Die Demokratie braucht uns!
Wieso die Demokratie erfordert, dass wir aus unserer Komfortzone treten
Wann haben Sie das letzte Mal Ihre Meinung geändert? Erinnern Sie sich? Was hat Sie bewegt und letztlich umgestimmt?
Meinungen gehören zu uns wie unsere Gedanken. Wir ändern sie nur sehr selten und nur, wenn uns Menschen unseres Vertrauens bewegen.
![© Mohamed Hassan, pixabay.com](/global/images/cms/Symbolbild/zweifel_confused-6741161_1280_mohamed_hassan_pixabay.png)
Was machen wir, wenn wir mit einigen Menschen deswegen nicht mal mehr die Demokratie teilen wollen? Kann es sich die Demokratie leisten, zwanzig oder dreißig Prozent der Menschen auszuschließen, wo demokratische Teilhabe doch ein Grundrecht ist?
Und schon sind wir mittendrin im Dilemma. In der Zerrissenheit der Gesellschaft. Seit dem Umgang mit der Pandemie, dem Angriff Russlands auf die Ukraine, dem Zuwachs der Migration, der Klimakrise weiß jeder aus seinem eigenen Umfeld, wie schwer es ist, sich zu einer anderen Position zu bekennen, als die der liebgewonnenen Freunde, Familienmitglieder, Nachbarn oder Kollegen. Lieber nichts sagen, als das Falsche zu riskieren.
Doch wer die Demokratie heute stärken will, der sollte da hingehen, wo es unangenehm ist. Jeder sollte jeden Tag seine Bubble verlassen und sich in die Schuhe eines anderen stellen. Mal in die der Verkäuferin an der Supermarktkasse, mal in die des Landwirts auf dem Acker, mal in die die der Politikerin. Heute stärken wir die Demokratie, indem wir ihre Werte möglichst täglich erfahren. Erinnern Sie sich an Ihr letztes demokratisches Erlebnis?
Jeder Mensch hat demokratische Veranlagungen. So wie er auch Muskeln hat. Doch wenn wir sie nicht trainieren, bleiben sie schlaff. Die Fähigkeit zuzuhören ist so ein Muskel. Die eigene Meinung zu hinterfragen auch.
Mehr Demokratie wurde gerade von der Landesregierung Brandenburg beauftragt, in jene Dörfer und Gemeinden zu gehen, wo die Menschen nicht mehr miteinander reden. Wir haben während der Pandemie das Gesprächsformat „Sprechen & Zuhören" entwickelt, das die Demokratie-Muskeln wieder zum Leben erweckt und die Menschen einander näherbringt. Nicht inhaltlich, sondern vor allem menschlich. Warum das funktioniert?
Weil vier wesentliche Punkte berücksichtigt werden:
Jeder akzeptiert die Meinung des anderen und versucht sie nicht zu ändern.
- Jeder spricht nur über sich und wie es ihm in Bezug auf das gewählte Thema geht.
- Jeder hört drei Menschen zu, bevor er selbst spricht. Dafür wird er nicht unterbrochen oder kommentiert. Es wird ihm einfach zugehört.
- Es gibt klare Regeln, für deren Einhaltung die Moderation sorgt, sodass sich alle sicher fühlen können.
Das ermöglicht Vertrauen untereinander, sodass sich jeder einbringen kann, ohne bewertet zu werden. Menschen sehnen sich nach Gemeinschaft und Zukunft. Beides erleben sie in diesen Formaten, weswegen sie gerne wiederkommen.
Demokratie besteht einerseits aus Strukturen und Institutionen und andererseits aus den Umgangsformen der Menschen, die sie anwenden. Unsere Demokratie ist heute 75 Jahre alt. Ich bin überzeugt, dass sie die einzige Möglichkeit ist, die größtmögliche Zufriedenheit aller Menschen herzustellen. Und solange die größtmögliche Zufriedenheit aller Menschen noch nicht hergestellt ist, müssen wir die Demokratie weiter demokratisieren. Ich verwende gerne das Bild einer Entwicklungsskala von eins bis zehn. Jetzt befindet sich unsere Demokratie vielleicht auf der Stufe sechs. Aber wie kommen wir auf Stufe sieben oder acht?
Ohne uns, ohne Sie/Dich wird es nicht gehen. Die Demokratie braucht uns!
Claudine Nierth ist seit 1998 Bundesvorstandssprecherin des bundesweit arbeitenden Vereins Mehr Demokratie e.V.
Unter "Der aktuelle Kommentar" stellen wir die Meinung engagierter Zeitgenossen vor und möchten damit unserer Rolle als forum zur gewaltfreien Begegnung unterschiedlicher Meinungen gerecht werden. Die Kommentare spiegeln deshalb nicht zwingend die Meinung der Redaktion wider,
sondern laden ein zur Diskussion, Meinungsbildung und persönlichem
Engagement. Wenn auch Sie einen Kommentar einbringen oder erwidern
wollen, schreiben Sie an Alrun Vogt: a.vogt@forum-csr.net
Gesellschaft | Politik, 27.06.2024
![Cover des aktuellen Hefts](/global/images/cms/forum_Cover/forum_2024-03_cover-v.png)
Positiver Wandel der Wirtschaft? – So kann's gehen
forum 03/2024 mit dem Schwerpunkt „Wirtschaft im Wandel – Lieferkettengesetz, CSRD und regionale Wertschöpfung"
- KI
- Sustainable Finance
- #freiraumfürmacher
- Stromnetze
Kaufen...
Abonnieren...
07
JUL
2024
JUL
2024
EUROBIKE 2024
Hello Future – Join the global platform for cycling and mobility of tomorrow
60327 Frankfurt am Main, 3.-7.Juli
Hello Future – Join the global platform for cycling and mobility of tomorrow
60327 Frankfurt am Main, 3.-7.Juli
11
JUL
2024
JUL
2024
11
JUL
2024
JUL
2024
Klimaklagen als Ausweg aus der Klimakrise?
In der Reihe "Klimagerechtigkeit"
80331 München und online
In der Reihe "Klimagerechtigkeit"
80331 München und online
Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht
![](https://www.forum-csr.net/global/images/Werbemittel/2024_01_Banner_ecozoom_forum_csr5.jpg)
Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol
Politik
![](/global/images/cms/Symbolbild/volodymyr-zelenskyy-8117247_1280_dangrafart_pixabay.png)
Für Christoph Quarch haben BSW und AfD im Bundestag bei der Selenskyi-Rede ihr wahres Gesicht gezeigt.
Jetzt auf forum:
„Verlässlich in der Transformation“
Die feierliche Eröffnung der EUROBIKE 2024 und die Tianjin Fahrradindustrie-Förderkonferenz
Bio-Gemüse statt Maschinengewehre – Frieden schaffen mit Bio-Landwirtschaft
The Heart of Change: Wege zu einer Ethik der radikal geteilten Lebendigkeit
Glückwunsch an Ernst Ulrich von Weizsäcker, Grüße aus Berlin
Bedeutung von nachhaltigen Werbeartikeln in der modernen Geschäftswelt
Haufe Wesentlichkeitsanalyse: Der erste Schritt zum Nachhaltigkeitsbericht