Ropes of Hope - Ein (digitaler) Lichtblick für Meer und Mensch
Lösungen – Biodiversität und Kreativität
Diese Geschichte erzählt, wie ein ganzheitliches Korallen-Projekt an Tansanias Küste mit lokalen Fischer-Communities, Environmental DNA und Künstlicher Intelligenz die Meeresbiodiversität rettet – und wie die Initiative bookbridge dieses Projekt mit innovativen Methoden und NFTs unterstützt.
Wenn Korallen eine Stimme hätten – sie würden laut schreien! Denn sie leiden zunehmend unter lebensbedrohendem Stress: Dramatische Erwärmung der Ozeane, Verschmutzung der Meere und brutale Fischfangmethoden sind ihre existentielle Bedrohung. Das Wissenschaftsmagazin One Earth publizierte kürzlich eine Studie, die belegt, dass seit den 1950er Jahren bereits mehr als die Hälfte der Korallenriffe der Erde verschwunden sind. Und obwohl die Korallenriffe nur 0,2 Prozent der Meeresflächen ausmachen, beherbergen sie laut der International Coral Reef Initiative der UNEP (United Nations Environment Programme) mindestens 25 Prozent aller Meerestiere. Sterben die Korallenriffe, werden auch die symbiotischen Verbindungen zu Algen, Fischen, Krebsen, Schwämmen und verschiedenste andere Lebewesen ein für alle Mal zerstört. Wertvolle Biodiversität, die den Menschen an den Küsten Nahrung und oft auch eine Lebensgrundlage durch den Tourismus bietet, geht verloren. Und der Prozess beschleunigt sich. Weltweit greift die Korallenbleiche um sich und es bleiben nur noch die Skelette dieser Meerestiere übrig.
Die Hoffnung hängt am seidenen Faden
Doch es gibt Leuchtturmprojekte, die Hoffnung machen und inspirieren, wie „The Ropes of Hope", ein ambitioniertes Programm an Ostafrikas Küste, das von einem motivierten Team rund um den Molekularbiologen Dr. Jean de Villiers und seiner Frau Dr. Anne de Villiers realisiert wird.
Visionär denken – lokal handeln, das ist die Devise der beiden. Anne, die Tropen-Agrarwirtschaft studierte und sich seit Jahrzehnten für afrikanische Nachhaltigkeitsprojekte einsetzt, und ihr Mann Jean engagieren sich im Dienst der Menschen, der Korallen, des Meeres und der Biodiversität. Vor 30 Jahren ließen sie sich auf der kleinen ostafrikanischen Insel Chole nieder, die im Herzen des tansanischen Mafia Island Marine Parks liegt. (Dieser Archipel hat natürlich nichts mit organisierter Kriminalität zu tun.) Dort starteten sie eine Entwicklungsinitiative, zu der auch ein mehrfach preisgekröntes Öko-Tourismus-Projekt mit märchenhaft schönen Baumhäusern gehört. (forum berichtete.) Ziel ist es seither, Ökologie, Bildung und neue Arbeitsplätze in Synergie zu entwickeln. Dies war von zahlreichen Erfolgen gekrönt, doch dann kam Covid mit einem kompletten Kollaps des Tourismus. Wegen der abertausenden Beschäftigten in den Strandhotels des Landes, die plötzlich arbeitslos wurden und nichts mehr auf dem Teller hatten, hob die Regierung kurzerhand die maritimen Schutzzonen auf und erlaubte uneingeschränktes Fischen. Bald kreuzten Schiffe mit Schleppnetzen auf, mit verheerenden Folgen für bedrohte Fischarten und vor allem für die Korallenriffe, die innerhalb kürzester Zeit deutlich dezimiert wurden. Dem konnten Anne und Jean nicht tatenlos zusehen.
Korallen wachsen an dicken Seilen
Wie man an Seilen im Meereswasser Korallengärten aufbaut, das hatte Jean in einem Pionierprojekt namens Nature Seychelles gelernt. Denn die Korallen vermehren sich, wenn man sie in der richtigen Tiefe an Seilen neu „anpflanzt", ihnen dadurch die richtige Dosis Sonnenlicht ermöglicht sowie die Meeresbewegungen durch die Gezeiten exakt berücksichtigt. Und es müssen die geeigneten sogenannten Putzerfische in der Nähe sein, die in einer symbiotischen Verbindung die Korallen von Parasiten und abgestorbenem Gewebe befreien.
