Impressionen von der Dritten Corporate Responsibility Konferenz in Frankfurt
Grüne Geldanlage ein Hauptthema
Panelteilnehmer auf der "3rd Corporate Responsibility Conference" |
In der ersten Paneldiskussion zu den Ansprüchen von Investoren appellierten Experten aus der Finanzwirtschaft daran, nicht nur bei grünen Investmentprodukten, sondern generell bei der Bewertung von Firmen den Maßstab von ESG (Environmental, Social, Corporate Governance) - Kriterien anzulegen. Es habe sich erwiesen, dass Unternehmen, die im DowJones Sustainability Index oder bei der Deutschen Börse im ÖKO-Dax gelistet sind, oftmals bessere Ergebnisse als ihre Konkurrenten lieferten. Die Finanzmarktkrise habe allen Akteuren vor Augen geführt, dass es an der Zeit sei, sich längerfristig zu orientieren.
CSR ist mehr als ein Imagefaktor im Internetzeitalter
Wie wichtig es ist, seine Stakeholder nicht zu übergehen, wurde im Vortrag "Watchdogging - Corporate Responsibility in a 2.0 World" von Benjamin Schneider von der Dow Jones Media Group deutlich. Er skizzierte den steigenden Einfluss von Communities und Bloggern, die das Image von Firmen entscheidend mitprägten. Unternehmen tun seiner Ansicht nach gut daran, Teilhabe zu bieten und sich zu fragen, ob sie ihre in Hochglanzbroschüren oder auf der CSR-Webseite des Firmenauftritts präsentierten Versprechen tatsächlich hielten. Es sei nötig, nicht nur in Webservices, P2P-Plattformen oder Social-Networks zu investieren, sondern den Markt der freien Publikation und Meinungsäußerung genauestens zu beobachten. Welche Fehler man bei einer Kampagne machen könne, wurde am Beispiel des Arzneimittels Motrin illustriert. Das Schmerzpräparat von Johnson & Johnson musste nach einer Internetwerbung, die auf Mütter zielte, die Beschwerden vom Herumtragen ihrer Babies haben, wieder vom Markt genommen werden, weil sich die Zielgruppe lächerlich gemacht fühlte.
Der Trend zu grünen Investments ist nicht mehr zu stoppen
Das zweite Panel befasste sich mit Herausforderungen und Dynamiken im Bereich des Social Responsible Investment (SRI) Fond Management. Laut der jüngsten Statistik der UNEP Finance Initiative seien bereits 15 Trillionen US-Dollar der weltweiten Portfolios in grüne Produkte investiert worden, konstatierte Peter Michaelis vom Britischen Investmenthaus Aviva. Das Volumen von grünen Assets belege, dass ESG-Produkte in Sachen Performance sogar Mainstream-Produkte überholten. Bei Privatinvestoren sei die Botschaft angekommen, nicht jedoch bei Pensionskassen und Pensionsfonds, die sich bei Investitionen in die erste Produktgeneration die Finger verbrannt hätten und darum aktuell nicht auf die grüne "Karte" setzten.
Laut Thorsten Weinelt von der HVB/UniCredit seien institutionellen Investoren wie Pensionsfonds durch die Subprime-Krise derzeit die Hände gebunden, da sie erst ihre Hausaufgaben machen und die Portfolios bereinigen müssten. Erst dann sei der Weg für eine Strategiediskussion und stärkere Einbindung von grünen Investmentprodukten frei. Gleichwohl investierten bereits fünf Prozent der institutionellen Kunden bei der HVB/UniCredit in nachhaltige Bankprodukte.
Andreas Knörzer von der Sarasin Bank betonte, dass die Entwicklungen der Subprime seinem Geldhaus in die Hände spiele. Vor einigen Jahren sei er noch gefragt worden, warum seine Bank nachhaltige Fonds in festverzinslichen Papieren anbiete. Aktuell fänden Anleger nun gerade diese Fondsgattung als "sicheren Hafen" besonders interessant. Gleiches gälte für Mikrofinanzfonds, die sich in ihrer Struktur als Kreditvehikel im Gegensatz zu den Subprime-Obligationen zur Freude der Anleger bewährt hätten. In Bezug auf die Zurückhaltung der Pensionskassen setzt Knörzer auf einen Generationswechsel im Management. Grüne Produkte seien für die Pensionsindustrie nur interessant, wenn durch die Investments Extra-Rendite gemacht würden.
