Geld für eine bessere Zukunft
Banken setzen auf grüne Geschäftsmodelle
Stimmt die Atmosphäre für den grünen Wandel? Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Frage des Handelns, sondern auch des Geldes. © Scott Webb @Pexels
Nachhaltigkeit und Finanzen sind eng miteinander verbunden. Zum einen erfordert die nachhaltige Transformation Investitionen, zum anderen kann Geld selbst die Transformation beschleunigen. „Das sogenannte Sustainable Finance ist ein Impuls für Firmen, sich nachhaltiger aufzustellen", sagt Dr. Olaf Schween, Leiter Corporate Finance Advisory bei der Landesband Baden-Württemberg (LBBW). Die Bank hat vor kurzem die Studie „Nachhaltigkeit und Green Finance" veröffentlicht und hierfür 368 CEOs und CFOs befragt. Danach haben bereits 17 Prozent der Befragten Kredite mit Nachhaltigkeitskomponenten abgeschlossen – zwei Jahre zuvor waren es nur fünf Prozent.
„Sustainable Finance bietet die Möglichkeit, sich systematisch mit dem Thema ESG auseinanderzusetzen und das Geschäftsmodell weiterzuentwickeln", erklärt Schween. Es gibt zwei Ansätze zur Finanzierung: Zum einen können konkrete grüne Maßnahmen finanziert werden. Zum anderen kann der Kredit an das Erreichen bestimmter Nachhaltigkeitsziele geknüpft werden, sogenannte ESG-Linked Loans. Diese Kredite beziehen sich auf die grundsätzliche strategische Ausrichtung des Unternehmens. Entsprechend unterschiedlich ist auch die Kontrolle: Bei zweckgebundenen Krediten muss die Investition in einen Zweck entsprechend nachgewiesen werden. Bei ESG-Linked Loans müssen ambitionierte KPIs (Key Performance Indicators) definiert werden, deren Einhaltung dann auch überprüft wird. „Uns ist es wichtig, unsere Kunden frühzeitig in der strategischen Entwicklung und der Definition der KPIs zu unterstützen", sagt Schween.
Die Vorteile für Unternehmen sind vielfältig – nicht nur, weil sie teilweise etwas günstigere Zinssätze bekommen können. Es stärkt die Reputation, wenn Firmen ihren Stakeholdern zeigen können, dass sie sich ernsthaft mit Nachhaltigkeit beschäftigen. Das ist besonders für mögliche Investoren wichtig. „Immer mehr Investoren achten darauf, dass Investitionen nachhaltig sind. Finanzierungen werden zunehmend schwieriger, wenn das Unternehmen kein nachhaltiges Geschäftsmodell hat. Der Fokus auf grüne Geschäftsmodelle kann daher auch ökonomisch relevant sein", sagt Schween.
Allerdings ist die Definition der KPIs und ihre sorgfältige Überprüfung mit einem gewissen Aufwand und mit Kosten verbunden. „Das macht nur Sinn, wenn man ein gewisses Volumen an nachhaltigen Investitionen oder nachhaltigen Finanzierungen hat", sagt Schween.
Gezielte Förderimpulse für das Land
Nachhaltige Investitionen zu fördern ist einer der Schwerpunkte der NRW.BANK, der Förderbank des Landes Nordrhein-Westfalen. Diese Aufgabe ist fest in ihrem Mandat verankert und wird durch die Nachhaltigkeitsstrategie der Bank flankiert. „Wir setzen gezielte Förderimpulse, um die Transformationsprozesse zu verstärken", sagt Jan Geerdts, Abteilungsleiter Nachhaltigkeit und Wirkungsmanagement und betont: „Um den Klimawandel zu bekämpfen und seine Folgen für NRW abzumildern, sind enorme Investitionen notwendig. Hier sind wir als Förderbank gefragt."
Je nach Bedarf unterstützt die NRW.BANK beispielsweise mit zinsgünstigen Darlehen, Eigenkapital, Risikoteilungen mit den Hausbanken der Fördernehmenden oder mit individueller Beratung. Der große Vorteil liegt dabei in den attraktiven Konditionen mit langen Laufzeiten und Zinsbindungen. „Bei vielen Firmen ist zu wenig bekannt, dass ihre Investitionen gefördert werden, wenn sie mit der EU-Taxonomie konform sind. Dabei können sie in diesem Fall mit einer zusätzlichen Zinsvergünstigung rechnen", sagt Geerdts. So wie Schween sieht auch er, dass KMU oft nicht die Kapazitäten haben, die Konformität mit der EU-Taxonomie nachzuweisen. Deshalb bietet die NRW.BANK auch Programme an, bei denen diese Konformität nicht zwingend nachgewiesen werden muss. Diese Programme fördern gezielt Investitionen in nachhaltige Geschäftsmodelle, wie die Steigerung der Produktionseffizienz, den Ausbau der Elektromobilität sowie Investitionen in Bildung oder soziale Infrastruktur. „Wir beobachten eine deutlich erhöhte Nachfrage nach solchen Förderprogrammen", berichtet Geerdts. Und er geht davon aus, dass sie weiter steigen wird: „Für Unternehmen lohnen sich Investitionen in die Transformation, denn diese eröffnet neue Märkte und damit Wachstumschancen."
