Zertifizierte Entsorgung von Altreifen

Das Fundament im Kampf gegen die bedrohliche Dimension der Altreifen

Jährlich rund 530.000 Tonnen Altreifenaufkommen in Deutschland, Europa erreicht binnen eines Jahres insgesamt 3,5 Millionen Tonnen – das Problem der Altreifenentsorgung wächst. Damit abgefahrene Reifen in der Verwertung den bestmöglichen Weg im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft gehen können, muss das fachgerechte Einsammeln der Reifen der erste Schritt sein.
 
Reifen: Eine nachhaltige Herausforderung – In Deutschland fallen jährlich 530.000 Tonnen Altreifen an. Eine umweltfreundliche Entsorgung ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. © KURZ Karkassenhandel GmbH.
Die Menge an Altreifen, die jedes Jahr anfällt, stellt eine immense Herausforderung dar. Diese Reifenberge wachsen kontinuierlich und bedrohen unsere Umwelt. Sie können gefährliche Brände verursachen, deren giftiger Rauch die Luft verschmutzt. Europa muss hier mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, wie eine nachhaltige und effiziente Lösung aussehen kann. Eine Schlüsselrolle übernimmt dabei die fachgerechte Entsorgung, auf deren Grundlage alle weiteren Schritte aufbauen. Nur wenn die Reifen von Fachleuten eingesammelt und sortiert werden, können sie im Sinne der Kreislaufwirtschaft sinnvoll und nachhaltig weiterverwendet werden. Dies umfasst die Wiederverwertung in neuen Produkten, die energetische Nutzung in hochmodernen Anlagen sowie die Nutzung in innovativen Bau- und Infrastrukturprojekten.
 
Ein Netzwerk gegen die Altreifenflut 
In der Initiative ZARE setzen sich Entsorgungsbetriebe gemeinsam für eine umweltfreundliche Altreifenentsorgung ein. © Initiative ZAREIn dieser Situation spielen zertifizierte Altreifentsorger eine entscheidende Rolle. In Deutschland haben sich viele Entsorger im Netzwerk ZARE (Zertifizierte Altreifen Entsorger) zusammengeschlossen, das sich seit seiner Gründung im Jahr 2015 für die fachgerechte Entsorgung von Altreifen einsetzt. Die Netzwerk-Partner arbeiten eng mit Kfz-Werkstätten, Autohäusern, dem Reifenhandel und Speditionen zusammen, um die Altreifen direkt vor Ort einzusammeln. Mit den Partnerschaften soll sichergestellt werden, dass die Reifen effizient und umweltfreundlich eingesammelt und im Nachgang verarbeitet werden können. Die Betriebe wollen sich von „schwarzen Schafen" abheben, die Altreifen zwar entsorgen, aber alles andere als umweltgerecht agieren. Für den Werdegang eines Altreifens ist die Entsorgung der erste, wichtige Schritt, der die Weichen stellt: In der fachgerechten Entsorgung wird jeder Reifen auf seinen Zustand geprüft und danach der bestmöglichen Wiederverwertungsmethode zugeführt. Reifen mit ausreichend Profil beispielsweise können in Länder exportiert werden, in denen aufgrund schlechter Straßenverhältnisse mit niedrigeren Geschwindigkeiten gefahren wird. Ist der Export keine Option mehr, ist der ökologisch sinnvollste Weg die Runderneuerung, da hierbei ein großer Teil des abgefahrenen Reifens wiederverwertet wird. Wenn eine Runderneuerung nicht möglich ist, kommen andere Verfahren wie die stoffliche oder chemische Verwertung zum Einsatz. 
 
Der Weg zu nachhaltiger Verwertung und Recycling
Zertifizierte Altreifenentsorger sortieren die gesammelten Reifen sorgfältig und führen sie den bestmöglichen Verwertungs- bzw. Recyclingverfahren zu. Zu diesen Verfahren gehören:
  1. Reifenrunderneuerung: Per Runderneuerung werden gebrauchte Reifen wieder­verwertet, indem die abgefahrene Lauffläche durch eine neue ersetzt wird. Dies verlängert die Lebensdauer der Reifen erheblich und spart wertvolle Ressourcen.
  2. Stoffliche Verwertung – dabei werden die Reifen geschreddert, granuliert und gemahlen. Metall und Textil werden herausgelöst und gesondert verwertet. Aus dem Granulat und dem Mehl entstehen hochwertige neue Produkte. 
  3.  Devulkanisation: Bei der Devulkanisation werden die vulkanisierten Gummi­verbin­dungen chemisch aufgebrochen, sodass das Material wiederverwertet werden kann. Der Prozess ermöglicht die Fertigung neuer Gummiprodukte aus alten Reifen.
  4. Chemisches Recycling - Pyrolyse: Die Pyrolyse ist ein Verfahren, bei dem Altreifen unter hohen Temperaturen und ohne Sauerstoffzufuhr zersetzt werden. Dabei entstehen wertvolle Rohstoffe wie Öl, Gas und Kohlenstoff, die weiterverwendet werden können.
Nachhaltige Reifenverwertung: Zertifizierte Entsorgungsbetriebe setzen auf Runderneuerung, stoffliche Verwertung, Devulkanisation und chemisches Recycling. © Genan GmbH
Umweltschäden durch illegale Entsorgung und Export in außereuropäische Länder 
Ein besonderes Problem ist die illegale Entsorgung von Altreifen. Diese Praxis ist nicht nur verboten, sondern auch umweltschädlich. Die Kosten tragen am Ende die Umwelt und der Steuerzahler. Um Behörden bei der Ermittlung zu unterstützen und das Bewusstsein für das Problem zu schärfen, können solche Fälle auf der Webseite www.zertifizierte-altreifenentsorger.de dokumentiert werden. Diese Transparenz soll außerdem helfen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. 

