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HVO100: Abgasmessungen zerstören das Märchen vom sauberen Wunderkraftstoff

Der aktuelle Kommentar von Jürgen Resch, Deutsche Umwelthilfe

Der neue Dieselkraftstoff HVO100 soll klimaschädliche CO2-Emissionen um „bis zu 90 Prozent" verringern und gleichzeitig die „lokale Umweltbelastung in Städten und Kommunen" reduzieren – so wirbt Bundesverkehrsminister Wissing für diesen vermeintlichen Wunderkraftstoff. Doch Messungen der Deutschen Umwelthilfe zeigen das Gegenteil.
 
© Alexei_other, pixabay.com© Alexei_other, pixabay.com
Mit HVO100-Diesel, der angeblich aus altem Frittier-Öl und anderen Reststoffen hergestellt wird, möchte der Verkehrsminister sein Abgasproblem lösen. Denn gerade die Bestandsflotte mit älteren Abgasnormen ist noch immer extrem schmutzig und klimaschädlich. Dafür hofft Wissing nun ganz „technologieoffen" auf den nächsten „alternativen" Kraftstoff – Hauptsache, es geht weiter mit dem Verbrennungsmotor. Dabei hat der neue Kraftstoff für Euro-5 und viele Euro-6-Diesel-Fahrzeuge offiziell gar keine Zulassung von den Herstellern erhalten.

20 Prozent gesundheitsschädlicher
Wie die Bilanz ausfällt, wenn Fahrzeugmodelle mit diesen Abgasnormen dennoch mit HVO100 betankt werden, hat jetzt unser Emissions-Kontroll-Institut unter die Lupe genommen – und Wissings Märchen vom sauberen Dieselkraftstoff entzaubert. Denn unsere Messungen zeigen: HVO100 ist gesundheitsschädlicher als herkömmlicher Diesel. Bei einem Euro-5-Diesel stellten wir einen Anstieg der Emissionen giftiger Stickoxide um 20 Prozent im Vergleich zu konventionellem Diesel fest. Messungen des ADAC zu Feinstaub ergaben außerdem, dass die Zahl der freigesetzten ultrafeinen Partikel von konventionellem Diesel zu HVO100 deutlich ansteigt. Ultrafeine Partikel sind besonders schädlich für die Gesundheit, weil sie tief in den Körper bis in die Blutbahnen eindringen.

... und klimaschädlich noch dazu
Jürgen Resch. © Steffen HolzmannJürgen Resch. © Steffen Holzmann
Ist HVO100 wenigstens tatsächlich klimafreundlich, wie der Verkehrsminister behauptet? Nein. Der Kraftstoff wird zwar nach Herstellerangaben nur aus altem Frittier-Öl und anderen Reststoffen hergestellt. Tatsächlich enthält er jedoch ganz offensichtlich auch Palm- und sonstige Pflanzenöle durch deren Anbau massive Umweltprobleme entstehen. Der Grund: Es gibt nicht genug ölhaltige Rest- und Abfallstoffe, um den Bedarf im Verkehrssektor und auch der Industrie zu decken. Betrugsfälle, Naturzerstörung und das Hinzugeben von Rohöl sind praktisch vorprogrammiert. Die tatsächlichen Klimagasemissionen von HVO100 sind dadurch oft sogar höher als bei herkömmlichem Dieselkraftstoff.

Wir von der Deutschen Umwelthilfe fordern, dass Volker Wissing sich ehrlich macht. Er muss aufhören, HVO100 mit falschen Behauptungen zu bewerben und stattdessen seinen Einsatz für die saubere Luft und das Klima erhöhen. Besonders schmutzige Fahrzeuge der Bestandsflotte müssen auf Kosten der Hersteller nachgerüstet oder endlich aus dem Verkehr gezogen werden. Sofort wirksame Maßnahmen zur Emissionsminderung, wie ein generelles Tempolimit oder die Durchsetzung des Tempolimits für Lkw von 80km/h auf der Autobahn, sind längst überfällig. Wir werden weitere Messungen durchführen, um die Behauptungen vom „Wunderkraftstoff" zu prüfen. Wenn Sie unsere Arbeit für die Mobilitätswende und saubere Luft unterstützen wollen, freuen wir uns über Ihre Spende.
 
Jürgen Resch ist seit 1988 Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH).

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Technik | Energie, 01.07.2024

     
        
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