BIOFACH 2025

Herausforderungen und Chancen der nachhaltigen Gebäudereinigung

Im Kontext der modernen Wirtschaft nimmt die Gebäudereinigung eine bedeutsame Rolle ein, da sie nicht nur zur Erhaltung von Sauberkeit und Hygiene beiträgt, sondern auch signifikant zur Nachhaltigkeit beitragen kann. Angesichts des steigenden Umweltbewusstseins suchen Unternehmen vermehrt nach Möglichkeiten, ihre ökologischen Fußabdrücke zu minimieren.
 

Die Branche mit den Reinigungsmitteln

© congerdesign, pixabay.comDie Gebäudereinigung umfasst ein breites Spektrum an Dienstleistungen, darunter die Säuberung von Bürogebäuden, Bildungseinrichtungen, Gesundheitseinrichtungen und industriellen Anlagen. Traditionell kommen hierbei oft Reinigungsmittel und Methoden zum Einsatz, die nicht unbedingt als nachhaltig gelten. Ein fundamentaler Aspekt der nachhaltigen Reinigung ist die Wahl der Reinigungsprodukte. Herkömmliche Reinigungsmittel enthalten oft schädliche Chemikalien, die sowohl für die Umwelt als auch für die Gesundheit der Menschen gefährlich sein können. Sie enthalten häufig flüchtige organische Verbindungen (VOCs), die zur Luft- und Wasserverschmutzung beitragen. Daher ist der Wechsel zu grünen Reinigungsprodukten, die biologisch abbaubar und ungiftig sind, entscheidend. Solche Produkte verbessern nicht nur die Innenraumluftqualität, sondern reduzieren auch das Risiko gesundheitlicher Beschwerden bei den Reinigungskräften und Nutzern der Gebäude. Es ist wichtig, auf Produkte zu setzen, die von unabhängigen Stellen wie Green Seal oder dem EU Ecolabel zertifiziert sind, um sicherzustellen, dass sie tatsächlich umweltfreundlich sind. Solche Produkte können helfen, die Umweltbelastung zu minimieren und die Arbeitsbedingungen für Reinigungskräfte zu verbessern.

Moderne Dosiersysteme

Moderne Dosiersysteme in der Gebäudereinigung sind darauf ausgelegt, die Effizienz von Reinigungsprozessen zu maximieren und den Verbrauch von Wasser und Reinigungsmitteln zu optimieren. Diese Systeme verwenden verschiedene Technologien und Methoden, um die Dosierung genau zu steuern.

Sensorbasierte Technologien
Sensorbasierte Dosiersysteme nutzen verschiedene Arten von Sensoren, um die erforderliche Menge an Reinigungsmitteln und Wasser zu messen und zu dosieren. Diese Sensoren können Druck, Flussrate, und Volumen erfassen und entsprechend die benötigte Menge an Reinigungsmitteln und Wasser abgeben. Die Sensoren kommunizieren in Echtzeit mit der Steuerungseinheit des Systems, um die Dosierung entsprechend den spezifischen Anforderungen der Reinigung anzupassen. Dies reduziert nicht nur die Verschwendung von Ressourcen, sondern verbessert auch die Reinigungsleistung, da stets die optimale Menge an Reinigungsmitteln verwendet wird?.

Automatische Verdünnung
Viele Dosiersysteme sind mit einer automatischen Verdünnungsfunktion ausgestattet, die das Reinigungsmittel mit Wasser in einem vordefinierten Verhältnis mischt. Dies stellt sicher, dass immer die richtige Konzentration verwendet wird, was die Reinigungswirkung optimiert und gleichzeitig den Verbrauch reduziert. Diese Systeme sind programmierbar, sodass unterschiedliche Verdünnungsverhältnisse für verschiedene Anwendungen eingestellt werden können.

Integration mit IoT
Moderne Dosiersysteme sind zunehmend mit dem Internet der Dinge (IoT) verbunden, was es ermöglicht, den Verbrauch und die Leistung in Echtzeit zu überwachen. IoT-fähige Systeme bieten detaillierte Einblicke in die Nutzungsmuster und helfen Unternehmen, ihre Reinigungsprozesse effizienter zu gestalten. Durch die Analyse dieser Daten können Unternehmen potenzielle Ineffizienzen identifizieren und ihre Betriebsabläufe entsprechend anpassen?.

