So kommt Deutschland aus der Polykrise
D2030 stellt Szenarien für Klimaneutralität, Gerechtigkeit und Wandel vor
Wie sieht ein klimaneutrales Deutschland aus? Wie eine sozial gerechte Zukunft? Was für ein Land wollen wir 2045 sein? Gemeinsam mit 50 Zukunftsforschenden hat der "Deutschland neu denken e.V." die ersten unabhängigen und wünschenswerten Zukunftsbilder für Deutschland entwickelt und daraus Handlungsempfehlungen für die Politik abgeleitet. In deren Studie „Neue Horizonte 2045 – Missionen für Deutschland" haben sie sieben Szenarien entwickelt, mit denen offene Diskurse in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft angeregt und unterstützt werden sollen.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
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Es gibt nicht nur mehrere Wege in die Zukunft, sondern auch konkurrierende Zielszenarien. Im politischen und gesellschaftlichen Diskurs darf es folglich nicht nur um kurzfristige Maßnahmen gehen. Längerfristige Visionen und Zielbilder müssen wieder mehr Beachtung finden.
- Die Mehrheit der im Rahmen der Studie befragten Menschen wünscht sich grundlegende Veränderungen, wie sie im Rahmen der sogenannten „Neue Horizonte"-Szenarien beschrieben sind.
- Sieben Voraussetzungen müssten geschaffen werden, um die am meisten gewünschten „Neue-Horizonte"-Szenarien zu erreichen, darunter eine konsequente Klimapolitik, ein neues Wirtschaftsmodell, veränderte Lebensstile und neue Formen der Beteiligung.
- Im Rahmen der Studie wurden zwölf weitere Zielkonflikte identifiziert, für die es aus Transformationssicht kein eindeutiges Richtig oder Falsch gibt, beispielsweise der Konflikt zwischen nationaler Souveränität und globaler Offenheit in unseren Wirtschaftsbeziehungen.
- Transformation wird nur gelingen, wenn wir lernen, für heute unvereinbar scheinende Positionen langfristig tragfähige Lösungen, sogenannte „radikale Kompromisse" zu entwickeln.
Seit Mitte der 2010er-Jahre und dem immer offensichtlicheren Klimawandel, spätestens aber seit der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg, befinden wir uns in einer Polykrise. Real und gefühlt. Nachdem in den letzten Jahren kurzfristiges Krisenmanagement die politische Agenda bestimmt hat, gewinnen inzwischen Verdrängung und ideologische Grabenkämpfe die Oberhand. Positive Visionen und motivierende Zukunftsbilder sind Mangelware.
Mit "Deutschland neu denken" Wege in ein zukunftsfähiges Deutschland
Vor diesem Hintergrund hat der Verein D2030 – Deutschland neu denken – gestützt auf seine erstmals 2018 veröffentlichten Deutschland-Szenarien – erneut einen Open-Foresight-Prozess durchgeführt. Ziel ist es, einen Diskursraum zu eröffnen, in dem durch breite Beteiligung der Gesellschaft Wege für ein langfristig zukunftsfähiges Deutschland gefunden werden können.
Entstanden sind sieben Szenarien, die jeweils ein denkbares Zielbild für Deutschland im Jahr 2045 beschreiben. Die verschiedenen Zukunftsentwürfe unterscheiden sich vor allem hinsichtlich ihres Grades an Veränderung und ihrer politischen Steuerung voneinander: Die Szenarien „Sicherheit zuerst" (#6) und „Alternative Stabilitäten" (#7) legen den Schwerpunkt auf Bewahrung und Stabilisierung, ohne die drängenden Probleme auszublenden, aber um den Preis eines geringeren Klimaschutzes. Die Szenarien „Grünes Wachstum" (#1) und „Techno-Optimismus" (#5) beschreiben Veränderungspfade, die sich weiter im Rahmen des bestehenden Wirtschaftsmodells bewegen. Die Szenarien „Nachhaltiger Systemumstieg" (#2), „Radikale Kompromisse" (#3) und „Ökoliberale Transformation" (#4) werden als „Neue-Horizonte-Szenarien" bezeichnet. Sie beinhalten jeweils ein neues Wohlstands- und Wirtschaftsmodell mit post-industriellen Strukturen und deutlichen Veränderungen in den Lebensstilen.
Die sieben Szenarien im Überblick
- Grünes Wachstum (Szenario 1): Die Menschen sind veränderungsbereit, scheuen aber radikale Brüche. Die Politik nimmt eine Führungsrolle ein und treibt über Missionen die Transformation hin zu einer „grünen Industrie", die global zum Aushängeschild wird. Teilhabe, Konsens und Ausgleich sind wichtig.
- Nachhaltiger Systemumstieg (Szenario 2): Deutschland wagt die Abkehr von Wachstum sowie Wettbewerb und setzt auf radikale Transformation: Klimaschutz erhält Vorrang. Regionale Wertschöpfung, ein bedingungsloses Grundeinkommen, veränderte Lebensstile und neue Infrastrukturen kennzeichnen den Systemwechsel.
- Radikale Kompromisse (Szenario 3): Deutschland gelingt die Transformation zu einer souveränen und auf den Weltmärkten erfolgreichen Wirtschaft jenseits traditionellen Wachstums. Die Politik orchestriert gemeinsam entwickelte Missionen, die die chancenorientierte und vielfältige Gesellschaft zusammenführen.
- Ökoliberale Transformation (Szenario 4): In einer von digitaler Wertschöpfung geprägten Welt gelingt Deutschland die Transformation zu einem postindustriellen Wirtschaftsmodell. Basis dafür sind gesellschaftliche Offenheit sowie individuelle und unternehmerische Freiheit. Die Politik konzentriert sich auf die Rahmensetzung.
- Techno-Optimismus (Szenario 5): Gestützt auf visionäre Unternehmen und DeepTech-Innovationen hat Deutschland seine traditionelle Stärke in der industriellen Wertschöpfung erfolgreich in die digitale Welt übertragen. Grüne Technologiesprünge sind der Schlüssel zur Lösung der Klimakrise.
- Alternative Stabilitäten (Szenario 6): Deutschland stellt sich den globalen und gesellschaftlichen Realitäten: Politik konzentriert sich auf das im Konsens Mögliche – auch bei Klima und Transformation. Eigenverantwortung hat Konjunktur, und zivilgesellschaftliche Strukturen übernehmen zahlreiche, vormals staatliche Aufgaben.
- Sicherheit zuerst (Szenario 7): Die „traditionelle Mitte" der Gesellschaft ist weiter stark und strebt nach Sicherheit. Wohlstand, sozialer Ausgleich und Stabilität sind prioritäre Ziele einer aktiv regulierenden Politik – deutlich mehr als Transformation und Klimaschutz. Grundlage sind weiter starke Kernbranchen.
Über D2030 e.V.
D2030 e.V. verfolgt die Vision eines weltoffenen, liberalen, nachhaltigen und Wir-orientierten Deutschlands, in dem Zielkonflikte transparent gemacht und kreative Lösungen dialogisch zwischen und innerhalb von Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft ausgehandelt werden. Der Verein will einen unabhängigen und konstruktiven Zukunftsdiskurs in Deutschland etablieren.
Kontakt: Deutschland neu denken e.V., Dr. Alexander Fink | fink@d2030.de | www.d2030.de
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