In ihrer Förderung hat die NRW.BANK klare Ausschlusskriterien festgelegt. Bei Verstößen beispielsweise gegen die Menschenrechte oder Investitionen in fossile Brennstoffe ist eine Förderung ausgeschlossen. Bis Ende 2025 plant die Bank zudem ein Wirkungsmanagement einzuführen, um die Förderwirkung messen und perspektivisch steuern zu können.
Zudem war die NRW.Bank 2013 die erste regionale Förderbank, die einen Green Bond am Kapitalmarkt platzierte. Seitdem hat sie jedes Jahr mindestens eine weitere grüne Anleihe herausgegeben. Die Nachfrage ist groß. Die erste grüne Anleihe der Bank im Jahr 2024 hatte ein Volumen von 1 Milliarde Euro und war dreifach überzeichnet. Es ist Geld für den Klimaschutz: Nach einer Analyse des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie werden durch Green Bonds 2023 über die siebenjährige Laufzeit Treibhausgase in Höhe von 2,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten eingespart.
Ein Beitrag für eine lebenswerte Zukunft
Einige Banken gehen noch weiter und richten ihr gesamtes Geschäft auf Nachhaltigkeit aus, wie beispielsweise die GLS Bank. „Wir stehen seit 50 Jahren für eine sozial-ökologische Geldanlage", erklärt Marc Pfizenmaier, Kommunikationsreferent bei der GLS Bank. Das Institut hat umfangreiche Anlage- und Finanzierungskriterien mit einem klaren Fokus auf Umwelt und Soziales. Der Fokus liegt auf sechs Branchen, in denen die Bank die nachhaltige Transformation vorantreiben will: Erneuerbare Energien, Ernährung, Nachhaltige Wirtschaft, Soziales und Gesundheit, Bildung und Kultur sowie Wohnen.
Jede Kreditanfrage wird einzeln geprüft, wobei eine hauseigene Nachhaltigkeits-Research-Abteilung unterstützt. Und es gibt klare Red Flags: „Eine Finanzierung für einen Windpark, bei dem beispielsweise ein globaler Akteur beteiligt ist, der in fossilen Energien engagiert ist, unterstützen wir nicht. Ebenso sind Menschenrechtsverletzungen, Waffen oder Atomenergie Ausschlusskriterien", sagt Silke Bechtle, Kommunikationsreferentin der Bank. Die Kriterien sind strenger als EU-Richtlinien für grüne Anlagen. Auf die Konditionen scheint das jedoch keine Auswirkungen zu haben. Bechtle kommentiert das folgend: „Wir können mit unseren Konditionen locker mit der Konkurrenz mithalten." Das Ziel der Finanzierungen unterstreicht ihr Kollege Pfizenmaier: „Wir wollen so dazu beitragen, dass die Zukunft lebenswert bleibt."
Ähnlich arbeitet auch die Triodos-Bank. „Wir wollen den Wandel finanzieren und gleichzeitig auch das Finanzsystem wandeln", sagt Unternehmenssprecher Florian Koss. Auch hier gehört die sorgfältige Prüfung des Kunden zur Geschäftsphilosophie. „Kommt es zu Kontroversen, beispielsweise bei Arbeitsschutz oder Umweltverschmutzung, beenden wir die Zusammenarbeit." Für Koss sind nachhaltige Finanzierungen nicht nur eine Frage des Risikomanagements. „Nachhaltigkeits- und insbesondere Klimarisiken werden die nächsten 15 Jahre deutlich steigen. Für die Banken bedeutet das mögliche Kreditausfallrisiken. Auf der anderen Seite entstehen auch eine Menge Möglichkeiten auf Neugeschäft, wenn man Unternehmen und ganze Branchen bei Ihrer Transformation begleitet", sagt Koss.
Unternehmen, die Kunden bei Triodos werden, träfen diese Entscheidung oft, weil die Bankenphilosophie und ihr eigenes Geschäftsmodell zueinander passen. Oder sie wollen Nachhaltigkeit auch in ihren Finanzen nachweisen, etwa für eine B-Corp.-Zertifizierung. „Unternehmen, denen Nachhaltigkeit wichtig ist, profitieren auch davon, wenn ihre Stakeholder sehen, dass sie mit einer nachhaltigen Bank zusammenarbeiten", sagt Koss. Und das stärke letztlich auch Reputation und Glaubwürdigkeit.
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst auf Haufe Sustainability. Wir danken der Redaktion für die freundliche Genehmigung zur Zweitveröffentlichung.
Kontakt: Dr. Dieter Hilla, Nachhaltige Kommunikation | dieter@hilla-kommunikation.de | www.hilla-kommunikation.de/
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