"Nicht überall, wo nachhaltig draufsteht, ..."

"... ist auch nachhaltig drin"

Das Angebot an vermeintlich nachhaltigen Anlageprodukten ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Gleichzeitig ist es um das Vertrauen in derartige Produkte in Folge verschiedener Greenwashing-Skandale schlecht bestellt. Dass eine konsequent nachhaltige Geldanlage möglich ist, zeigt der B.A.U.M. Fair Future Fonds, der seit 2018 als Gemeinschaftsprojekt von BAUM e.V., GLS Investments und Green Growth Futura besteht.
 
© melita@stock.adobe.comÜber Orientierungsmöglichkeiten im Angebotsdschungel nachhaltiger Geldanlagen, den Nachhaltigkeitsansatz des Fonds und besonders vorbildliche Unternehmen sprachen wir mit den Nachhaltigkeitsanalysten Benedikt Gieseler von Green Growth Futura und Jakob Heidecke von GLS Investments.
 
Herr Heidecke, zum Auftakt direkt eine praktische Frage: Welche Empfehlungen geben Sie Anleger:innen, die sich für nachhaltige Investmentfonds interessieren?
Jakob Heidecke: Ich würde Anleger:innen empfehlen, den verschiedenen auf dem Markt befindlichen ESG-Ansätzen nicht blind zu vertrauen, sondern zuallererst ihr eigenes Verständnis von Nachhaltigkeit in ihre Investitionsentschei­dungen einzubringen. Dabei ist es wichtig, genau zu verste­hen, was Fondsanbieter unter Nachhaltigkeit auffassen und welche Branchen und Geschäftsmodelle wirklich zu einem nachhaltigen Zukunftsbild beitragen können. Hier gibt es nämlich sehr große Unterschiede und nicht überall, wo nach­haltig draufsteht, ist auch nachhaltig drin. Ein Warnzeichen für Greenwashing könnte sein, wenn ein Fonds sich als nach­haltig präsentiert, aber trotzdem in umstrittenen Geschäfts­feldern aktiv ist oder große, kontroverse Konzerne unter den Hauptpositionen führt. Bestimmte Siegel und Zertifikate wie das FNG-Siegel oder Bewertungen durch Verbraucherportale wie MeinFairMögen, Faire Fonds und ECOreporter können eine gewisse Orientierung bieten. Auch hier ist es aber ent­scheidend, die Kriterien hinter den Siegeln zu prüfen.

Sie sprechen die Bedeutung unterschiedlicher Nachhaltig­keitsansätze an. Herr Gieseler, wie definieren Sie Nachhal­tigkeit im Kontext von Kapitalanlagen und welche Kriterien sind für Sie bei der Bewertung eines nachhaltigen Unter­nehmens entscheidend?
Benedikt Gieseler: Beim B.A.U.M. Fair Future Fonds ver­folgen wir einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz: Un­ternehmen, in die wir investieren, sollen die Umwelt und Ressourcen so nutzen, dass die Lebensgrundlage für alle Lebewesen und die nachfolgenden Generationen erhalten bleibt. Dafür analysieren wir sowohl die Geschäftstätigkeit, also die Kernprodukte, als auch die innerbetriebliche Nach­haltigkeitsentwicklung. Unternehmen, die ihre Nachhaltig­keitsziele durch konkrete Maßnahmen glaubhaft umsetzen und ihre Fortschritte quantitativ belegen können, sind für uns besonders interessant. 

Das klingt anspruchsvoll. Welche Herausforderungen er­geben sich daraus für Ihr Nachhaltigkeitsresearch?
Benedikt Gieseler © privatGieseler: Eine der größten Herausforderungen ist der Man-gel an Nachhaltigkeitsdaten, vor allem bei kleineren Unter­nehmen. Die gute Nachricht für uns Analyst:innen ist aber, dass europäische Unternehmen durch gesetzliche Vorga­ben zukünftig deutlich mehr Nachhaltigkeitsinformationen veröffentlichen müssen. Das wird die Datengrundlage für unsere Bewertungen perspektivisch verbessern. Eine wei­tere zentrale Herausforderung besteht darin, dass wir bei unserer Nachhaltigkeitsanalyse enorm viele Aspekte be­rücksichtigen und wir stets abwägen müssen, welche im Einzelfall Priorität haben. Ein Beispiel: Wie bewerten wir ein Unternehmen aus dem Metallrecycling, das einerseits in einem positiven Geschäftsfeld tätig ist, aber andererseits für sein Kerngeschäft enorm viel Energie benötigt und hohe Emissionen verursacht?