Alternativen für Unternehmen mit begrenztem Budget

Für Unternehmen, die nicht über die finanziellen Mittel für moderne Dosiersysteme verfügen, gibt es kostengünstige Alternativen, die helfen können, den Verbrauch von Reinigungsmitteln und Wasser zu optimieren. Manuelle Dosierhilfen, wie Messbecher und Sprühflaschen mit Markierungen für verschiedene Verdünnungsverhältnisse, sind eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, die Menge an verwendeten Reinigungsmitteln zu kontrollieren. Diese Hilfsmittel erfordern zwar eine manuelle Bedienung, können aber dennoch dazu beitragen, Verschwendung zu reduzieren und die Effizienz zu verbessern.

Schulungen und Sensibilisierung
Die Schulung der Mitarbeiter über die richtige Anwendung und Dosierung von Reinigungsmitteln ist entscheidend, um Verschwendung zu vermeiden. Durch das Bewusstsein für den optimalen Einsatz von Ressourcen können Mitarbeiter helfen, den Verbrauch zu reduzieren, ohne dass kostspielige Technologien eingesetzt werden müssen?.

Nutzung von Konzentraten
Die Verwendung von hochkonzentrierten Reinigungsmitteln, die vor der Anwendung mit Wasser verdünnt werden, kann ebenfalls eine kostengünstige Alternative sein. Diese Konzentrate sind oft preiswerter und reduzieren den Bedarf an Lagerkapazitäten, da weniger Produkt vorgehalten werden muss.

Partnerschaften mit Lieferanten
Unternehmen können mit ihren Lieferanten zusammenarbeiten, um Zugang zu Schulungsressourcen und eventuell günstigeren Konditionen für die Beschaffung von Dosiergeräten zu erhalten. Einige Lieferanten bieten Programme zur Unterstützung kleinerer Unternehmen bei der Einführung effizienter Dosierpraktiken an.

Indem Unternehmen diese Strategien umsetzen, können sie die Effizienz ihrer Reinigungsprozesse verbessern und gleichzeitig die Umweltbelastung minimieren, ohne erhebliche Investitionen in neue Technologien tätigen zu müssen.

Abfallmanagement

Ein weiterer Schlüsselbereich für nachhaltige Praktiken in der Gebäudereinigung ist das Abfallmanagement. Es ist wichtig, ein umfassendes Abfallmanagementsystem zu entwickeln, das Recyclingprogramme und Initiativen zur Abfallreduzierung umfasst. Dies beinhaltet die Bereitstellung klar gekennzeichneter Recyclingbehälter in Gebäuden und die Schulung der Mitarbeiter über die richtige Entsorgung von Abfällen. Reinigungsunternehmen sollten auch Wege finden, ihre eigene Abfallproduktion zu minimieren, beispielsweise durch den Einsatz wiederverwendbarer oder kompostierbarer Materialien und die Reduzierung der Verwendung von Einwegplastik. Der Einsatz von Reinigungsstationen für Schüttgüter kann ebenfalls dazu beitragen, Verpackungsabfälle zu reduzieren?.

Herausforderungen bei der Implementierung nachhaltiger Praktiken

Trotz der zahlreichen Vorteile nachhaltiger Praktiken gibt es Herausforderungen, die Unternehmen überwinden müssen. Die Einführung umweltfreundlicher Technologien kann hohe Anfangskosten verursachen, was insbesondere für kleine Unternehmen eine finanzielle Belastung darstellt. Zudem kann es Widerstand gegen Veränderungen geben, insbesondere wenn etablierte Prozesse angepasst werden müssen.

Ein weiteres Hindernis ist der Mangel an Bewusstsein und Bildung über die Vorteile nachhaltiger Praktiken. Es ist wichtig, dass Unternehmen Bildungsinitiativen ergreifen, um das Wissen über nachhaltige Reinigung zu verbreiten und ein Bewusstsein für deren Bedeutung zu schaffen?

