Gegendarstellung

Replik des Öko-Instituts auf den Artikel von Roland Irslinger

Liebes forum Nachhaltig Wirtschaften, Sie haben den Artikel "Waldwirtschaft: Ein Professor widerspricht dem Umweltbundesamt" von Herrn Roland Irslinger veröffentlicht. In dem Artikel gibt es einige inhaltliche Punkte, zu denen wir Herrn Irslinger eine wissenschaftliche Diskussion anbieten. Es gibt in dem Artikel aber leider auch rufschädigende Falschaussagen. Wir möchten Sie deshalb bitten, folgende Textpassage zu Ihrem Artikel hinzuzustellen, um das Bild zu vervollständigen:
 
© freepik, freepik.comIn seinem jüngsten Artikel stellt Herr Irslinger eine Reihe von Behauptungen auf, die nicht nur wissenschaftlich unbegründet, sondern in einigen Fällen auch rufschädigend sind. Wir möchten hiermit auf die wesentlichen Punkte eingehen und klarstellen, dass die von ihm geäußerten Aussagen einer sachlichen Überprüfung nicht standhalten.
 
1. Entwicklung und Anwendung des FABio-Forest Modells:
Herr Irslinger behauptet fälschlicherweise, dass das FABio-Forest Modell ein Auftragsgutachten von Greenpeace sei und wissenschaftlich ohne Wert wäre. Diese Aussage ist schlichtweg falsch. FABio-Forest wurde vom Öko-Institut mit Eigenmitteln entwickelt und erstmals im Rahmen der Studie „Waldvision Deutschland" (Böttcher et al. 2018a) veröffentlicht, die zwar im Auftrag von Greenpeace erstellt wurde, jedoch keineswegs das Modell selbst als Auftragsarbeit umfasst. Das Modell wurde seither in zahlreichen wissenschaftlichen Projekten weiterentwickelt, darunter das UBA-BioSINK und WKF-DIFENs. Die Unabhängigkeit und wissenschaftliche Validität von FABio-Forest sind durch umfangreiche Dokumentationen belegt (Böttcher et al. 2018b; Pfeiffer et al. 2023). Daher ist die Behauptung, das Modell sei ein „Auftragsgutachten von Greenpeace", haltlos.
 
2. Falsche und veraltete Zitierungen:
Herr Irslinger zitiert den Wissenschaftlichen Beirat Waldpolitik (WBW 2019) mit dem Ziel, die wissenschaftliche Qualität von FABio-Forest in Frage zu stellen. Dabei stützt er sich auf veraltete und bereits entkräftete Stellungnahmen. In unserer Reaktion auf die WBW-Stellungnahme (Böttcher et al. 2019) haben wir ausführlich auf die Kritikpunkte geantwortet und, wo berechtigt, das Modell weiter verbessert. Die aktuellen Entwicklungen und Verbesserungen des FABio-Forest-Modells sind in der wissenschaftlichen Literatur umfassend dokumentiert, insbesondere in Pfeiffer et al. (2023). Es ist unzulässig, sich auf überholte Zitate zu berufen, um ein Modell zu diskreditieren, das kontinuierlich weiterentwickelt wurde.
 
3. Berücksichtigung des Klimawandels im FABio-Forest Modell:
Ein weiterer Kritikpunkt von Herrn Irslinger ist die angebliche Nichtberücksichtigung des Klimawandels im FABio-Forest-Modell. Diese Aussage ist ebenfalls falsch. In den Berichten aus dem UBA-BioSINK Projekt (Pfeiffer et al. 2023; Hennenberg et al. 2024) werden explizit Szenarien für unterschiedlich starke natürliche Störungen, einschließlich der Auswirkungen des Klimawandels, dargestellt. Diese Szenarien beinhalten Annahmen zur Mortalität und Zuwachsminderungen, die direkt in die Modellierung eingeflossen sind. Herr Irslinger bezieht sich hier offensichtlich auf eine veraltete Modellversion und ignoriert die wesentlichen Fortschritte der letzten Jahre.
 
4. Positive Weiterentwicklungen von FABio-Forest:
Es ist bemerkenswert, dass Herr Irslinger die positiven Weiterentwicklungen des FABio-Forest-Modells vollständig verschweigt. Besonders hervorzuheben ist die neu implementierte Steuerung des Holzeinschlags (Pfeiffer et al. 2023), eine Funktionalität, die in vielen anderen Waldmodellen fehlt und die die Flexibilität und Genauigkeit von FABio-Forest weiter erhöht.
 
Fazit:
Wir laden Herrn Irslinger zu einer wissenschaftlich fundierten Diskussion über die genannten Punkte ein. Eine kritische Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Modellen ist wichtig und willkommen, sollte jedoch auf aktuellen und korrekten Informationen basieren. Falsche Darstellungen und rufschädigende Aussagen, wie sie in dem Artikel gemacht wurden, tragen nicht zu einer konstruktiven Debatte bei und sollten korrigiert werden.
 
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung und herzliche Grüße aus dem Öko-Institut,
Mandy Schoßig

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