Zu viele der entsorgten Altreifen werden derzeit als Schredderware oder in kompakten gepressten Ballen ungeregelt als Sekundärbrennstoff in das außereuropäische Ausland exportiert, wo sie häufig in Anlagen ohne Filter in Zementwerken verbrannt werden. Dies führt zu erheblichen Umweltbelastungen. Mit einer fachgerechten Entsorgung und ein Nachhalten gesetzlicher Regelungen können solche schädlichen Praktiken vermieden werden.
 
Politische Herausforderungen und Europa als Vorreiter
Um die Rahmenbedingungen für die Altreifenentsorgung im Sinne des Natur- und Klimaschutzes zu verbessern, muss die Politik dringend tätig werden. Doch die Mühlen der Politik mahlen sehr langsam. Hinzu kommt, dass EU-Regelungen möglicherweise Vorrang haben, was die Gesetzgebung in Deutschland noch langwieriger macht. Es bedarf dringend klarer und effektiver Regelungen, um die nachhaltige Entsorgung und Verwertung von Altreifen zu gewährleisten.

Europa muss als Vorreiter in der nachhaltigen Altreifenentsorgung agieren und zeigen, wie eine effiziente Lösung aussehen kann. Nur wenn die Altreifen zur Weiterverwertung in Europa bleiben, hat die Recyclingindustrie ausreichend und zuverlässig Material, um neue Produkte zu entwickeln. 

Unterstützung erhält das Engagement von AZuR auf politischer Ebene durch die Dachorgani­sation der europäischen Recyclingindustrie (EuRIC), welche die große Mehrheit der Altreifen­verwerter in Europa vertritt. EuRIC forderte die Europäische Kommission bereits im Juli 2023 dringend dazu auf, die Ausfuhr und Verbrennung von in Europa anfallenden Altreifen außerhalb der EU-Grenzen zu stoppen.
 
In dem Positionspapier heißt es, dass „trotz der Bemühungen zur Sammlung von Altreifen in den Mitgliedstaaten […] ein entmutigender Trend anhält: Anstatt zu wertvollen Ressourcen wie Gummi, Stahl und Textilfasern zu recyceln, werden Altreifen verkauft oder zur Mitverbrennung exportiert. Folglich haben die Reifenrecyclingunternehmen Schwierigkeiten, sich ausreichende Mengen Altreifen zu sichern, was den gesamten Recyclingprozess gefährdet. Sofortiges Handeln ist entscheidend, um diese katastrophale Situation zu beheben. 
Reifen zu verbrennen statt sie zu recyceln, schadet aus Sicht der EuRIC „nicht nur der Umwelt, sondern verschwendet auch wertvolle Rohstoffe, was die Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen erhöht und den Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen in die Höhe treibt. Die Verwendung von recyceltem Kautschuk bei der Herstellung von Reifen reduziert den CO2-Fußabdruck im Vergleich zur Verwendung von Neugummi. Sofortige Maßnahmen sind deshalb zwingend erforderlich, um die Folgen dieser schädlichen politischen Entscheidung zu korrigieren."

In dem Positionspapier der EuRIC wird ein weiteres, ebenso dringendes Problem angesprochen, das sich negativ auf das Reifenrecycling in Europa auswirkt: „Das Fehlen einer EU-Gesetzgebung, die migrations- und emissionsbasierten Messmethoden den Vorrang vor Messung des Gesamtgehalts an Chemikalien in Produkten gibt. Es besteht ein dringender Bedarf an einem harmonisierten Ansatz zur Messung der Migration von Chemikalien (z.B. PAHs) in recyceltem Gummi. 

Kontakt: Initiative ZARE | presse@zertifizierte-altreifenentsorger.de | zertifizierte-altreifenentsorger.de


Umwelt | Ressourcen, 31.08.2024

     
        
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