Spezifische Strategien nach Unternehmensgröße

Jedes Reinigungsunternehmen, unabhängig von seiner Größe, steht vor einzigartigen Herausforderungen, wenn es um die Implementierung von nachhaltigen Praktiken geht. Daher ist es wichtig, spezifische Strategien zu entwickeln, die den jeweiligen Bedürfnissen und Kapazitäten der Unternehmen gerecht werden. Während kleinere Unternehmen möglicherweise mit begrenzten Ressourcen arbeiten, haben größere Unternehmen die Herausforderung, nachhaltige Initiativen über eine Vielzahl von Standorten und Teams hinweg zu koordinieren. Im folgenden seien die Hauptschwierigkeiten genannt, denen sich kleine, mittlere und große Reinigungsunternehmen stellen müssen und die Möglichkeiten, die sich nichtdestotrotz beim Thema Nachhaltigkeit eröffnen.

Kleine Reinigungsunternehmen
Kleine Reinigungsunternehmen, die oft nur lokal oder regional tätig sind, stehen vor der Herausforderung, ihre Nachhaltigkeitsziele mit begrenzten Ressourcen zu erreichen. Oftmals fehlt es an finanziellen Mitteln und personellen Kapazitäten, um neue Technologien oder umfangreiche Schulungsprogramme zu implementieren. Darüber hinaus kämpfen sie um Marktzugang in einem hart umkämpften Umfeld, in dem größere Unternehmen möglicherweise schon ihre Nachhaltigkeitsinitiativen als Wettbewerbsvorteil nutzen. Hinzu kommt der Druck, den Erwartungen der Kunden gerecht zu werden, die zunehmend umweltfreundliche Dienstleistungen fordern. Dies kann für kleine Unternehmen eine erhebliche Belastung darstellen, da sie ihre Betriebsabläufe umstellen müssen, ohne die Kosten drastisch zu erhöhen.

  • Fokussierung auf lokale Partnerschaften
    Zusammenarbeit mit lokalen Lieferanten, um Transportwege zu minimieren und die lokale Wirtschaft zu unterstützen.Teilnahme an lokalen Umweltinitiativen und Veranstaltungen, um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu stärken.

  • Kostenbewusste Maßnahmen
    Einstieg in die Nutzung von Mikrofasertechnologie und biologisch abbaubaren Produkten, die keine hohen Anfangsinvestitionen erfordern.Umsetzung kleinerer, sofort umsetzbarer Maßnahmen zur Reduzierung des Wasser- und Energieverbrauchs.

  • Schrittweise Implementierung
    Nachhaltige Praktiken in Etappen einführen, um die finanziellen Belastungen zu verteilen und die Effektivität zu maximieren.

Mittlere Reinigungsunternehmen
Mittlere Reinigungsunternehmen mit spezialisierten Abteilungen für verschiedene Geschäftsbereiche sind meist überregional aufgestellt. Diese Firmen sind mit der Herausforderung konfrontiert, ihre Nachhaltigkeitsstrategien mit dem Wachstum und der Skalierung des Unternehmens in Einklang zu bringen. Während sie expandieren, müssen sie sicherstellen, dass die eingeführten Praktiken skalierbar sind und das Wachstum unterstützen, ohne die Effizienz zu beeinträchtigen. Ein weiteres Hindernis ist die Integration von nachhaltigen Praktiken in bereits etablierte Betriebsabläufe. Diese Integration erfordert oft eine umfassende Neuausrichtung der Prozesse und kann auf Widerstand stoßen, wenn die Belegschaft nicht ausreichend motiviert oder geschult ist. Es ist entscheidend, dass die Mitarbeiter die neuen Praktiken verstehen und bereit sind, sie aktiv umzusetzen, um den Erfolg der Nachhaltigkeitsstrategie zu gewährleisten.

  • Entwicklung einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie
    Erstellen eines klaren Plans zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks, inklusive kurzfristiger und langfristiger Ziele.

