#TimeToWorry
DGNB startet Petition und fordert international ein Umdenken im Bausektor
Anlässlich der UN-Klimakonferenz COP28 in Dubai hat die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. unter dem Titel #TimeToWorry eine weltweite Petition gestartet. Diese fordert sinnvolle Richtlinien und Gesetzgebungen für eine nachhaltige Bauindustrie mit dem Fokus auf kulturell und klimatisch angemessene Bauweisen. Ziel der Kampagne ist es, die Breite der Gesellschaft zu erreichen. Alle Menschen, denen das Thema wichtig ist, sind daher aufgerufen zu unterzeichnen.
„Mit unserer Petition wollen wir erreichen, dass das Bauen von heute und morgen immer klima- und kulturangepasst erfolgt", sagt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. „Heute versuchen wir schlechte Architektur mit einem Mehr an Technik zu heilen, oder bekommen gesetzliche Maßnahmen vorgeschrieben die in eine Welt des Klimawandels und den damit verbunden anderen Rahmenbedingungen nicht passen. Das ist eine Sackgasse! Wenn wir den Klimawandel im Sinne einer lebenswerten Zukunft für alle beeinflussen und gleichzeitig Gebäude und Städte haben wollen in den sich Menschen wohl fühlen, dann brauchen wir dringend einen Paradigmenwechsel."
Kampagne für ein klima- und kulturangepasstes Bauen
„Was wäre, wenn die Antwort darin bestünde, die bisherigen sogenannten Lösungen in Frage zu stellen?": Mit diesem Satz beginnt die seit 6. Dezember 2023 laufende Kampagne #TimeToWorry, initiiert von der DGNB in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen an der TU München.
Gemeint ist die derzeitig vorherrschende Richtung im Gebäudesektor: Um vermeintliche Komfortanforderungen einzuhalten, werden Gebäude technisch aufgerüstet und immer mehr Materialien verbraucht ohne dabei die Frage zu stellen, was an dem Ort eigentlich angemessen, gesund und insbesondere klimatisch und kulturell das richtige wäre. One-fits all in der Architektur wie auch in der technischen Ausführung ist keine Lösung für unsere globalen Herausforderungen. Der Gebäudesektor ist weltweit für über ein Drittel der jährlichen CO2-Emissionen verantwortlich. Um dies zu ändern, müssen die Regierungen weltweit Verantwortung übernehmen und Gesetzgebungen und Richtlinien für eine angemessene, dem Ort entsprechende Architektur im Gesetz implementieren die auf maximale Effekte und nicht alleine auf Effizienz fokussiert – so die Kernforderung der Petition.
Seit der COP21 in Paris im Jahr 2015 findet ein dedizierter Buildings Day im Rahmen der Weltklimakonferenz statt. Verbindliche Abkommen gegen die globale Erderwärmung durch menschlichen Einfluss werden seitdem offiziell auch im Gebäudesektor gesucht. Beim diesjährigen Buildings Day am 6. Dezember 2023 sind 27 Länder dem so genannten „Buildings Breakthrough" beigetreten. Darunter auch Deutschland, die USA und China. Damit einher geht die Verpflichtung, die Transformation des Bausektors im eigenen Land zu beschleunigen, um bis 2030 einen nahezu emissionsfreien Gebäudebestand zu erreichen und diesen langfristig zum neuen Normal zu machen.
Klare Forderungen an die Regierungen weltweit
Mit der Kampagne #TimeToWorry soll sowohl vermieden werden, dass diese Selbstverpflichtung im Sande verläuft als auch bewirkt werden, dass sie zu Gesetzgebungen führt, die sinnvoll aus den richtigen Zielen aber auch der richtigen Haltung abgeleitet werden. So fordert die Petition, zentrale Nachhaltigkeitsprinzipien die gleichermaßen im Entwurf, bei der Planung, im Betrieb und beim Umbau zu verankern sind, zu folgen:
- Häuser und Stadtteile sind für Menschen und kein Selbstzweck oder begehbares Anlagevermögen.
- Gebäude und Infrastruktur müssen qualitätsvoll und damit langlebig geplant, gebaut und betreiben werden – anstatt schnell und günstig zu bauen.
- Passive und low-tech Gebäudekonzepte müssen im Fokus stehen, die auf die zukünftigen klimatischen Anforderungen robust und angemessen reagieren können. Wir werden mit Technik nicht gegen den Klimawandel anbauen können.
- Es braucht ambitionierte und verbindliche CO2-Grenzwerte für die Konstruktion und den Betrieb der Gebäude sowie Quoten für lokal bezogene, wiederwendete und biogene Materialien die zur Anwendung kommen.
- Die sinnvolle und lange Nutzung und damit die Transformation des Gebäudebestandes und der Städte muss im Fokus stehen.
Alle Informationen zur Kampagne #TimeToWorry gibt es unter www.buildingsensenow.com. Dort gibt es auch den Link zur Petition auf der Plattform change.org.
Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.
2007 gegründet, ist die DGNB heute mit über 2.500 Mitgliedsorganisationen Europas größtes Netzwerk für nachhaltiges Bauen. Ziel des Vereins ist es, Nachhaltigkeit in der Bau- und Immobilienwirtschaft zu fördern und im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu verankern. Mit dem DGNB Zertifizierungssystem hat die unabhängige Non-Profit-Organisation ein Planungs- und Optimierungstool zur Bewertung nachhaltiger Gebäude, Innenräume und Quartiere entwickelt, das dabei hilft, die reale Nachhaltigkeit in Bauprojekten zu erhöhen. Dabei fußt das DGNB System auf einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis, das die Umwelt, den Menschen und die Wirtschaftlichkeit gleichermaßen einbezieht. Über die Fort- und Weiterbildungsplattform DGNB Akademie wurden zudem bereits mehr als 10.000 Personen in rund 60 Ländern zu Experten für nachhaltiges Bauen qualifiziert.
Hinweis: Die Gleichstellung aller Menschen ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Dennoch verzichten wir im Sinne einer besseren Lesbarkeit der Texte auf eine strikte Einhaltung geschlechtergerechter Sprache, solange keine einheitliche Regelung vorliegt. Alle Menschen mögen sich gleichermaßen angesprochen fühlen.
Kontakt: Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e. V., Felix Jansen | f.jansen@dgnb.de | www.buildingsensenow.com
Quelle: DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
Technik | Green Building, 15.12.2023
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