Um die Korallenaufzucht zu beschleunigen, hat „The Ropes of Hope" mittlerweile etliche einheimische Unterwasser-Gärtner ausgebildet. Sie bauen ein wachsendes Netz an Korallenseilen auf und vermehren daran verschiedene Korallensorten, um genetische Vielfalt zu erhalten. Damit sind bisher schon über 15.000 Korallen herangewachsen. Aber es wurden noch mehr Jobs geschaffen: Frauen auf der Insel stellen die Seile aus Kokosfasern her, und erhalten damit ein Einkommen von der Initiative. Und zur Unterstützung des Projekts sind immer auch junge Meeresbiologen vor Ort, die hier ihre Forschungsarbeiten realisieren. Wie zum Beispiel die Molekularbiologin Nicole Schröter vom meereskundlichen Institut der Universität Oldenburg, mit dem Jean de Villiers seit Jahren kooperiert. Der geborene Südafrikaner hat nicht nur in Kapstadt, sondern auch in den USA und an der TU Berlin studiert, bevor er in Zürich an der renommierten ETH dissertierte. Mit all diesen Instituten tauscht er sich bis heute wissenschaftlich aus. „Wie das ganze Biotop eines Korallenriffs wirklich funktioniert, das ist noch kaum verstanden", weiß Jean de Villiers. In einem Korallenriff steckt mehr Biodiversität als in jedem anderen Ökosystem, selbst mehr als im Regenwald. Deshalb kann de Villiers nicht begreifen, dass etwa in den USA für die NASA mehr als hundert Mal so viel Budget zur Verfügung steht als für die NOAA, die National Oceanic and Atmospheric Administration. „Wir schießen Raketen zum Mars, aber wir haben keine Ahnung, was noch alles in den Tiefen der Meere verborgen ist!"
Die Intelligenz der Natur
Das Gebot der Stunde ist für den engagierten Wissenschaftler, die sogenannte Environmental DNA (eDNA) zu erforschen und zu verstehen. Regelmäßig werden Wasserproben nach London zu Nature Metrics geschickt. Dieses Analyse-Institut hat sich ein ambitioniertes Ziel auf die Fahnen geschrieben: „Access nature’s intelligence." Sie analysieren die unglaubliche Fülle genetischen Materials, die in diesen Proben schwimmt. Einerseits findet man dabei die eDNA von längst ausgestorbenen Meerestieren. Andererseits aber auch „kryptische Arten", die heute leben, die wir aber noch nicht entdeckt haben, weil sie sich in den Höhlen der Korallenriffe verstecken oder sich im Sand vergraben. Künstliche Intelligenz analysiert und sequenziert die gigantischen eDNA-Mengen und versieht sie mit Barcodes, damit Vergleiche möglich werden. Durch die Analyse der regelmäßig eingesandten Proben beobachtet „The Ropes of Hope", wie sich die Artenvielfalt verändert. Und noch eine weitere Einsatzmöglichkeit von KI erkundet de Villiers gerade: Ähnlich wie bei Detail-Fotos der Erde, die von Satelliten aus gemacht werden, können nun Unterwasser-Roboter tausende Einzelaufnahmen lebender Korallenriffe erstellen und zusammenfügen und so exakte fotografische 3D-Landkarten entwickeln. Photogrammetrie heißt diese Methode. Wird dies regelmäßig gemacht, lässt sich durch KI-Vergleiche exakt bestimmen, wo, wie und wann Schäden auftreten. Je schneller die Anamnese erfolgt, desto schneller ist Heilung möglich. Das bestätigt auch Nicole Schröter, denn sie weiß aus Erfahrung, „wie herzzerreißend es ist, mit anzusehen, wie durch die Schleppnetze einerseits und durch die Erderwärmung andererseits die Korallenriffe zugrunde gehen". Mit wissenschaftlich fundierter Korallen-Wiederaufforstung dagegenzuhalten, sieht die Molekularbiologin als ihre große Aufgabe an.
Global denken, lokal handeln
Aber all ihre Projekte, das wissen Jean und Anne de Villiers aus langjähriger Erfahrung, haben nur Erfolge, wenn sie eng an die lokalen Communities angebunden sind. „The Ropes of Hope" hat deshalb den „Coral Conservation Club" gegründet. Ab der Sekundarstufe erhalten die Kinder der Inseln nun ein spezielles Curriculum, das sie später befähigen soll, Naturschützer zu werden oder gar Meeresbiologie zu studieren, wofür die Besten ein Stipendium erhalten sollen. „So wird der Coral Conservation Club zum Hauptquartier für Korallenschutzpropaganda", schmunzelt de Villiers. Denn die Kinder lernen nicht nur die nötige Theorie und Englisch, da ihre Muttersprache Suaheli ist, sondern auch ganz praktische Dinge wie Schwimmen (was sie meistens nicht können), Schnorcheln, das Einsammeln von Wasserproben und anderes. Dadurch, so die Hoffnung, wächst eine neue Generation heran, die über die Wichtigkeit der Korallenriffe Bescheid weiß und sie deshalb auch schützen wird. Die Ältesten auf den Inseln erinnern sich noch an eine Zeit, in der die Korallenriffe gesünder, bunter und vielfältiger waren. Damit ihr Wissen nicht verloren geht, werden sie nun von „The Ropes of Hope" interviewt und als Storyteller für die Kinder eingebunden.
