Transformation im Verpackungsbereich
Procter & Gamble setzt auf faserbasierte Materialien. Und auf Kooperationen.
Für die Unternehmen der Konsumgüterindustrie ist die Umstellung auf nachhaltige Verpackungen in vollem Gang. Wer wie Procter & Gamble den Verbrauch von Neuplastik bis 2030 um 50% reduzieren und sämtliche Verpackungen recycle- oder wiederverwendbar designen will, braucht dafür starke Lösungen. Eine solche Lösung sieht der Hersteller von Wasch- und Reinigungsmittel, Babywindeln, Shampoo und Rasierklingen in einer sonnenblumenähnlichen Blüte: der Silphie-Pflanze. Ihre Fasern entpuppen sich als Alternative zu bisher für Verpackungen verwendeten Rohstoffen wie Holzfasern und setzt Impulse für die Kreislaufwirtschaft.
Silphie? Was genau ist das?
Die gelb blühende Silphie-Pflanze (Silphium perfoliatum) zählt zur Familie der Korbblütler. Ihren Ursprung hat sie in Nordamerika, wo sie unter ähnlichen klimatischen Verhältnissen gedeiht wie wir sie in Mitteleuropa haben. Längere Kälteperioden übersteht die robuste Pflanze schadlos – eine Eigenschaft, die ihren Anbau auch in Deutschland begünstigt. Das macht sich Procter & Gamble zunutze. Genauer gesagt der Kooperationspartner PreZero, der das neuartige Silphie-Papier über die Marke OutNature entwickelt hat.
Beeindruckende Eigenschaften
Die mehrjährige Pflanze wird derzeit vor allem in Baden-Württemberg angebaut. Ihre positiven Eigenschaften sind beeindruckend: Mit ihrer langen Blütezeit von Juli bis September bietet sie einen Lebensraum für Insekten, sie kommt ohne Pestizide aus und schützt den Boden vor Wind- und Wassererosionen.
Beeindruckendes Einsatzgebiet
Silphie-Papier wird derzeit zu etwa 35 Prozent aus den Fasern der Pflanze hergestellt, hinzu kommen Zellstoff bzw. Altpapier. Das Papier kommt im Food- als auch im Non-Food-Bereich zum Einsatz – in Form von Papiertüten, Etiketten, Banderolen, Hülsen, Wellpappen, Obst- und Gemüseschalen sowie als Faltschachteln. Damit ist es eine Alternative zu Verpackungsmaterialien auf Holzfaserbasis.
Von der Idee zur Anwendung
Dass die Entwicklung nachhaltiger Materialien bei abpackenden Unternehmen, bei Lebensmittel-, Getränke und Kosmetikherstellern weit oben auf der Agenda steht, ist sowohl auf die Erwartungen der Verbraucher, die Auswirkungen von Verpackungen in der Umwelt, als auch auf die sich verändernden gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie unter anderem die PPWR, Packaging and Packaging Waste Regulation, zurückzuführen. Sie zielt darauf ab, die Umweltauswirkungen von Verpackungen zu reduzieren und ihre Abfälle durch Kreislaufwirtschaft zu minimieren. Die Umstellung auf Materialien, die den regulatorischen Anforderungen genügen, ist ein komplexer Prozess. Jedes neue Material muss auf seine Eignung für die Produkte eines Herstellers geprüft und qualifiziert werden. Herausforderungen wie die Verarbeitung auf bestehenden Maschinen, eine Skalierung der Produktion und die Sicherstellung gleichbleibender Qualität begrenzen oftmals eine breite Anwendung.
Auf dem Weg zu neuen, nachhaltigen Verpackungslösungen testet P&G daher die Einsatzmöglichkeiten von Silphie-Papier in verschiedenen Projekten. So führte das Unternehmen schon 2021 für die Marke Gillette Verkaufsdisplays aus Silphie-Papier ein. Danach folgten die Marken Lenor und Fairy.
Mit einem neuen Großgebinde-Umkarton setzte Ariel im April 2024 zum ersten Mal auf das neuartige Silphie-Papier als Bestandteileiner Umverpackung, welche über den Discounter Lidl vertrieben wurde. Der Umkarton besteht zu 13 % aus Silphie-Fasern, zu 64 % aus recyceltem Papier.
Die Rolle von Partnerschaften
Hinter dem Erfolg von Silphie-Papier stehen Partnerschaften, die verschiedene Akteure entlang der Wertschöpfungskette geschlossen haben. Die Kooperation zwischen P&G und dem Umweltdienstleister PreZero hat es ermöglicht, Silphie-Papier erfolgreich auf den Markt zu bringen und zu testen.
Neben Silphie gibt es weitere Alternativen, die bisherige Materialien sinnvoll ersetzen können. Ein weiteres Beispiel für gelungene Kooperationen ist die „Allianz der Pioniere", die sich der Förderung von Paludikultur verschrieben hat. Durch die Nutzung von Biomasse aus wiedervernässten Mooren sollen neue, nachhaltige Rohstoffe für Verpackungen erschlossen werden. Das Potenzial für den Klima- und Artenschutz, aber auch für Wirtschaft und Landwirtschaft wird als enorm eingeschätzt. Denn der Anbau von Schilf, Rohrkolben, Torfmoosen oder Seggen liefert nachwachsende Rohstoffe, die fossile Ressourcen ersetzen und die Klimabilanz von Unternehmen verbessern können. Gleichzeitig kann hier regionale Wertschöpfung gelingen, die LandwirtInnen ein zukunftsweisendes Einkommen sichert, verlässliche Lieferketten schafft und kurze Transportwege eröffnet.
P&G ist Gründungsmitglieder und Teil dieser Allianz, der bedeutende Wirtschaftsunternehmen angehören. In Zusammenarbeit mit der toMOORow Initiative, der Umweltstiftung Michael Otto, des Greifswald Moor Centrums und der Michael Succow Stiftung unterstützt die Vereinigung wichtige UN Nachhaltigkeitsziele.
Ausblick für eine Transformation der Kreislaufwirtschaft
Verpackungen sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Vom Waschmittelkarton bis zur Obstschale halten wir sie täglich in Händen – und entsorgen sie, ohne lang darüber nachzudenken. Deshalb ist es wichtig, dass der Anteil von nicht-recyclefähigen Materialien auf unseren Regalen deutlich verringert wird. Procter & Gamble setzt deshalb auf innovative Ansätze und fördert die Entwicklung von Materialien wie Silphie-Papier. Die nächsten Schritte sind schon in Planung: Beschichtungen auf Basis von Biopolymeren oder Nanocellulose testen, Produktionsprozesse skalieren und den Einsatzbereich von Silphie-Papier und anderen Naturfasern erweitern. Mehr dazu im Podcast „Geht das auch grüner?"
Silphie-Papier ist aber nicht nur ein Beweis für die Innovationskraft von Konsumgüterunternehmen wie P&G, sondern auch ein Modell dafür, wie Kooperationen den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft beschleunigen können. Das zeigt der Podcast einer Expertenrunde zum Thema Silphie.
Kontakt: Melanie Fischer, P&G | fischer.mf@pg.com | de.pg.com
Umwelt | Ressourcen, 28.11.2024
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