Heidecke: Um bei solchen komplexen Fragestellungen mög­lichst viele verschiedene Perspektiven einzubeziehen, diskutie­ren wir alle Unternehmensprofile und -analysen, die Benedikt und sein Team bei Green Growth Futura erstellen, in unserem Nachhaltigkeitsbeirat. Dieser setzt sich aus einem Gremium von unabhängigen Expert:innen zusammen und entscheidet final darüber, ob ein Unternehmen in das Anlageuniversum des B.A.U.M. Fair Future Fonds aufgenommen wird.

Durch ihren Job erhalten Sie umfangreiche Einblicke in die Nachhaltigkeitsperformance vieler Unternehmen. Gibt es ein nachhaltiges Unternehmen, dessen Entwicklung Sie in letzter Zeit besonders beeindruckt hat?
Jakob Heidecke © privatHeidecke: Oft sind es Unternehmen, die trotz ihrer eher klei­nen Größe mit innovativen und wirkungsvollen Geschäfts­modellen überzeugen. Ein Beispiel aus dem B.A.U.M. FairFuture Fonds ist der Ökoenergieanbieter Energiekontor aus Bremen. Es setzt konsequent auf den Ausbau von Wind-und Solarparks, mit dem Ziel, den gesamten Energiebedarf aus erneuerbaren Quellen zu decken. Besonders hervorzuheben ist die Einführung des EMAS-Umweltmanagementsystems, um die Umweltleistung zu verbessern. Zudem fördert Energiekontor wettbewerbsfähige, bürgernahe erneuerbare Energien, unterstützt lokale Gemeinden und soziale Projekte und engagiert sich für den Schutz der Biodiversität auf den Solarparkflächen. 

Gieseler: Mich hat besonders die Entwicklung der STEICO-Gruppe beeindruckt, die Dämmstoffe aus nachwachsen­den Rohstoffen herstellt. Damit ist sie einem positiven Ge­schäftsfeld zuzuordnen, denn eine bessere Dämmung kann die Energieeffizienz von Immobilien signifikant verbessern. In Bezug auf die innerbetriebliche Nachhaltigkeitsentwick­lung hat STEICO seinen Nachhaltigkeitsansatz, der in der Vergangenheit eher einen ökologischen Fokus hatte, ganz­heitlicher aufgestellt. Besonders im sozialen Bereich setzt das Unternehmen auf systematische Verbesserung. Zum Beispiel baut es die Weiterbildungsangebote für Mitarbei­tende aus und reduziert befristete Verträge zu Gunsten von Festanstellungen. In unserem Scoring Modell konnte sich STEICO auf diese Weise in den letzten zwei Jahren um 15 Prozent verbessern.

Jakob Heidecke ist Senior Nachhaltigkeitsanalyst bei GLS Investments und Mitglied im Nachhaltigkeitsbeirat des B.A.U.M. Fair Future Fonds. 

Benedikt Gieseler ist Senior Sustainability Analyst bei Green Growth Futura und verantwortet das Nachhaltig­keitsresearch für den B.A.U.M. Fair Future Fonds. 

Rechtliche Hinweise: Dies ist eine Marketing-Information. Die Angaben dienen ausschließlich Informationszwecken und stellen keine Anlageberatung oder ein Angebot bzw. eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Fondsanteilen dar. Sie richten sich nicht an natürliche und juristische Personen, deren Wohn- bzw. Geschäftssitz einer ausländischen Rechtsordnung unterliegt, die für die Verbreitung derartiger Angaben Beschränkungen vorsieht, insbesondere nicht für US-amerikanische Staatsbürger oder Personen mit Wohnsitz bzw. ständigem Aufenthalt in den USA. Alleinige Grundlage für den Kauf von Fondsanteilen sind die Verkaufsunterlagen (Basisinformationsblatt, aktueller Verkaufsprospekt sowie letztverfügbarer Halbjahres- und Jahresbericht). Eine aktuelle Version der Verkaufsunterlagen in deutscher Sprache erhalten Sie kostenlos in Papierfassung bei der Verwahrstelle, der Verwaltungsgesellschaft sowie im Internet unter www.universal-investment.com. Das Investmentvermögen weist ein nicht auszuschließendes Risiko erhöhter Volatilität auf, d.h. in kurzen Zeiträumen nach oben oder unten stark schwankender Anteilspreise. Es kann keine Zusicherung gemacht werden, dass die Anlageziele erreicht werden. Informationen über die Wertentwicklung in der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Verwaltungsgesellschaft kann beschließen, die Vorkehrungen, die sie für den Vertrieb der Anteile ihrer Organismen für gemeinsame Anlagen getroffenen hat, gemäß Artikel 93a der Richtlinie 2009/65/EG und Artikel 32a der Richtlinie 2011/61/EU aufzuheben. Weitere Informationen zu Anlegerrechten in deutscher Sprache finden Sie auf www.universal-investment.com/de/Unternehmen/Compliance/Anlegerrechte/.

Quelle: BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften

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