Ernährung als Gestaltungsbereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements
Betriebliche Ernährungsinterventionen können als Win-win-Situation für die Mitarbeitenden und die Unternehmen gesehen werden
In der heutigen Arbeitswelt hat die Betriebsgastronomie an Bedeutung gewonnen und stellt ein zentrales Feld innerhalb der Unternehmenskultur dar. Dabei hat sich die Relevanz von gesundheitsfördernden Themen deutlich erhöht. Eine ausgewogene Ernährung spielt eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, die Gesundheit, die Leistungsfähigkeit, das Wohlbefinden sowie die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu verbessern.
Marktforschungsergebnisse bestätigen eindrucksvoll: Für 91 Prozent der Befragten ist es wichtig, dass das Essen gesund ist (Quelle: BMEL, 2023). Mehrere Studienergebnisse verweisen auch auf die Vorteile für Unternehmen. So kann gesunde Ernährung Fehlzeiten um 27 Prozent reduzieren (Quelle: Barmer und Brigham Young University). Mittlerweile hat sich das Thema Ernährung als chancenreicher Gestaltungsbereich im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) etabliert.
Win-win-Situation für Mitarbeitende und Unternehmen
Die Reduktion von Fehltagen und krankheitsbedingten Kosten erhöht die Produktivität des Unternehmens. Außerdem verbessert die Gesundheitsförderung das Image des Unternehmens, stärkt die Mitarbeiterbindung und -motivation und hilft bei der Gewinnung neuer Talente. Betriebliche Ernährungsinterventionen werden somit als Win-win-Situation für die Mitarbeitenden und die Unternehmen gesehen.
Lifestyle-Thema
Gesunde Ernährung hat sich inzwischen auch zu einem Lifestyle-Thema entwickelt. Essen ist Ausdruck unserer Lebenswelten geworden: „Ich bin, was ich esse." Wie Menschen sich ernähren, ist Teil des persönlichen Lebensstils und dient dem eigenen individuellen Wohlgefühl. Sich gesund zu ernähren, ist für viele Menschen ein zentrales Thema in ihrem Alltag. Ein entsprechendes Angebot im Arbeitsumfeld erfreut sich daher besonderer Beliebtheit und fördert die Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen.
Alle Stakeholder an Bord
Zielsetzung im Rahmen eines BGM-Programms sollte sein, ein firmenindividuelles Ernährungskonzept zu entwickeln, das die spezifischen Bedürfnisse aller Stakeholder berücksichtigt. Mit allen Beteiligten im Unternehmen sollte zuerst der Ist-Zustand erfasst werden. Es muss entschieden werden, welche Rolle eine gesundheitsfördernde Gastronomie künftig im Unternehmen spielen soll. Wichtig ist im nächsten Schritt die Identifizierung der unternehmensindividuellen Schwerpunkte, die Definition von Zielen, die Festlegung von konkreten Maßnahmen und das Monitoring des Projektfortschritts. Schnittstellen müssen definiert sowie ein Kommunikationszyklus zwischen BGM und Betriebsgastronomie entwickelt werden.
"Sich gesund zu ernähren, ist für viele Menschen ein zentrales Thema in ihrem Alltag. Ein entsprechendes Angebot im Arbeitsumfeld erfreut sich daher besonderer Beliebtheit und fördert die Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen."
Durch zielgruppenspezifisches Angebot punkten
Welche gesundheitsorientierten Angebote kommen gut an? Wie schaffe ich mehr Aufmerksamkeit für diese Angebote? Wie kann die Gästekommunikation gestaltet werden? Ein ganzheitlicher und umfassender Ansatz ist hier gefragt. Neben dem Mittagessen sollten im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung auch Getränke, Snacks, Automatenstationen und Konferenz-Catering einbezogen werden. Durch Nachfrageanalysen entsteht Schritt für Schritt ein Angebotsportfolio, das den Bedürfnissen der jeweiligen Zielgruppe entspricht.
Der Qualitätsstandard der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse ist dabei eine praxisnahe Orientierungshilfe zur Verbesserung des Gastronomieangebots und gibt einen Rahmen vor, der kreativ ausgestaltet werden kann. Kommunikation ohne Bevormundung und die richtige Platzierung des gesunden Angebots sind weitere Erfolgsfaktoren. Wenn gesundheitsfördernde Speisen und Getränke in der Greifzone und an viel frequentierten Orten (Laufwege der Gäste) prominent und attraktiv platziert werden, wird die gesunde Wahl zur einfachen Wahl (Nudging).
Bewusstseinsbildung fördern
Angebote in den Bereichen Ernährungsbildung und -beratung zahlen positiv auf die Bewusstseinsbildung ein. Auch hier gibt es vielfältige Möglichkeiten: zum Beispiel Gesundheitstage, Webinare, Challenges, Ernährungsworkshops, Kochkurse, individuelle Beratungsangebote, Aktionsflyer mit Rezepten. Spezielle Zielgruppen wie Beschäftigte im Schichtdienst, Außendienst oder im Homeoffice sollte man bei den Maßnahmen auch im Blick haben.
Auch planetare Gesundheit im Fokus
Die Planetary Health Diet basiert auf den Erkenntnissen eines Teams aus Wissenschaftler:innen, die einen Plan entwickelt haben, wie unsere Erde langfristig 10 Milliarden Menschen weltweit ernähren kann – und zwar so, dass Mensch und Umwelt gleichermaßen gesund bleiben. Durch die Integration der Planetary Health Diet in die Betriebliche Gesundheitsförderung können Unternehmen nicht nur die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden, sondern auch die Gesundheit unseres Planeten verbessern. Diese kulinarischen Angebote leisten damit auch einen positiven Beitrag zum Umweltschutz und stärken die Corporate Social Responsibility (CSR).
Ulrike Mössner ist Leiterin des Fachbereichs Culinary Creation & Nutrition bei Aramark Deutschland. Die Ökotrophologin und Ernährungsexpertin begleitet im Unternehmen u.a. die Einführung neuer Food-Konzepte wie Planet Power – die erste feste Menülinie zur Planetary Health Diet.
Quelle: B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
Wirtschaft | Führung & Personal, 30.08.2024
Dieser Artikel ist in forum 04/2024 ist erschienen - Der Zauber des Wandels erschienen.
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