forum Greenwashing

Leicht-Mehrwegpaletten versus nachhaltiges Mehrwegpfandsystem für den Transport von Pflanzen

Liebe forum-Leser,
Sie sehen, es gibt Einweg, Einweg mit Pfand und unterschiedlich sinnvolle Mehrweg-Systeme. Und hier setzt die Arbeit für Wirtschaft und Gesellschaft an: systemische Lösungen zu entwickeln, die eine dauerhaft nachhaltige Lösung darstellen.

Schreiben auch Sie uns Ihre Meinung zu Mehrwegsystemen in Transport und Logistik an redaktion@forum-csr.net. In der kommenden Ausgabe von forum stellen wir mehrwegfähige Transport- und Verpackungslösungen vor. Und nun machen Sie sich bitte selbst ein Bild: 

© Euro Plant TrayDie Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert den größten deutschen Pflanzenvermarkter Landgard für dreistes Greenwashing mit Pseudo-Mehrwegverpackungen zum Transport von Pflanzen. Der Pflanzenhändler hatte angekündigt, ab 2024 seine Handelspartner zu verpflichten, die eigenproduzierten Transportpaletten „TrayC" zu verwenden. Nach Einschätzung der DUH handelt es sich bei den angeblichen Mehrwegpaletten um eine Mogelpackung. Denn nach Aussage von Landgard kann von den dünnwandigen „TrayC"-Paletten nur rund die Hälfte überhaupt wiederverwendet werden. Die übrigen würden nur drei bis fünf Umläufe schaffen. Die DUH fordert von Landgard, auf vielfach wiederverwendbare und echte Mehrwegpaletten zu setzen, anstatt auf dreistes Greenwashing.

Das Problem: 150 Millionen Einweg-Plastikpaletten im Pflanzenhandel
Jährlich fallen im deutschen Pflanzenhandel mehr als 150 Millionen Einweg-Transportpaletten als Abfall an. Landgard trägt als einer der Marktführer eine ganz besondere Verantwortung, doch mit den "TrayC"-Paletten versucht Landgard nach Einschätzung der DUH weiterhin Profite mit Einweg zu erzielen – auf Kosten von Klima und Umwelt. Das Unternehmen versucht offenkundig, die dünnwandigen "TrayC"-Paletten als Mehrwegsystem darzustellen. Anders als echte Mehrwegpaletten sind diese aber für die vielfache Wiederverwendung ungeeignet. Statt sich die Mühe zu machen, dünne und eingeschränkt wiederverwendbare Paletten zu sammeln, um sie auf eine mögliche Wiederverwendung zu prüfen, sollte Landgard von Anfang an echte und hundertfach wiederverwendbare Mehrwegpaletten einsetzen. 

Die Lösung: das Euro Plant Tray Mehrwegsystem
Bisher existierte kein standardisiertes Mehrwegsystem für Pflanzentrays, das als gemeinschaftliche Branchenlösung auf dem europäischen Markt skaliert werden konnte. Die Euro Plant Tray eG hat nun zusammen mit Akteuren entlang der gesamten Wertschöpfungskette eine ganzheitliche, innovative Lösung für die grüne Branche entwickelt. Die Trays werden nach Industriestandardmaß für Logistikladungsträger in zunächst zwei Größen aus stabilem Kunststoff angefertigt und haben eine Lebensdauer von mindestens zehn Jahren mit mehr als 100 Umläufen. Eine Untersuchung des Fraunhofer Instituts für Materialfluss und Logistik Dortmund stellt fest, dass Mehrwegtrays für Pflanzen einen um rund 25 Prozent niedrigeren kumulierten Energieaufwand als Einwegtrays aufweisen.

Ziel ist es, bis Ende 2024 die EPT Produktpalette durch zwei weitere Traygrößen zu erweitern. Zudem sind die Trays mit Bewässerungsstutzen von einem Zentimeter ausgestattet, um die Pflanzen während Transport- und Verkaufsprozessen mit Wasser zu versorgen. Durch RFID-Technologie, QR- und generischen GS1- Strichcode sind die Euro Plant Trays (EPT) in gängigen automatisierten Prozessen einsetzbar.

Zwar ist Landgard offiziell Mitglied des Mehrwegsystems Euro Plant Tray, jedoch passt dies nicht mit der Ankündigung einer Ausweitung des aus DUH-Sicht zweifelhaften eigenen Pseudo-Mehrwegsystems zusammen. Landgard muss eindeutige Prioritäten für hundertfach wiederverwendbare und europaweit nutzbare Mehrwegpaletten setzen, statt mit Greenwashing Profite zu machen.

Die Gegendarstellung von Landgard

Ein Statement von Johannes Kronenberg, Geschäftsführer Landgard Blumen & Pflanzen, zur Pressemitteilung und Darstellung der Deutschen Umwelthilfe
Wir bedauern es, dass die Deutsche Umwelthilfe einen innovativen Ansatz aus den Reihen der Grünen Branche zur Vermeidung des Einsatzes von Neukunststoffen im Gartenbau anprangert. Wir sehen TrayC nicht als Mehrweglösung und haben das System daher auch nie als solche propagiert. Vielmehr ist es eine Kreislaufpalette, mit der wir aktuell verwendete Einwegtrays ersetzen und dazu beitragen, den Rohstoffverbrauch zu senken und Wertstoffe im Kreislauf zu halten. Dazu werden die TrayC-Paletten nach dem Einsatz gesammelt, sortiert und erneut verwendet. Ist dies nicht möglich, werden die Trays über einen sehr kurzen und direkten Prozess von den Trayherstellern zu neuen Paletten recycelt. In einem geschlossenen TrayC-Kreislauf wird der Einsatz von neuem Kunststoff so auf ein Minimum reduziert bis ausgeschlossen. 

