Nachhaltigkeitskommunikation in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft:
Was wir brauchen, um erfolgreich zu sein
Eine Bank gründet einen Arbeitskreis für Nachhaltigkeitskommunikation in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft. Wie kam es dazu und was sind die Ziele?
Der abstrakte Begriff der Gesundheits- und Sozialwirtschaft beschreibt einen Teil unseres Wirtschaftssystems, der sich mit dem Menschlichsten und Emotionalsten befasst, was wir haben: dem Dienst am Menschen. Damit meinen wir die tägliche Unterstützung von Kindern und Jugendlichen, von Menschen mit Behinderung, von Hilfestellungen in der ambulanten oder stationären Pflege, die Lebensqualität sichern oder zurückgeben. Gleichzeitig sprechen wir von einem der größten Arbeitgeber Deutschlands. Im Jahr 2021 arbeiteten rund 7,7 Millionen Menschen in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft, was etwa jedem sechsten Erwerbstätigen entspricht.
Wenn es um die Kommunikation in der Sozialwirtschaft geht, steht dahinter zunächst die Zielsetzung, die Leistungen dieses Wirtschaftszweiges bekannt(er) zu machen und deutlich werden zu lassen, dass hier ein wichtiger gesellschaftlicher Beitrag geleistet wird, der Öffentlichkeit und Wertschätzung verdient hat. Gerade in den aktuellen Zeiten ist es wichtig, über Anforderungen, Aufgaben und auch Sorgen zu berichten, die die Sozialwirtschaft und die Menschen, die hier Verantwortung tragen, täglich beschäftigen.
Als Spezialbank, die seit über 50 Jahren Kund:innen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft betreut, sieht die Evangelische Bank (EB) hier eine Aufgabe im Sinne ihres Versprechens, eine „nachhaltig lebenswerte Gesellschaft zu gestalten" – natürlich gemeinsam mit den Kund:innen der Bank. Im Zentrum unserer Kommunikationsaktivitäten steht daher das Thema der Nachhaltigkeit, dem sich die EB seit ihrer Gründung verschrieben hat.
Nachhaltigkeit erklären
Aufgabe von Kommunikation ist es in einem ersten Schritt stets, Informationen zu vermitteln und diese verständlich zu erklären. Mit Blick auf das breite Feld der Nachhaltigkeit sind die Assoziationen bei uns allen unterschiedlich. Die eine verbindet den Begriff in erster Linie mit ökologischen Aspekten, der nächste denkt an soziales Engagement und die, die über ein breites Expertenwissen verfügen, assoziieren damit zum Beispiel die mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung verbundenen zahlreichen Aufgaben. Bei der Evangelischen Bank geht es uns darum, in allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit Zusammenhänge zu vermitteln, Aufgaben zu beschreiben und deutlich zu machen, wo und wie wir unterstützen können.
Dabei betrachten wir immer zwei Perspektiven: unseren eigenen Weg und den unserer Kund:innen, die wir als Finanzpartner begleiten. Bei unserer Arbeit und im Dialog mit Vertreter:innen der Sozialwirtschaft wird deutlich, dass die Herausforderungen für uns alle sehr ähnlich sind: Wie geht ein Unternehmen mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung um? Wie ermittelt man den Status und Startpunkt in Bezug auf die nachhaltige Ausrichtung eines Unternehmens? Und wo und wie beginnt man am besten?
Nachhaltigkeit verstehen
Eine effektive Kommunikation zu Nachhaltigkeit erfordert einen regelmäßigen und sehr engen Austausch zwischen den Verantwortlichen für Kommunikation und Nachhaltigkeit. Der Arbeitskreis für Nachhaltigkeitskommunikation fördert genau dieses Miteinander, indem er die teilnehmenden Organisationen ausdrücklich darum bittet, Vertreter:innen beider Funktionen zu entsenden. Von entscheidender Bedeutung ist dabei immer: Nachhaltigkeitskommunikation kann und soll „nur" die Realität beschreiben. Sie muss authentisch und ehrlich sein, kann keine Dinge erfinden und braucht vielmehr einen guten Zugang zu Informationen, um diese dann transparent und verständlich übermitteln zu können.
