Skandal aus dem Umweltbundesamt - Der CO2-Rechner diskriminiert Holzenergie
Der aktuelle Kommentar von Roland Irslinger
Der CO2-Rechner des Umweltbundesamtes (UBA) rechnet seit kurzem CO2-Emissionen aus der Verbrennung von Holz in vollem Umfang an und missachtet damit wissenschaftliche Ergebnisse.
Das Umweltbundesamt setzt die CO2-Bilanz der Holzenergienutzung viel zu hoch an. Und das obwohl das UBA vor kurzem noch berechnet hat, dass eine KWh Wärme aus einer Wärmepumpe zehnmal so viel CO2, zehnmal so viel Methan und viermal so viel Lachgas produziert als eine KWh aus Holz (siehe dazu auch). Außerdem benötigt Wärme aus mit Windstrom betriebenen Wärmepumpen 200 Mal (!) so viel Ressourcen (Stahlbeton) als Wärme aus Holz.
Holznutzung als beste Option für das Klima
Wälder müssen umgebaut werden, um sie klimastabiler zu machen. Wohin mit dem dabei anfallenden Holz? Sowohl bei der Pflege der Wälder als auch bei der Holzverarbeitung fallen stofflich nicht nutzbare Sortimente an. Die Hoffnung, durch Liegenlassen von noch mehr Waldrestholz den Humus im Waldboden zu vermehren, hat sich durch neueste Forschungen zerschlagen. Mit Holz heizen setzt indes nicht mehr Kohlendioxid frei als verrotten. Nur der Ort der Freisetzung ist nicht der Wald, sondern der Ofen. Dem Klima ist das egal. Holz, das nicht für Möbel und Häuser verwendet werden kann, sollte also in den Ofen.
Und es ist auch nicht so, dass Holzernte die Holzmengen im Wald verringert. Waldpflege regelt die Konkurrenz unter den Bäumen, sodass bewirtschaftete Wälder schneller wachsen. Ungenutzte Wälder haben daher keine höheren Vorräte als genutzte, jüngere Wälder nehmen jährlich mehr CO2 aus der Atmosphäre auf.
Bleibt der Feinstaub. Die Belastung damit sinkt seit Jahren, Grenzwerte werden selten überschritten. Nur 10 Prozent der Feinstäube stammen aus der Holzverbrennung, Tendenz weiter fallend. Holz ist somit die bessere Option für Wald und Klima – nachhaltige Waldwirtschaft wie in Deutschland vorausgesetzt!
Wissenschaft oder Ideologie?
Warum der Schwenk des UBA? Zahlreiche Abgeordnete haben in dieser Sache inzwischen das Umweltbundesamt (UBA) kontaktiert und vom Präsidenten Prof. Dr. Dirk Messner eine Antwort erhalten. Herr Dr. Messner versucht in diesem Brief, die Entscheidung zu rechtfertigen, im CO2-Rechner CO2-Emissionen aus Holz in vollem Umfang anzurechnen.
Dabei legt Herr Dr. Messner Wert auf die Feststellung, die Entscheidung sei auf wissenschaftlicher Basis getroffen worden. Diese Aussage muss entschieden zurückgewiesen werden. Zusammen mit Kollegen aus der Forstwissenschaft und auf der Basis internationaler wissenschaftlicher, begutachteter Publikationen muss festgestellt werden, dass die Argumente von Herrn Dr. Messner einer wissenschaftlichen Begutachtung niemals standhalten. In einem offenen Brief an Herrn Dr. Messner habe ich dies ausführlich formuliert. Ich lege Wert darauf, dass dies nicht meine persönliche Meinung ist, sondern internationaler Stand der Wissenschaft.
Die Vorgehenswiese des UBA gibt zunehmend Anlass zur Sorge, nicht nur bei den Forstwissenschaften. Es darf doch nicht sein, dass eine nach außen wissenschaftlich argumentierende Behörde auf der Basis fehlerhafter Annahmen Entscheidungen trifft, die nicht nur viele Bürger belasten, sondern auch fatal für die Bewältigung der Klimawende sind. Es darf nicht sein, dass wissenschaftliche Erkenntnisse in unserer Gesellschaft zugunsten postfaktischer Argumentation immer mehr in den Hintergrund treten.
Nachtrag: Professor Dirk Messner hat inzwischen auf den offenen Brief geantwortet.
Prof. a. D. Roland Irslinger studierte
Forstwissenschaften, arbeitete als Professor für Ökologie an der
Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg am Neckar, forschte in der
Mata Atlântica in Brasilien und war beratend tätig beim Aufbau des
WWF-Goldstandards zur Zertifizierung von Aufforstungsprojekten für den
Klimaschutz. Er ist Mitglied des Kuratoriums von forum Nachhaltig Wirtschaften.
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Umwelt | Klima, 05.08.2024
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