Vom Holzweg abbiegen

Mehrweg-Recycling-Paletten reduzieren nicht nur den Holzverbrauch

Der Hunger der globalisierten Wirtschaft nach Paletten ist auch im Jahrzehnt der multiplen Krisen unersättlich. In Europa sind vier Milliarden Paletten im Einsatz, gut 500 Millionen werden jedes Jahr neu produziert, davon 300 Millionen als Einwegpaletten. Derweil die Europäische Union mit dem Verpackungsgesetz und die Bundesrepublik mit der zusätzlichen Einweg-Kunststoff-Sonderabgabe den Verpackungsmüll, insbesondere aus Kunststoff, reduzieren möchten, steigt bei der wichtigsten Transporteinheit der Einweganteil stetig an. Das ist nicht nur ein wirtschaftlicher Holzweg, sondern auch ein unverantwortlicher Umgang mit der Ressource Holz und den Wäldern als Lebensraum und CO2-Speicher. Dabei gibt es längst eine Technologie, um aus Kunststoffverpackungen zusammen mit Altholz und anderen Stoffströmen Mehrweg-Recycling-Paletten herzustellen. 

Einwegpaletten: Geschäftsmodell ohne Zukunft © LAP/istockEinwegpaletten: Geschäftsmodell ohne Zukunft © LAP/istock
Der Nutzen der Technologie ist evident: Durch die Wiederverwertung von Altholz wird langfristig CO2 gebunden. Die Wiederverwertung und das IT-gestützte Kreislaufsystem reduzieren den Bedarf an Holz. Mischkunststoff und andere Sekundärrohstoffe können ohne energie-, kosten- und zeitaufwendigen Aufbereitungsprozess verwendet werden. Die Recycling-Mehrweg-Palette reduziert nicht nur den Holzverbrauch und erhöht die Wiederverwertungsquote von Holz und Kunststoff, sondern sie spart zudem Kosten. Die Produktionskosten sind gegenüber einer herkömmlichen und bei den technischen Eigenschaften vergleichbaren Pressspan-Einwegpalette deutlich günstiger. Davon profitieren Transport- und Logistikunternehmen, Hersteller und Handel. 

Unser Start-up will es nicht nur bei einem patentierten Produktionsverfahren belassen, sondern hat ein komplettes Kreislaufkonzept entwickelt. In einem Internetportal werden gebrauchte Mehrweg-Recycling-Paletten und Sekundärrohstoffe gehandelt, aber auch defekte Paletten oder Stoffströme zur Verarbeitung angeboten. Mit einem in die Palette integrierten RFID-Chip werden Standort, Material- und Rezepturstatus der Palette verfolgt und damit Logistik und andere Prozesse optimiert. 

Paletten aus Abfall: Logistics Arts Production hat das Herstellungsverfahren zum Patent angemeldet. Das Foto zeigt ein vorläufiges Produktmuster. © Logistics Arts ProductionPaletten aus Abfall: Logistics Arts Production hat das Herstellungsverfahren zum Patent angemeldet. Das Foto zeigt ein vorläufiges Produktmuster. © Logistics Arts Production
Im Durchschnitt fallen in Europa fast 180 Kilogramm Verpackungsmüll pro Kopf und Jahr an. 40 Prozent der Kunststoffe und 50 Prozent des Papiers werden in der EU zu Verpackungsmaterialien verarbeitet. 

Auch wenn laut Umweltbundesamt (UBA) im Jahr 2022 die dualen Systeme im Durchschnitt die gesetzlichen Ziele für das Recycling von Verpackungen erreicht und vereinzelt sogar deutlich überschritten haben, und bei Kunststoffverpackungen die Zuführungsquote zur werkstofflichen Verwertung bei 67,5 Prozent lag, ist dies nur ein Teil der Wahrheit. Die andere ist, dass nach einem langen Prozess gerade einmal 13,7 Prozent als Rezyklat wiederverwertet werden. Diese Zahl nennt die Conversio-Studie der führenden Verbände der kunststoffverarbeitenden Industrie. Wir haben mit ein Verfahren entwickelt, bei dem schon in einem frühen Aufbereitungsstadium Kunststoff wiederverwertet werden kann. Das spart Energie und Kosten und reduziert den CO2-Ausstoß.

Die LAP-Palette 1200 x 800 mm hat eine Tragfähigkeit von 750 kg. Das Foto zeigt ein vorläufiges Produktmuster.. © Logistics Arts ProductionDie LAP-Palette 1200 x 800 mm hat eine Tragfähigkeit von 750 kg. Das Foto zeigt ein vorläufiges Produktmuster.. © Logistics Arts Production
In Deutschland werden sechs Millionen Kubikmeter Holz zu Paletten und Transportverpackungen verarbeitet. Das entspricht einem Viertel des Holzeinschlags. Die meisten Einwegpaletten landen beim ersten Empfänger im Abfallcontainer. Der Trend zu Gebäuden in Holzbauweise, die sich 2025 erholende Bauwirtschaft, Wegwerf-Konsumverhalten, die wachsende Bevölkerung und nicht zuletzt die Wirtschaftssanktion gegen Holz liefernde Länder, lassen erwarten, dass der Rohstoff Holz wieder knapper und teurer wird. 

Bei der Recycling-Mehrwegpalette können neben Altholz der Kategorien A1 und A2 auch Altholz der Kategorie A3 und nicht trennbare Sekundärrohstoffe wie Papier, Papierverbunde/Lebensmittel Leichtverpackungen, Verbundstoffe von Getränkeverpackungen, Glasfaser verstärkte Kunststoffe, PEX-Kunststoffe, aber auch nicht verwendete Vliesstoffe von Masken, verwendet werden. Alternativ können auch viele Natur- und Kunstfasern, Textilien und nahezu alle Duo- und Thermoplaste verarbeitet werden. 

Zum Autor
Willy Lutz, Erfinder der Recycling-Palette © privatWilly Lutz, Erfinder der Recycling-Palette © privat
Willy Lutz (53 Jahre) ist Geschäftsführer von Paletten Service Lutz GmbH, Altensteig. Das Unternehmen mit 15 Mitarbeitenden handelt, vermietet, repariert und tauscht Mehrweg- und Einwegpaletten aus Holz, Kunststoff und andere Transportbehältnisse. Er ist Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter der Logistics Arts Production GmbH und der Logistics Arts GmbH. Willy Lutz hält Gebrauchsmuster und Patente, ist engagiert in mehreren Verbänden wie im Deutschen Erfinder Verband und im Verband der Familienunternehmen.

Zum Unternehmen 
Logistics Arts Production GmbH
Gründung: 2019
Sitz: Altensteig im Schwarzwald
Geschäftsführer: Willy Lutz, Willi Wiese

Kontakt: Logistics Arts Production GmbH, Willy Lutz | info@lap.gmbh | www.lap.gmbh/de


Umwelt | Ressourcen, 19.01.2024

     
        
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