  • Investition in Technologie
    Einsatz von Dosiersystemen und energieeffizienten Geräten, um die Betriebskosten zu senken und die Effizienz zu steigern.

  • Mitarbeiterengagement
    Grüne Teams bilden, die für die Förderung und Umsetzung nachhaltiger Praktiken innerhalb des Unternehmens verantwortlich sind.

  • Transparenz und Kommunikation
    Umweltfreundliche Maßnahmen transparent kommunizieren, um das Vertrauen der Kunden zu stärken und als Vorbild in der Branche zu agieren.

Große Reinigungsunternehmen
Große Reinigungsunternehmen, die für gewöhnlich von Skaleneffekten bei der Kosten- und Nutzeneffizienz ihrer breiten Dienstleistungspalette und Geschäftsbeziehungen profitieren können, sehen sich, wie könnte das auch anders sein, der Komplexität gegenüber, nachhaltige Praktiken über zahlreiche Standorte und Teams hinweg einheitlich umzusetzen. Die Koordination solcher Bemühungen erfordert durchdachte Kommunikationsstrategien und eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ebenen der Organisation. Darüber hinaus besteht oft Widerstand gegen Veränderungen, insbesondere in Unternehmen mit stark etablierten Prozessen und einer tief verwurzelten Unternehmenskultur. Diese Veränderungen durchzusetzen, kann eine erhebliche Herausforderung darstellen. Schließlich müssen große Unternehmen auch sicherstellen, dass sie alle regulatorischen Anforderungen und Umweltvorschriften einhalten, die oft strenger sind als die für kleinere Unternehmen geltenden Vorschriften. Dies erfordert eine sorgfältige Überwachung und Anpassung ihrer Praktiken, um Compliance sicherzustellen und potenzielle Risiken zu minimieren.

  • Integration in die Unternehmensstrategie
    Nachhaltigkeit als zentralen Bestandteil der Unternehmensstrategie etablieren, um ökologische und soziale Verantwortung zu übernehmen.

  • Innovative Lösungen und Forschung
    Investieren in Forschung und Entwicklung neuer Technologien und Methoden zur Verbesserung der Nachhaltigkeit.Partnerschaften mit Forschungseinrichtungen und Universitäten zur Entwicklung innovativer Lösungen.

  • Globale Standards und Zertifizierungen
    Teilnahme an internationalen Standards und Zertifizierungsprogrammen, um die Umweltleistungen zu messen und zu verbessern.

  • Unternehmensweite Initiativen
    Organisation von unternehmensweiten Umweltaktionen, wie z. B. Freiwilligenaktionen zur Unterstützung von Umweltprojekten.Förderung der Nutzung von Elektrofahrzeugen und anderen klimafreundlichen Transportmitteln.

  • Nachhaltige Lieferkette
    Zusammenarbeit mit Lieferanten zur Sicherstellung nachhaltiger Praktiken in der gesamten Lieferkette.

Nachhaltigkeit als Chance für die Gebäudereinigung

Die Zukunft der Gebäudereinigung liegt in der Nachhaltigkeit. Unternehmen, die auf umweltfreundliche Praktiken setzen, werden nicht nur ihrer ökologischen Verantwortung gerecht, sondern auch wirtschaftliche Vorteile erzielen, indem sie effizienter arbeiten und sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Mit der fortschreitenden technologischen Entwicklung und einem wachsenden Bewusstsein für Umweltschutz wird die Gebäudereinigungsbranche einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigen Wirtschaft leisten können. Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Trend, sondern eine Notwendigkeit, um in einer sich schnell verändernden Welt wettbewerbsfähig zu bleiben.

Abschließend ist es von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen jeder Größe die Möglichkeit haben, nachhaltige Praktiken zu implementieren und von den ökologischen und wirtschaftlichen Vorteilen zu profitieren. Durch die Anpassung dieser Strategien an die spezifischen Bedürfnisse und Ressourcen kann die Gebäudereinigungsbranche einen bedeutenden Beitrag zum Umweltschutz leisten und gleichzeitig ihren wirtschaftlichen Erfolg sichern.


Wirtschaft | Branchen & Verbände, 04.08.2024

     
        
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