© LandgardEine in unserem Auftrag erstellte unabhängige Studie bestätigt die mit TrayC verbundene Wirksamkeit im Hinblick auf Umwelt- und Klimafreundlichkeit. Sie zeigt, dass bei geschlossenen TrayC-Kreisläufen rund 80 Prozent weniger CO2 emittiert wird als bei den aktuell überwiegend verwendeten Einwegsystemen. Die Wiederverwendung der Trays ist bei Einhaltung des geschlossenen TrayC-Kreislaufs garantiert. Entweder durch den erneuten Gebrauch oder durch das direkte Recycling und die Verwendung der Rohstoffe zur Herstellung neuer TrayC. So konnten wir allein bei Landgard durch die Verwendung von TrayC in den Cash & Carry-Märkten und bei einigen organisierten Kunden seit 2021 bereits mehr als 1.900 Tonnen Kunststoff im Kreislauf halten. Den Vorwurf des „dreisten Greenwashing" der Deutschen Umwelthilfe können wir daher in keiner Weise nachvollziehen. 

TrayC ist aktuell in 14 verschiedenen Formaten von T9 bis T13 und teilweise auch T14 (insbesondere für den italienischen Markt) verfügbar. Die Trays aus ungefärbtem Rezyklat können zu identischen Preisen wie ein vergleichbarer Einwegtray über den Großhandel bezogen werden. Erneut verwendete TrayC-Paletten werden zu vergünstigten Preisen an den Gartenbau abgegeben. Das Kreislaufsystem ist damit zwar kostendeckend, aber bei Weitem nicht als Erlösmodell auf Profit ausgerichtet.

Genau wie die Deutsche Umwelthilfe sind wir der festen Überzeugung, dass wir im Gartenbau so schnell wie möglich einen Beitrag zur Kunststoffreduzierung leisten müssen. Landgard ist daher Mitglied und Partner der EuroPlantTray (EPT) und der Weg zu vielfach wiederverwendbaren Mehrwegpaletten ist auch unser Ziel. Bereits vor fünf Jahren haben wir aus diesem Grund damit begonnen, das Mehrwegpaletten-System Floritray zu entwickeln, welches mittlerweile Teil von EPT ist. 

Wie jedem, der bei EPT mitarbeitet, bekannt ist, sind auf dem Weg hin zu einem marktreifen, vielfach wiederverwendbaren Mehrwegsystem im Gartenbau jedoch noch diverse Details zu klären. 

Uns ist es jedoch wichtig, schon heute mit sinnvollen Lösungen den Einsatz von Einwegkunststoffen in der Grünen Branche zu senken. Mit dieser Vision ist TrayC entstanden. Wir sehen die Kreislaufpalette TrayC nicht als Gegenentwurf zu Mehrwegpaletten wie EPT, sondern als sinnvolle Ergänzung. Einerseits können wir so bereits jetzt dazu beitragen, wertvolle Rohstoffe zu schonen. Zugleich haben viele Gespräche gezeigt, dass eine bereits existierende Rückführlogistik für Transporttrays, wie sie TrayC zu Grunde liegt, die Etablierung von Mehrwegpaletten vereinfachen kann. 

Diese Sichtweise sowie unsere Vorgehensweise bzgl. TrayC haben wir stets transparent mit den Kolleg*innen der EPT besprochen. Im Interesse der Nachhaltigkeit unternehmen wir sinnvolle und richtige Dinge für die Branche. Es wäre schön, wenn die Deutsche Umwelthilfe diesen Weg mit uns geht. Für konstruktive und kontroverse direkte Gespräche sowie einen partnerschaftlichen Austausch, der unser gemeinsames Anliegen nach vorne bringt, stehen wir jederzeit zur Verfügung. Dieses Gesprächsangebot an die Deutsche Umwelthilfe haben wir bereits in der Vergangenheit ausgesprochen und es besteht weiter.

Als erster deutscher Baumarkt führte toom das umweltfreundlichere Floritray Mehrwegsystem ein. © toom

Das Mehrwegsystem Floritray

Im Pflanzentransport gibt es bereits nachhaltige Lösungen – die Kölner Baumarktkette toom setzt sie ein. Bisher wurden Einwegpaletten nach einmaliger Verwendung entsorgt. „Nicht nur, dass die Einwegpaletten unhandlich in der Entsorgung sind, durch sie wurde auch viel Kunststoffabfall produziert. Das war uns schon lange ein Dorn im Auge", sagt Tobias Theuerkauf, Logistics Manager bei toom. Deshalb setzt toom bereits seit April 2022 auf das Mehrwegsystem Floritray.
 
Was als Pilotprojekt mit 60.000 Paletten begann, wurde 2023 bereits um 300.000 Paletten erweitert.  Diese werden von den Gärtnereien an die Märkte gegeben und gehen anschließend von dort an die Gärtnereien zurück. Das hat viele Vorteile: Die Mehrwegsysteme sparen nicht nur Kunststoff, sie reduzieren auch – laut einer unabhängigen Studie des Fraunhofer Instituts – den CO2-Ausstoß um 30 Prozent.

Schreiben Sie uns Ihre Meinung zu Mehrwegsystemen in Transport und Logistik quer durch alle Branchen an redaktion@forum-csr.net

Umwelt | Ressourcen, 19.01.2024

     
        
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