Gemeinsam sprechen, Kräfte bündeln
Täglich erhalten wir unzählige Nachrichten – die Geschwindigkeit der Kommunikation nimmt zu, die Zahl derjenigen, die sprechen, auch. Was kann da näher liegen, als das Ziel zu verfolgen, gemeinsam zu sprechen, die Stimme(n) zu bündeln, um besser gehört zu werden? Diese Absicht verfolgte die Evangelische Bank mit der Gründung des Arbeitskreises für Nachhaltigkeitskommunikation, den wir Mitte 2023 ins Leben gerufen haben. Auf Einladung tauschen sich die derzeit etwa 20 Teilnehmer:innen zu allen Themen rund um die Nachhaltigkeit aus, gewähren Einblicke in konkrete Projekte, diskutieren aktuelle Fragestellungen und teilen Neuigkeiten rund ums Thema.
„Durch eine koordinierte und strategische Herangehensweise an das Thema Nachhaltigkeitskommunikation stärken Institutionen der Sozialwirtschaft ihren grundlegenden Auftrag der Übernahme von Verantwortung für Umwelt, Mensch und Gesellschaft."
In einer Mischung aus persönlichen Treffen und digitalen Zusammenkünften sind zunächst vier Termine pro Jahr geplant, teilweise mit Impulsen externer Expert:innen. Die Zusammenarbeit und offene Diskussionen stärken das Vertrauen untereinander, sodass auch außerhalb der Sitzungen bilateraler Austausch stattfindet.
Der Arbeitskreis für Nachhaltigkeitskommunikation verfolgt folgende Zielsetzungen:
- Erfahrungen austauschen: Durch den Austausch von Erfahrungen und Best Practices können Organisationen voneinander lernen und ihre eigenen Vorgehensweisen entsprechend anpassen.
- Herausforderungen bewältigen: Netzwerke bieten die Möglichkeit, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, Hürden zu überwinden und Synergien zu nutzen.
- Neues wagen: Der Austausch innerhalb eines Netzwerks kann Raum für kreative Ideen und neue Ansätze bieten. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen entstehen neue Wege, um die Wirksamkeit von Botschaften zu erhöhen.
Perspektive für die Zukunft
Durch eine koordinierte und strategische Herangehensweise an das Thema Nachhaltigkeitskommunikation stärken Institutionen der Sozialwirtschaft ihren grundlegenden Auftrag der Übernahme von Verantwortung für Umwelt, Mensch und Gesellschaft. Diese Aktivitäten können außerdem dazu beitragen, positive Veränderungen in der Gesellschaft voranzutreiben und die öffentliche Wahrnehmung zu fördern.
Die Ergebnisse dieser Bemühungen sind nicht nur nach außen spürbar, sondern wirken auch nach innen. Es wird deutlich, dass sich die Kommunikations- und Nachhaltigkeitsverantwortlichen über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinaus vernetzen, die Bekanntheit der Institution erhöhen und Sichtbarkeit für Themen und Menschen fördern.
Der Arbeitskreis für Nachhaltigkeitskommunikation lebt vom Engagement seiner Teilnehmer:innen. Ihnen gebührt deshalb an dieser Stelle unser herzlicher Dank dafür, dass sie unsere Einladung angenommen und sich mit uns auf den Weg gemacht haben. Wir freuen uns auf die Fortsetzung der Reise zur weiteren Stärkung der Kommunikation zu den wichtigen Themen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft.
Dr. Bernadette Tillmanns-Estorf ist Direktorin Kommunikation, Marketing & Public Affairs der Evangelischen Bank und Co-Founder der Kommunikationsberatung Familienbande. Zuvor war sie über 25 Jahre Chief Communication Officer und Senior Vice President Corporate HR eines global tätigen Gesundheitskonzerns.
Quelle: BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
Wirtschaft | Marketing & Kommunikation, 25.05.2024
Dieser Artikel ist in forum 03/2024 mit dem Schwerpunkt „Wirtschaft im Wandel – Lieferkettengesetz, CSRD und regionale Wertschöpfung" - Positiver Wandel der Wirtschaft? – So kann's gehen erschienen.
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