Einen Ausblick auf die künftigen Investment-Trends gab Antoinette Hunziker-Ebneter, CEO der schweizerischen Forma Futura Invest. Die Themen Klimaschutz und Energieeffizienz blieben auch weiterhin Dauerbrenner, da man erst damit begonnen habe, den Energiemix zu ändern. Möglichkeiten böten außerdem auch alle Zielfirmen, die Produkte zur Abfallvermeidung herstellten oder im Eco-Design stark seien.
Ferdinando "Nani" Beccalli-Falco, President & Chief |
Im Folgepanel "CSR als Marktchance begreifen" diskutierten Branchenexperten über die Verbreitung des Nachhaltigkeitsgedankens. Stefan Borbe von BMW als Vertreter der Automobilindustrie bemerkte, dass Kunden einerseits zwar eine Firma sanktionierten, wenn diese keine Umweltschutzstandards einhalte, andererseits jedoch nicht gewillt seien, selbst mehr für ein "grünes" Auto zu bezahlen. "Die Tendenz zu mehr Verbrauchsoptimierung ist jedoch angesichts anziehender Rohstoffpreise unumkehrbar", resümierte Borbe. Es bedürfe gemeinsamer Anstrengungen der Automobilbranche, um grüne Technologien voranzubringen.
Ursula Mathar von der Bayer AG sprach von einem Trend zu grünen Lösungen in den Bereichen Automobilindustrie, Gebäudetechnik und Ernährung. Im Healthcare-Sektor habe man sich bei Bayer auf Krankheiten fokussiert, die nur durch Innovationen bekämpft, gelindert und geheilt werden können. Die Neueinführungen müssten nach dem Bayer CSR-Kodex in einer nachhaltigen Art und Weise entwickelt und an den Markt gebracht werden. Bei der Entwicklung von Nutzpflanzen und Saatgut forciere man die Entwicklung dahingehend, dass bei der Pflanzenzucht weniger Wasser verbraucht werde, schließlich sei Wasser ein Engpassfaktor in vielen Regionen der Welt.
Matthias Kopp als Repräsentant des WWF warnte, dass angesichts des drohenden Klimagaus selbst das Carbon Disclosure Project noch nicht ausreiche, weil es nur die direkten Emissionen erfasse. Mit dem Klimawandel sei ein fundamentaler Prozess im Gang. Sein Fazit: "Wir werden 2060 nicht mehr Zement in der gleichen Weise wie heute produzieren." Gleiches gelte für Stahl oder Autos. Die CSR-Initiativen hätten ihr Gutes und würden zum Klimaschutz beitragen. Allerdings fehle es noch an Lösungsansätzen in der vollen Breite der Unternehmenslandschaft.
Green is green
"Green is green" - Auf diese Formel brachte es Ferdinando "Nani" Beccalli-Falco, Europachef von General Electrics (GE), in der Abschlussdebatte. Er illustrierte am konzernweiten Eco-Imagination Projekt, das in allen Sparten auf grüne Technologie setze, dass sich mit grünen Produkten höhere Erträge erzielen lassen. Bis 2010 wolle GE zudem ein Prozent CO2-Ausstoß einsparen: "Das hört sich zunächst mäßig an. Unterstellt man jedoch die ab 2005 jährlich angestrebte Wachstumsraten von acht Prozent über alle Geschäftsbereiche verteilt, macht das immerhin 40 Prozent aus." Beccalli-Falco betonte, dass CSR im Unternehmen mehr als eine reine Image- oder Werbekampagne sein müsse. So habe er seinerzeit ein Bildungsprojekt im Werk von Sao Paulo ins Leben gerufen. 250 Beschäftigten, die meisten davon Analphabeten, wurde während der Arbeitszeit das Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht.
Ein besonderes Augenmerk sollte nach Ansicht Dr. Monika Weber-Fahrs von der Weltbanktochter International Finance Corporation (IFC) künftig auf die Wertschöpfungskette gelegt werden. Durch die internationale Arbeitsteilung und den technologischen Fortschritt würden die Geschäftsprozesse transparent: "Wer am Ende der Wertschöpfungskette ausbeuterische Sklavenarbeitsverhältnisse ohne jegliche Kontrolle duldet, wird die Wut des Konsumenten zu spüren bekommen!".
Professor Suchanek vom Wittenberg Zentrum für Globale Ethik verdeutlichte, dass der CSR-Gedanke nur dann eine Chance habe, wenn der Führungsnachwuchs auch in Ethik geschult sei: "CSR und Gewinnstreben schließen sich nicht aus. Man muss nur einen Modus finden, damit beides Hand in Hand geht!"
Erik Ammann
Quelle:
Lifestyle | Geld & Investment, 04.12.2008
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