„Biodiversität ist der ultimative Reichtum, den wir auf unserem Planeten zur Verfügung haben. Biodiversität ist die universale Währung der Zukunft!"
Jean de Villiers
Next Level Storytelling
Die Bestsellerautorin und Filmemacherin Monika Czernin recherchierte 2020 für ihr neues Buch „Gebrauchsanweisung für Tansania" in Chole und erlebte, wie existentiell die Corona-Krise für viele Menschen war, aber auch, wie viel Hilfe und Solidarität diese Situation unter den Menschen in Tansania freisetzte. Und sie wurde Zeugin der ersten Schritte von „The Ropes of Hope", der Antwort, die Jean und Anne de Villiers auf die Krise fanden, um der Not und dem Korallensterben Einhalt zu gebieten. Sie kennt Chole und die Projekte von Jean und Anne de Villiers seit vielen Jahren und hat miterlebt, wie nachhaltig – ökologisch und sozial – das Ehepaar die Entwicklung auf den Inseln vorantreibt, und wie gut die Einbindung der Communities funktioniert. Deshalb verließ sie auch die Rolle der Beobachterin, denn ihr war klar, dass dieses Projekt mehr Öffentlichkeit und auch finanzielle Unterstützung benötigt, um erfolgreich zu werden. Und wie „The Ropes of Hope" neue Wege geht, so machte es auch Czernin: Gemeinsam mit Melissa Müller, einer erfolgreichen Autorin, startete sie das Autoren- und Künstlerkollektiv bookbridge, um Bücher mit den neuen digitalen Möglichkeiten des Web3 und der Blockchain-Technologie zu verbinden.
„In der analogen Welt bauen wir gerne Brücken zwischen Lesern der alten Schule und Krypto-Natives und erinnern sie daran, wie viel sie gemeinsam haben. Im digitalen web3-Kontext ist eine Brücke ein Protokoll, das Blockchain-Systeme miteinander verbindet und es Nutzern aus einem System ermöglicht, Vermögenswerte und Informationen an ein anderes zu senden", erklärt Czernin voll Begeisterung über ihr Brückenprojekt und ergänzt: „Es geht darum, einander näher zu kommen und miteinander zu kommunizieren!" So wird nun gerade auch das Tansania-Buch und die Geschichte von „The Ropes of Hope" einer jungen Leser-Community über bookbridge zugänglich gemacht. Das Projekt ist gelistet bei Creatokia, der ersten Plattform für „Next Level Storytelling" in Deutschland. Diese bietet Künstlern, Musikern, Autoren und Verlegern über das Web3 Möglichkeiten, die Interaktion mit ihren Fans zu verstärken, neue Arten von dynamischen und interaktiven digitalen Produkten zu schaffen, und attraktive Optionen für eine Vermarktung ihrer Kunstwerke.
Digitale Unikate als Sammlerstücke und Sponsoring
Monika Czernin Gebrauchsanweisung für Tansania
224 Seiten, Flexcover mit Klappen
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Mit den wunderschönen Digital Collectibles der Künstlerin jink.one kann nun jeder „The Ropes of Hope" über Creatokia unterstützen und erhält damit gleichzeitig ein digitales Kunstwerk. Jedes dieser Werke ist aus Unterwasserfotos und -filmen des Mafia Island Marine Parks entstanden. Es sind eindrückliche Serien von digitalen Bildern und Videosequenzen, die genau die mystische Farbenpracht und Unterwasserwelt des Riffs künstlerisch neu interpretieren. Die Digital Collectibles können auch als Non Fungible Tokens (NFTs) auf der Etherium Blockchain gemietet und weitergehandelt werden.
Damit können Korallen-Liebhaber die digitalen Kunstwerke auf Creatokia weiterhin bewundern und erwerben und auf diese Weise konkret zur Rettung der Riffe beitragen. Für kommende Generationen soll die Schönheit dieser Unterwasserwelt wiederhergestellt und erfahrbar werden. „Biodiversität ist der ultimative Reichtum, den wir auf unserem Planeten zur Verfügung haben. Biodiversität ist die universale Währung der Zukunft!", ist Jean de Villiers überzeugt.
Von Christoph Santner
EVERYDAY FUTURE – More than Hope – Help!
Wir alle können einen Unterschied machen – durch ein verändertes Bewusstsein – „Stepping beyond your bubble" – und durch die Unterstützung wertvoller Projekte wie Ropes of Hope. Hier können Sie an Ropes of Hope durch die Kunstaktion von jink.one spenden: bit.ly/bookbridge-tn-de |
Christoph Santner ist langjähriger Autor, Redner und Consultant zu Innovationsthemen. Seit 2009 schreibt er für forum Nachhaltig Wirtschaften, unter anderem über Digitalisierung und Künstliche Intelligenz in der Nachhaltigkeit.
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Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2023 mit dem Schwerpunkt Innovationen & Lösungen - Innovationen und Lösungen für Klima und Umwelt erschienen.
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