg des Meeresspiegels in Asien
Nicht nur Ostafrika ist betroffen. Laut dem Bericht könnten im Nahen Osten bis 2040 Hitzewellen um bis zu 16 Prozent zunehmen, während Niederschläge deutlich abnehmen werden. Viele asiatische Länder werden unterdessen stärker vom Anstieg des Meeresspiegels betroffen sein, der bis 2100 mehr als einen halben Meter zunehmen könnte. Zusammen mit der Gletscherschmelze wird sich dies auf die Grundwasserspeicher auswirken, insbesondere in den Küstengebieten, in denen Millionen Menschen leben. Dem Bericht zufolge könnten Krankheiten wie Malaria und Dengue-Fieber in Asien um 183 Prozent ansteigen.
Allein in 10 der schlimmsten Klimahotspots der Welt wird laut Oxfam der chronische Hunger infolge der Klimakatastrophe bis 2050 um knapp ein Drittel anschwellen. "Die schlimmsten Szenarien, die die Welt vermeiden wollte, haben bereits begonnen. Unter den heutigen Emissionsprognosen haben Milliarden von Menschen keine sichere Zukunft. Die Wasserkrise ist eine der größten Bedrohungen für die Menschheit, sie wird zu mehr Hunger, mehr Krankheiten und mehr Vertreibung führen - insbesondere für die Länder und Menschen, die am wenigsten vorbereitet sind", sagt Serap Altinisik.
Hilfsmaßnahmen sind massiv unterfinanziert
Nur 32 Prozent der 3,8 Milliarden Dollar des humanitären Hilfsaufrufs den die Vereinten Nationen im vergangenen Jahr weltweit für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung veranschlagt haben, wurde finanziert. Zudem investieren die Länder, die am stärksten von Wasserverknappung bedroht sind, nicht in die Wasserinfrastruktur. "Die sich ständig verschärfende Wasserkrise wird von der Politik mit schockierender Nonchalance behandelt", sagt Serap Altinisik. "Die reichen Länder müssen ihre Emissionen drastisch senken und die Wasserinfrastruktur in wirtschaftlich benachteiligten Regionen finanzieren. Wir können noch immer den Kurs ändern, aber wir müssen schnell handeln".
Oxfam fordert, dass die Regierungen ihre Aufmerksamkeit grundlegend neu ausrichten und Investitionen in Wassersysteme als politische Priorität betrachten. Sie müssen dringend die von den Vereinten Nationen angestrebten 114 Milliarden Dollar pro Jahr für den Wasser-, Sanitär- und Hygienesektor bereitstellen, die heute Leben retten und sich auf praktisch jedes andere UN-Ziel für 2030 auswirken werden.
Kontakt: Oxfam Deutschland e.V., Nikolai Link | nlink@oxfam.de | www.oxfam.de
Umwelt | Wasser & Boden, 24.08.2023
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