Forschung: Ein Schlüssel für die Akzeptanz unterirdischer CO2-Speicherung
Laut Bundesregierung ist die bis 2045 angestrebte Klimaneutralität ohne CCS nicht zu erreichen.
Ein Forschungsteam unter Beteiligung der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin legt Studie zu mehr Akzeptanz der unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid vor – erschienen im Fachjournal Nature Climate Change.

Vereinfacht gesagt bedeutet CCS, dass CO2, das zum Beispiel in der Industrie entsteht, aus den Abgasen getrennt, verflüssigt und eingelagert wird - um es möglichst langandauernd dem natürlichen CO2-Kreislauf in der Atmosphäre zu entziehen. Denn CO2 wirkt als Treibhausgas und gilt als eine der Hauptursachen der menschengemachten globalen Erwärmung. Da die geologischen Speicherressourcen ungleichmäßig über Europa verteilt sind, wird CO2 in komprimierter Form teils über Ländergrenzen zu den Speicherstätten transportiert.
Wie es um die öffentliche Akzeptanz von CCS in vier europäischen Ländern (Deutschland, Niederlande, Norwegen, Vereinigtes Königreich Großbritannien) sowie Kanada steht, haben der Agrarökonomen Sven Anders (Professor an der Universität Alberta, Kanada), der Soziologe Ulf Liebe (Professor an der Universität Warwick, GB) sowie der Umweltökonom Jürgen Meyerhoff von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) gemeinsam untersucht.
"Die Akzeptanz in der Bevölkerung für die unterirdische Speicherung von CO2 wäre deutlich geringer, wenn abgeschiedenes CO2 aus anderen Ländern zum Speichern in nationalen Lagerstätten importiert würde. Dies trifft nicht nur für Deutschland zu, sondern auch auf andere europäische Länder wie Norwegen, die geologische Speicher gerade planen oder schon betreiben", sagt Jürgen Meyerhoff.
Die Ergebnisse der Studie sind bedeutend, da laut Bundesregierung ohne CCS die bis 2045 angestrebte Klimaneutralität nicht zu erreichen ist. So steht es in ihrem Eckpunktepapier zum Kohlenstoffmanagement, das im Februar 2024 veröffentlicht wurde. Dem grenzüberschreitenden Transport der abgeschiedenen CO2-Emissionen kommt dabei gerade in Europa eine zentrale Rolle zu, um eine Speicherung zu möglichst geringen Kosten zu ermöglichen. So ist unter anderem geplant, CO2-Pipelines für den Transport zu den Lagerstätten zu bauen.
Für ihre Untersuchung haben die Wissenschaftler Vignette-Experimente genutzt. Sie ermöglichen es, im Rahmen von Umfragen die Faktoren für die Akzeptanz oder Ablehnung von umweltpolitischen Maßnahmen zu identifizieren. Weitere Faktoren für die Akzeptanz der Lagerstätten waren die Distanz zwischen Wohnort und Lagerstätte, die Kapazität der Lagerstätte, die Beteiligung der Öffentlichkeit an den Planungsprozessen oder mögliche Kompensationen für den Fall, dass im Umfeld der befragten Person gebaut würde. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass direkte finanzielle Entschädigungszahlungen allein nicht die Nachteile eines CO2-Imports kompensieren würden.
Es sei nun an der Politik, so die beteiligten Wissenschaftler, durch eine geeignete Kombination von Informationen, Beteiligung der Öffentlichkeit an den Planungen sowie dem Einsatz von Kompensationen die Akzeptanz für die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid zu erhöhen. Gelingt dies nicht, dann dürften die gesetzten Ziele im Kohlenstoffmanagement bis 2045 nicht zu erreichen sein und ein weiterer Meilenstein im Klimaschutz verpasst werden.
Studie
Cross-border CO2 transport decreases public acceptance of carbon capture and storage in Nature Climate Change
- www.nature.com/articles/s41558-024-02023-0
- www.researchgate.net/publication/380757742_Cross-border_CO2_transport_decreases_public_acceptance_of_carbon_capture_and_storage
Kontakt: Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, Dr. Jürgen Meyerhoff | juergen.meyerhoff@hwr-berlin.de | www.hwr-berlin.de
Umwelt | Umweltschutz, 01.06.2024

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